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aber nach Schiff den wesentlichsten Antheil an den Brechbewegungen des Magens resp. der Cardia zu haben.

Dass die Pflanzenfresser gar nicht oder viel schwerer erbrechen, als Fleischfresser, findet Schiff darin wesentlich (abgesehen von etwaigen anderen besonderen Einrichtungen) begründet, dass bei jenen der Bauchtheil des Oesophagus so lang ist, sofern bei dem Druck des Zwerchfells gegen den Magen dieser Theil des Oesophagus geknickt werde und die Eröffnung der Cardia dadurch erfolglos werde für das Zustandekommen des Brechacts.

Die im Bericht 1865. p. 487. 488 notirte Angabe Oehl's, dass vom Vagus aus reflectorisch Contractionen der Harnblase eingeleitet werden können, beruhet nach den Untersuchungen Kehrer's auf Irrthum; das in die Blase eingeführte Manometer erwies sich als ein sehr trügerisches Mittel zur Erkennung von Blasencontractionen, so fern die Contractionen aller der Muskeln, die die Blase berühren oder auf denen sie ruhet, durch das Manometer angezeigt wurden, ohne dass die Blase selbst sich contrahirte. Die Bauchmuskeln aber, so wie die Muskeln des Beckens gerathen auf Vagusreizung reflectorisch in Contraction. Als eine zweite Fehlerquelle bei dem Versuch ergab sich der Umstand, dass die Blase dann, wenn sie zu lange frei lag, in rhythmische Zusammenziehungen geräth, ganz unabhängig von einer Vagusreizung. Als aber die unteren Lappen der gespaltenen Bauchdecken über der Blase ausgebreitet blieben, erfolgten allerdings gleich nach der auf die Vagusreizung eintretenden Contraction der Bauchmuskeln Zusammenziehungen der Blase und niemals in diesem Falle ohne jene Muskelaction. Wenn alle störenden Nebeneinflüsse fern gehalten wurden, fand niemals eine rein reflectorische Blasencontraction auf Vagusreizung statt.

In Folge fortgesetzter Versuche verbesserte Kehrer (p. 48) seine früheren im Ber. 1864. p. 501. 502. notirten Angaben hinsichtlich der Fähigkeit des ausgeschnittenen Uterus zu rhythmischen Contractionen dahin, dass allerdings das nach Unterbindung der Gefässe ausgeschnittene Uterushorn eines trächtigen Thieres, so wie auch die ausgeschnittene Scheide bei der Temperatur von 33-40° C., welche der Verf. früher nicht berücksichtigt hatte, noch längere Zeit, 1/2-1 Stunde, rhythmische Contractionen vollführt. Den aus den früheren Wahrnehmungen gezogenen Schluss, dass im Rückenmark die Centren rhythmischer Genital contractionen gelegen seien, nimmt der Verf. jetzt in so fern zurück, als der Uterus und die Scheide auch nach Ausschluss des Rückenmarks und der in

den hypogastrischen Plexus gelegenen Ganglien noch rhythmischer Zusammenziehungen fähig sind. Die Scheide besitzt ihre Ganglien in der Wand, die Uteruswand soll solcher Ganglien entbehren (s. d. Ber. 1865. p. 125. 126).

Zur Auswerthung der Grösse des vom Uterus bei leichten Geburten ausgeübten Drucks ging Duncan von den Fällen aus, in denen das (reife?) Ei mit unversehrten Eihäuten geboren wird: in solchen Fällen ist die Elasticität der Eihaut grösser, als der vom Uterus entwickelte Druck; auch solche Fälle, in denen die Eihäute erst gegen Ende der Geburt rissen oder in denen die Wehen nach Ruptur der Häute nicht zunahmen, liessen sich benutzen. Der Verf. bestimmte nun mit Tait in einer grossen Anzahl von Fällen die Druckgrösse, welche nöthig war, um die Eihäute unter solchen Verhältnissen, wie bei der Geburt, zu zerreissen, indem vorausgesetzt wurde, dass dabei der Druck auf eine von den Eihäuten mit dem Radius von 21/4 Zoll gebildete Halbkugel wirkte. Dieser Druck betrug bei den schwächsten Eihäuten 4,08 lbs., für die stärksten 37,58 lbs. und als mittleren Werth ergaben die Versuche 16,73 lbs. Duncan berücksichtigt auch die früheren Data von Poppel, die er in obiger Weise verwerthet und die dann zu Druckwerthen zwischen 6 und 27 lbs. führen. Die niederen Zahlen ergeben, dass unter den leichtesten Geburtsfällen solche vorkommen können, in denen bei richtiger Stellung*) das Gewicht des Kindes hinreichen kann zur Entbindung. Für die schwersten ohne Kunsthülfe verlaufenden Geburten schätzt Duncan jenen Druck zu 80 lbs. Kehrer (p. 118 f.) erörterte obige Frage gleichfalls, schlug Untersuchungsmethoden vor, ohne jedoch selbst Neues beizubringen.

