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die Spannung im Apparat resp. der Membran, so zwar, dass, wie es nicht anders zu erwarten war und wie das Analoge ja für alle derartige, deshalb bedenkliche Apparate gilt, streng genommen jede nach Schnelligkeit, Grösse der Excursionen, kurz nach allen charakterisirenden Momenten besondere Folge von Bewegungen eine besondere Adaptation der mechanischen Bedingungen des Instruments, oder was dasselbe ist, ein besonderes Instrument erfordert, bei dessen Anwendung die Fehler oder die Entstellung in der Uebertragung ein Minimum sind. So erwies sich auch die Füllung des Uebertragungsapparates mit Wasser geeigneter für langsame Perioden, als die Füllung mit Luft, und für rasche Perioden sollen sich die Angaben eines mit Luft gefüllten und eines mit Wasser gefüllten Apparats ergänzen, indem der letztere zwar kleine Schwankungen anzeigte, aber viel Eigenschwingungen einmischte, der erstere das Eine nicht that, dafür aber auch das Andere unterliess.

Baker beschrieb eine vereinfachte Modification von Marey's Sphygmograph; das Wesentlichste (abgesehen von der Einführung einer den Papierstreifen abwickelnden Trommel) ist, dass an die Stelle des auf die Arterie wirkenden Federdrucks der leicht veränderliche Druck eines Laufgewichts tritt. Eine andere, auf genaue Regulirung dieses Druckes gerichtete Modification erörtert Foster.

Ozanam lässt durch den Herzschlag oder durch den Arterienpuls eine aufgesetzte durch Kautschukmembran getragene Quecksilbersäule in Schwingungen versetzen und photographirt dieselben vergrössert auf einem vorübergeführten Papier.

Auf die von zum Theil seltsamen Prämissen ausgehenden Deductionen Diesterweg's über die Mechanik des Körper- und Lungenkreislaufs kann nicht näher eingegangen werden. Der Verf. glaubt zu beweisen, dass die Respirationsbewegungen zur Unterhaltung des Kreislaufs weit mehr leisten (nämlich das Doppelte) als das Herz, dass darin sogar die Hauptleistung der Respiration bestehe, und die Ventilation der Lunge nur eine untergeordnete Nebenwirkung sei.

Der oben citirten Mittheilung von Perls, von dessen Versuchen schon im vorj. Ber. p. 414 Notiz gegeben wurde, ist noch die Erklärung zu entnehmen davon, wie der Verschluss der Coronararterien zu Stande kommt, wenn in der Aorta keine Spannung herrscht (v. Wittich's Versuch), sofern Perls in Uebereinstimmung mit den Beobachtungen Rüdinger's die Aortenklappen dabei wirkungslos fand (s. im vorj. Bericht a. a. 0.). Der schräge Verlauf des Anfangs der Coronar

arterien bedingt es nach Perls, dass bei Spannung der Aorta der Länge nach sich die vordere und hintere Wand der Coronararterie aneinanderlegen, und so wird es geschehen, wenn Flüssigkeit vom Ventrikel in die Aorta getrieben wird, ohne dass ein Widerstand entgegensteht, während bei Vorhandensein eines solchen, also im Leben, die Mündung der Arterie offen gehalten sein wird, besonders leicht wegen der geringen Stärke des von der äussern Wand der Kranzarterie gebildeten Theiles der Aortenwand.

v. Bezold war der Meinung, Perls habe für die „Selbststeuerung" plaidirt und in dem schiefen Durchtritt der Coronararterie das wesentliche Moment zum Zustandekommen derselben aufgewiesen. v. Bezold will ein weiteres und namentlich beim Kaninchen zur Selbststeuerung wirksames Moment darin erkennen, dass die sofort nach ihrem Ursprung unter die Ventrikelmusculatur sich begebende Coronaria magna durch die Contraction dieser Muskeln zugeklemmt werde (p. 307. 308).

