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gesteigerte Bildung von Humor aqueus ist theils durch Vorstehendes, theils dadurch, dass die Erscheinung an eben gestorbenen Thieren zu Stande kam, ausgeschlossen. Von den im Innern des Auges gelegenen Muskeln endlich ist die Irismusculatur nach den Versuchen Adamük's ebenfalls ausgeschlossen, so wie der Accommodationsapparat für die Nähe ausgeschlossen sei, da derselbe vom N. oculomotorius innervirt werde. Es bleiben somit nur die Müller'schen Fasern der Choroidea oder ein vom Sympathicus vielleicht innervirter Theil des M. ciliaris. Hierüber hat der Verf. noch nicht weiter experimentirt.

Nach Exstirpation des Ganglion ciliare bei Katzen kam auf Reizung des Sympathicus sowohl die Drucksteigerung im Auge, als auch die Pupillenerweiterung zu Stande. In der Augenhöhle laufen die die Drucksteigerung bewirkenden Fasern sehr nahe dem Opticus und nicht zusammen mit den auf die Weite der Pupille wirkenden Fasern des Sympathicus.

Die im Ber. 1864. p. 518 notirten Angaben Guttmann's, aus denen derselbe für den Frosch auf den Ursprung Pupillenerweiternder Fasern im Ganglion Gasseri schloss, erkennt Schiff zwar als richtig an, nicht aber auch die Schlussfolgerung, und zwar deshalb, weil nicht bewiesen sei, dass diejenigen bekannten sympathischen Verbindungsfäden, die Guttmann durchschnitt, die einzigen sind, und möglicherweise andere existiren, welche die Pupillen - erweiternden Fasern zuführen, die in der Wurzel des Quintus und im obern sympathischen Halsknoten nicht vorhanden sind. Schiff führte, um alle derartige Verbindungen zu trennen, bei Fröschen aussen um das Gangl. Gasseri der einen Seite einen halbkreisförmigen Schnitt, ohne das Ganglion zu verletzen, und auf der andern Seite exstirpirte er das Ganglion: die Pupillen beider Augen waren sofort und blieben gleich stark verengt. Dem Einwand, dass jener Schnitt nicht nur die Zufuhr, sondern auch die Abfuhr von Pupillen-erweiternden Fasern trennte, wird, falls wir recht verstehen, durch die Bemerkung begegnet, dass in zwei Versuchen durch mechanische Reizung constatirt wurde, dass die dem umschnittenen Ganglion sich beigesellenden motorischen Fasern noch reizbar waren. Schiff sah ferner nach Zerstörung des Hirns und Marks keine Veränderung der Pupille auf Exstirpation des Ganglion Gasseri. Nach Abschneiden des Kopfes, so, dass der schräge Schnitt einerseits hinter das Ganglion fiel, anderseits das Ganglion abtrennte, waren beide Pupillen gleich eng.

Zeitschr. f. rat. Med. Dritte R. Bd. XXXII,

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Die im Ber. 1862. p. 507 notirten Untersuchungen Oehl's bei Säugethieren hält Schiff auch nicht für hinreichend zu Ende geführt, um den Ursprung Pupillen - erweiternder Fasern aus dem Ganglion Gasseri beweisen zu können und bemerkt, es sei ihm nach Versuchen bei Katzen wahrscheinlich, dass dem Ganglion Gasseri auch aus dem Theil des Sympathicus Pupillen - erweiternde Fasern zugeführt werden, welcher das Cavum tympani durchsetzt.

Salkowski findet (vergl. oben) bei Kaninchen das Centrum für die pupillenerweiternden Fasern zusammen mit dem Centrum der Gefässnerven des Ohrs nicht im Halsmark, sondern oberhalb des Atlas, also wahrscheinlich im verlängerten Marke, und macht die stete Coincidenz der Gefässerscheinungen am Ohr, am Kopfe überhaupt, mit den Erscheinungen der Pupillenerweiterung vom Sympathicus aus, von den Wurzeln der beiden unteren Halsnerven und beiden oberen Brustnerven aus, endlich vom Halsmark aus, für die Ansicht Grünhagen's geltend, dass der dilatatorische Apparat der Iris nichts Anderes, als die Gefässmusculatur derselben sei. Grünhagen selbst meint indessen, Contractilität sei gar nicht mehr ein verlässliches Kennzeichen des Muskelgewebes, dieselbe könne den verschiedensten Gebilden eigen sein, und so sei es auch denkbar, dass nichtmusculöse Partien des Irisgewebes contractil seien, so wie denn für Grünhagen auch schon für manche Fälle von Pupillenverengerung die Wirkung eines Sphincter überflüssig ist. (Zeitschr. f. rat. Medicin. 29. p. 34. p. 284.)