Eckhard wird durch die oben im anatomischen Theil p. 113 notirten Ergebnisse seiner anatomischen Untersuchungen über die Corpp. cavernosa zur Vorsicht veranlasst in der Annahme der von Lovén gegebenen Erklärung für den vermehrten Zufluss des Blutes bei der Erection (vorj. Ber. p. 428). Der Verf. giebt zu überlegen, ob nicht die von ihm gefundene feine Oeffnung der arteriellen Endkölbchen durch Contraction der Längsmusculatur der Gefässe erweitert oder geöffnet werden und der reichliche Zutritt des Blutes zu den Cavernen ermöglicht werden möchte.

Die Erwartung, dass während der Erection wegen des vermehrten Abflusses des Blutes in die Corpp. cavernosa eine

*) Warum lässt man die Frauen in der Rückenlage gebären? von ***. Leipzig. 1868.

Druckabnahme in dem arteriellen Stromgebiet, welches jene Zuflüsse entsendet, sich zeige, fand Eckhard bestätigt, als er beim Hunde den Druck in der Cruralis beobachtete und Erection erzeugte (ohne Reizung sensibler Nerven).

Mit Bezug auf die im Ber. 1862. p. 499 notirte Beobachtung über die dem Corp. cavernosum urethrae nachfolgende Betheiligung der Corpp. cavernosa penis bei der Schwellung prüfte Eckhard, ob die letzteren vielleicht ihre Anfüllung nur von dem erstern entlehnen, indem er sämmtliche Gefässverbindungen zwischen den beiderlei Schwellkörpern beim Hunde unterband und dann die Erectionsreizung vornahm: es ergab sich, dass die Corpp. cavernosa penis zwar ihre eigenthümlichen Erectionsapparate besitzen, dass ihre Ausbildung aber weit hinter denen des Corp. cavernosum urethrae zurückbleibt; erst längere Zeit nach der Reizung fingen die an jenen angelegten Schnittflächen zu bluten an, und sie lieferten viel weniger Blut, als unter gleichen Umständen der Schwellkörper der Harnröhre.

Respirationsbewegungen.

Dass das bekannte Schema Hamberger's nicht geeignet ist, ohne Weiteres Anwendung auf die Rippen und Intercostalmuskeln zu finden, und dass eine Bedeutung der Intercostales interni als Rippensenker an demselben nicht demonstrirt werden kann, suchte von Neuem Cleland zu zeigen; dem Verf. war nur ein Theil der betreffenden neueren Literatur bekannt, hinsichtlich deren auf die Berichte 1856. 1857. 1858. 1859. 1860. 1866 verwiesen wird.

Duval sah bei Versuchen an Hingerichteten auf elektrische Reizung der durch Entfernung der Intercostales externi freigelegten I. interni Hebung der untern Rippe erfolgen, ebenso wie bei Reizung der I. externi und der Intercartilaginei.

Wyllie beobachtete bei Versuchen Versuchen am ausgeschnittenen Kehlkopf, dass, wenn durch gehörige Fixation der Arytänoidknorpel die wahren Stimmbänder ohne starke Anspannung genau an einander gelegt worden waren, dieser Verschluss der wahren Glottis leicht durchbrochen wurde durch einen exspiratorischen Luftstrom, dagegen eben so leicht dem Drucke eines inspiratorischen Luftstromes Stand hielt. Umgekehrt verhielten sich die oberen, falschen Stimmbänder: wenn diese, was weniger leicht gelang, ebenfalls mit ihren Rändern genau aneinander gelegt waren und für diese Stellung der Kehlkopf fixirt wurde, so verhinderten sie vollständig das Austreten

eines exspiratorischen Luftstroms. Es kann also im Kehlkopf ein doppelter Ventilverschluss gebildet werden, von denen der eine den Austritt, der andere den Eintritt der Luft verwehrt. W. fand dies bei laryngoskopischer Untersuchung am Lebenden bestätigt, so fern bei Verschluss der wahren Glottis ohne inspiratorische und exspiratorische Anstrengung die falschen Stimmbänder durch eine Spalte getrennt waren, durch welche die Ränder der wahren Stimmbänder in genauer Apposition wahrgenommen werden konnten, bei Inspirationsbewegung die falschen Bänder sich bis auf eine kleine dreiseitige Oeffnung hinten an einander legten, durch welche Oeffnung die geschlossenen wahren Stimmbänder noch bemerkt werden konnten, und bei Exspirationsbewegung sofort die falschen Bänder sich in ganzer Länge an einander legten und bei exspiratorischer Anstrengung sich nach oben wölbten. Ueber die noch nicht genügend aufgeklärten Muskelwirkungen, welche die falschen Stimmbänder als solche und für sich zum Verschluss bringen, s. d. Orig. p. 225.

Riegel liess die respiratorischen Hebungen und Senkungen des Sternums bei horizontaler Lage des Körpers mit Hülfe eines aufgesetzten, mit Fussplatte versehenen Stäbchens sich autographiren und discutirte die beim Weibe und beim Manne erhaltenen Curven mit Bezug auf Grösse und zeitliche Verhältnisse der Respirationsphasen. Im Wesentlichen wurde Bekanntes bestätigt, und besonders hob der Verf. in Uebereinstimmung mit Marey und van der Heul das Fehlen einer eigentlichen Ruhepause zwischen Exspiration und Inspiration hervor.

Die Untersuchungen über die Respirationsbewegungen in Beziehung zu der Herzbewegung s. oben.

Hinsichtlich des Einflusses einer die innere Körpertemperatur sehr merklich beeinflussenden Erwärmung und Abkühlung der Umgebung (s. oben), also gradezu des Einflusses der Abkühlung und Erwärmung des Körpers auf die Respirationsfrequenz fand Sanders - Ezn, dass das Mittel der Athemzahl bei der Abkühlung nur etwa 20% niederer ausfiel, als bei Erwärmung über die Norm; dabei kamen aber grosse Unregelmässigkeiten vor. (S. im Orig. p. 75. 76.)

Traube bestätigt die Angabe von Hermann (Ber. 1864. p. 309), dass Hunde ein Gemenge von (annähernd) 4 Voll. Stickoxydul und 1 Vol. Sauerstoff ohne allen Nachtheil und ohne dass Dyspnoë eintrat, athmen können (Traube liess 82,5% Stickoxydul und 17,5% Sauerstoff athmen), ebenso, dass beim Einblasen von reinem Stickoxydul alsbald starke

Dyspnoë eintritt.

Traube erkennt auf Grund dieses Versuches an, dass es eine Dyspnoë aus Sauerstoffmangel giebt, welche der Verf. früher nach dem Ergebniss fehlerhafter Versuche mit (unabsichtlich Sauerstoff- haltigen) Wasserstoffeinblasungen geleugnet hatte (Ber. 1862. p. 501. 502). Indem Traube

neben der Erregung der inspiratorischen Bewegungen durch Sauerstoffmangel die früher allein von ihm statuirte Dyspnoë durch Kohlensäureansammlung bestehen lässt, und die der Erstickung vorhergehenden Erscheinungen durch Zusammenwirken der Verminderung der Sauerstoffzufuhr und der Hemmung der Kohlensäureausfuhr zu Stande kommen lässt, schliesst er sich damit der von Dohmen vertheidigten Ansicht an (Ber. 1865. p. 498). Für die Sicherung der Annahme, dass die Dyspnoë aus Sauerstoffmangel auf Grund der Beobachtungen von Holmgren und Preyer über Mitwirkung des Sauerstoffs zur Kohlensäureentbindung in letzter Instanz auch als eine Kohlensäure-Dyspnoë aufzufassen sei, wie Thiry nachzuweisen suchte (Ber. 1865. p. 500), verlangt Traube noch weitere Beweise, obwohl er die Annahme zusagend findet und eine Stütze für dieselbe darin erkennt, dass nach seinen Erfahrungen kohlensaures Natron in's Blut gespritzt auf das Hemmungsnervensystem des Herzens, auf das vasomotorische und das respiratorische Nervensystem in ganz gleicher Art wirkt, wie die in Gasform eingeführte Kohlensäure. Wie oben schon mitgetheilt wurde, fand Hering in dem Blute von durch künstliche Athmung apnoisch gemachten Katzen den Sauerstoffgehalt durchaus nicht über die Norm erhöhet, in einigen Fällen sogar vermindert, dagegen den Kohlensäuregehalt bedeutend vermindert: Apnoë ist also nicht Sättigung des Blutes mit Sauerstoff, wie Rosenthal wollte (Ber. 1861. p. 442. 1865. p. 497); in Hering's Versuchen wurde die Reizung der Medulla oblongata, des Athemcentrums nicht durch Sauerstoffüberfluss aufgehoben, sondern durch die Kohlensäureverminderung, doch will der Verf. dies Moment gar nicht als das unter allen Umständen allein zur Herstellung der Apnoë wirksame hinstellen, und auch noch nicht wagen auf das Umgekehrte zu schliessen, dass es die Kohlensäureansammlung im Blute sei, nicht der Sauerstoffmangel, welche die Medulla oblongata zur Einleitung von Athem bewegungen reizt.

Guttmann fand bestätigt, dass bei Kaninchen in Folge der Vaguslähmung die Athmungsgrösse in der Zeiteinheit sich nicht wesentlich ändert (s. d. Ber. 1861. p. 437) und nach einigen Stunden, wie auch schon Rosenthal angegeben hatte, erheblich steigen kann. Letzteres erklärt sich, bemerkt der

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