Rogow wiederholte und modificirte die im Ber. 1865. p. 508. 509 notirten Versuche Grünhagen's und fand dessen Wahrnehmungen bestätigt, so dass er schliesst, dass das Calabargift den Sympathicus nicht lähmt und allein den Sphincter iridis in Contraction versetzt, wahrscheinlich durch Reizung der Oculomotoriusenden. Grünhagen (Berl. klin. Wochenschr. 27) hebt dazu noch hervor, dass die in der Basis der Processus ciliares zwar reichlich anzutreffenden Ganglienzellen nicht der Oculomotorius - Ausbreitung angehören, in der Iris aber Ganglienzellen nicht zu finden sind, so dass die periphere Wirkung des Calabargiftes so wie des Atropins durch directe Beeinflussung der Nervenenden resp. der Muskelfasern zu Stande kommen müsse. Nach Grünhagen (Berl. klin. Wochenschr. 27) kann das Calabarextract auch als Mydriaticum wirken. Der Verf. sah auf subcutane Injection der wässrigen Lösung neben Beschleunigung der Respiration und des Herzschlages und gesteigerter Secretion der Sub

maxillardrüse (s. oben) eine stärkere Dilatation der zuvor durch Atropin erweiterten Pupille des Kaninchenauges.

Für das Nicotin erkennt Rogow zwar allerdings eine den Sympathicus lähmende Wirkung nach subcutaner Application oder Resorption von Schleimhäuten aus an, aber in Uebereinstimmung mit Grünhagen kann auf diese Sympathicuslähmung nach Rogow's Versuchen die Myosis in Folge von Nicotinwirkung nicht allein zurückgeführt werden, sondern beruhet zur Hauptsache auf Reizung des Trigeminus resp. des Sphincter. Der Trigeminus ist, meint Rogow, wahrscheinlich ohne Vermittelung des Sphincter pupillae auf die Iris zu wirken im Stande, nämlich theils durch Lockerung des Irisgewebes, Elasticitätsverminderung, theils durch Aufhebung des Gefässtonus (vergl. p. 30–33. d. Orig.).

Bernstein erläuterte (vergl. d. vorj. Ber. p. 441), wie am ausgeschnittenen Kaninchenauge die elektrische Reizung zu appliciren ist, um entweder Erweiterung der Pupille oder Verengerung derselben zu bewirken: im ersten Falle ziehen die Strömungscurven grösster Intensität parallel mit einem grossen Theil in radiärer Richtung wirkender Muskelfasern, im andern Falle dagegen parallel mit den Fasern des Sphincter. Die auf diese Weise zu veranlassende Pupillenverengerung trat auch noch ein, wenn das Auge zuerst aufs Stärkste atropinisirt wurde, das Thier darauf getödtet und nach Verschwinden aller Reflexe die Reizung vorgenommen wurde, zum Beweise, dass das Atropin nicht die Muskelfasern des Sphincter lähmt; und da nun das Atropin auch nicht den Stamm des Oculomotorius lähmt, so schliesst Bernstein auf alleinige Lähmung der Nervenenden des Oculomotorius durch das Atropin.

Diese Lähmung der Oculomotariusenden durch das Atropin bezeichnen auch v. Bezold und Bloebaum jetzt als die Hauptwirkung, statuiren aber daneben in zweiter Linie noch Verminderung der Erregbarkeit des Schliessmuskels. Die Verff. möchten mit Rücksicht auf die übrigen Wirkungen des Atropins schliessen, dass die Oculomotoriusfasern in anderer Weise, als die Sympathicusfasern im Dilatator, endigen, nämlich unter Einschaltung besonderer Endorgane, und dass diese es seien, welche vom Atropin zuerst gelähmt werden. Vergl. den Ber. 1865. p. 508 und dazu die ausführliche Mittheilung a. a. O. p. 67.

Was das Verhalten des Oculomotoriusstamms betrifft, so finden Bernstein und Grünhagen übereinstimmend, dass Reizung des Nerven in der Schädelhöhle am atropinisirten Auge keine Pupillenverengerung bewirkt. Die Pupillenverengerung aber, welche im atropinisirten Auge bei directer Application von

596 Atropin. Linse. Dioptrischer Apparat d. Articulaten.

verschiedenen Reizungen eintritt, glaubt Grünhagen jetzt nicht mehr auf Contraction des Sphincter zurückführen zu müssen, nachdem er im Verein mit Rogow die Ueberzeugung gewonnen hat, dass Myosis durch eine eigenthümliche Wirkung des Trigeminus auf das Irisgewebe zu Stande kommen könne, und so nimmt G. jetzt an, dass das Atropin nur die Elemente des Sphincters selbst lähme.

Bei elektrischer Reizung des atropinisirten Auges decapitirter Kaninchen sah aber Grünhagen stets nur Pupillenerweiterung, wie auch die Application des Reizes stattfinden mochte, und dasselbe war der Fall bei den atropinisirten Augen von mit Curare vergifteten Kaninchen unter künstlicher Respiration. Nach Aufhebung der Reizung trat erhebliche Pupillenverengerung ein, und dann war oft erneuete Reizung ohne Einfluss. War einige Tage vor dem Versuch an den curarisirten Thieren das Ganglion suprem. des Sympathicus exstirpirt, so trat auf die elektrische Reizung, bei jeder Art der Application, stets beträchtliche Verengerung der Pupille ein. Ueber die diesem Versuch zu gebende Deutung muss das Orig. nachgesehen werden, und es kann hier nur angemerkt werden, dass Grünhagen jene Myosis glaubt als eine reflectorische Trigeminuswirkung auf die Elasticität des Irisgewebes ansehen zu müssen.

Brewster beschrieb die Erscheinung von Lichtlinien in der Umgebung hellleuchtender Gesichtseindrücke, welche bei beginnender Kataraktbildung von Austrocknung der Linse und dadurch bedingter Trennung der Linsenschichten von einander herrührte. Die Austrocknung der Linse führt B. auf zu grosse Concentration des Humor aqueus zurück und erörtert die Versuche von Kunde, Mitchell, Richardson über künstliche Erzeugung von Linsentrübung unter Bezugnahme auf eigene frühere Versuche an ausgeschnittenen Linsen.

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Nach Dujardin's Untersuchungen (nach seinem Tode veröffentlicht) ist der collectiv wirkende Körper in den einfachen Augen oder Stemmata der Articulaten der Art durch centrische Zonen verschiedener Krümmung mit weit getrennten Brennpunkten begrenzt, dass ohne accommodative Veränderungen aus verschiedenen Entfernungen je durch die betreffende Zone ein deutliches, nur lichtschwaches Bild in der gleichen Entfernung hinter dem brechenden Körper zu Stande kommen

kann.

Die beiden oben citirten Abhandlungen Brewster's über Hemiopsy und über eine neue Eigenschaft der Retina betreffen die schon von Aubert und Förster wahrgenommenen (vergl. Helmholtz, Physiol. Optik. p. 221) theils vorübergehend, theils

dauernd vorhandenen kleinen blinden Flecke, amaurotische Stellen der Netzhaut, welche obwohl unempfindlich für directe Gesichtseindrücke eben so wie der Mariotte'sche blinde Fleck nicht dunkel empfunden, sondern durch, wie Brewster es nennt, Irradiation von der Umgebung ausgefüllt werden. Uebrigens sah Brewster auch ein Mal vorübergehend schwarze Linien im Gesichtsfelde, wie er meint durch Druck von Blutgefässen bewirkt.

Bei Versuchen zur Feststellung der plausibelsten Oerter des Ueberganges eines Haupt-Farben eindrucks in den andern im prismatischen und im Diffractionsspectrum gelangte Listing zum dem Ergebniss, dass die Reciproke der Schwingungsdauer, oder die Tonzahlen im akustischen Sinne, für die Farbenscala eine arithmetische Reihe bilden, so zwar, dass, während Roth in etwa 440 Bill. Schwingungen besteht, den darauf folgenden Hauptfarbeneindrücken eine um je etwa 48 Bill. grössere Zahl zukommt: es ist dies unter Hinzuziehung des Braun und des Lavendelblau eine Reihe von acht Farbeneindrücken, die der Verf. bezeichnet als: Braun, Roth, Orange, Gelb, Grün, Cyan, Indigo, Lavendel, in welcher die Endfarben, Braun und Lavendel, mit grosser Annäherung das Verhältniss der Octave bilden.

Zahlreichen Schätzungen nach stellt nämlich Listing für die diesen 8 Farbeneindrücken entsprechenden Oerter im Spectrum Folgendes fest: Braun: nahezu auf A. Roth: nahezu auf B. Orange nahezu mitten zwischen C und D. Die rothe Grenze von Orange und die grüne Grenze von Gelb liegen symmetrisch gegen C und E. Die hellste Stelle im Gelb fällt zwischen die Wellenlängen 555 und 560 (Milliontheilen des Millimeters). Die braune Grenze von Roth und die Lavendelgrenze von Violet liegen symmetrisch gegen a und H1. Grenze zwischen Cyan und Indigo nahezu mitten zwischen F und G. Die Lavendelgrenze von Violet zwischen H und H1. Aus diesen acht Ortsbestimmungen oder Bedingungen lassen sich acht Werthe für das Farbenintervall bestimmen, deren Mittel mit verhältnissmässig geringer Abweichung 48 Billionen 524000 Millionen Schwingungen für die Secunde beträgt.

In der durch gleiche Stufen fortschreitenden Tonreihe bilden die Frequenzzahlen eine in geometrischer Progression fortschreitende Reihe, in welcher nicht die Differenz constant ist, sondern das Verhältniss der Nachbarglieder. Die Discongruenz zwischen Ton- und Farbenscala drückt Listing kurz dahin aus, dass in der chromatischen gleichschwebenden Ton

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