Lannelongue verwerthet eine Compression der kleineren Ventrikelarterien bei der Systole der Ventrikel dahin, dass die Vorhofsarterien dann als Collateralbahnen mehr Blut empfangen, so dass die Wände der beiden Herzabtheilungen alternirend ihren Hauptzufluss erhalten sollen, während der Verf. die Venenstämme in der Wand des rechten Vorhofs so angelegt findet, dass sie bei der Systole des Vorhofs verkürzt und erweitert werden, ihr Inhalt also gleichsam ausgepumpt werden soll.

In allen solchen kleinen, selbst mikroskopisch kleinen Stücken des Froschherzens, welche, nicht der untern Hälfte des Ventrikels angehörend, in einer Lösung von 9 Theilen 0,8-0,9% Kochsalzlösung und 1 Theil Eierweiss längere Zeit Contractionen vollführten, konnte Friedländer auch Ganglienzellen nachweisen. Leichtere mechanische Reizung regte diese Bewegungen wieder an, wenn sie aufgehört hatten, ebenso elektrische Reizung; bei Erwärmung auf 25-35° C. wurden die Bewegungen ebenfalls lebhafter.

An einzelnen Stücken glaubt der Verf. auf elektrische Reizung auch hemmende Wirkung beobachtet zu haben.

Im Anschluss an diese Beobachtungen erörtert Friedländer die Ursachen der Herzbewegung und speciell die bekannten Stannius'schen Versuche und die verschiedenen denselben gegebenen Deutungen. Der Verf. meint, die Erscheinungen bei diesen Versuchen finden eine befriedigende Erklärung in einer zwischen den Ansichten von Eckhard, v. Bezold und Heidenhain vermittelnden, in der Annahme nämlich, dass der Schnitt

resp. die Ligatur einerseits trennend wirke und den Vorhöfen und dem Ventrikel eine gewisse Summe erregender Momente entziehe, anderseits erregend auf die an der betreffenden Stelle gelegenen Hemmungsorgane wirke. Vergl. d. Bericht 1858. p. 557. 558. 559., 1860. p. 521. 522., 1862. p. 470., 1864. p. 470., 1866. p. 421.

um,

Schenk fand 1% Kochsalzlösung, 20% Borsäurelösung und neutral reagirendes Jodserum geeignet, um darin die Wirkung verschiedener Temperaturen auf die Contractionen des Herzens von 3tägigen Hühnerembryonen zu prüfen. Wenn das herauspräparirte Herz zuerst aufgehört hatte zu schlagen, so begannen langsame Contractionen bei Erwärmung auf 28° C., die bei 30-34° ihre normale Frequenz erlangten und sich dabei lange halten konnten, bei 36° schneller erfolgten, bei 40 bis 41" aber aufhörten, wenn die Temperatur nicht höher gekommen war, bei 32o wieder zu beginnen; beim Sinken bis auf 230 stand dann das Herz still. Diese Versuche liessen sich mehre Male an einem Herzen wiederholen. War aber das Herz bis auf 45o erwärmt worden, so begannen die Pulsationen bei 32o dann nicht wieder. Abkühlung auf 8o vernichtete die Fähigkeit, sich bei 320 wieder zu contrahiren, nicht ganz. Die kleinen Stücke des zerzupften Embryonalherzens zeigten dasselbe Verhalten, wie das ganze Herz. Schenk betrachtet die Contractionen des Herzens im 3 Tage alten Hühnerembryo als durch von nervösen Gebilden ganz unabhängige „Protoplasmacontractionen" bedingt, so fern nämlich in dem noch ganz zelligen Herzen keine künftige Ganglienzellen und Nervenfasern von künftigen Muskelfasern zu unterscheiden sind. (Dies ist, wie bekannt, auch eins der früher für die selbstständige Muskelreizbarkeit vorgebrachten Argumente, welches jedoch aus naheliegendem Grunde als nicht stichhaltig bezeichnet ist.)

Auf Grund der unten notirten Beobachtungen über die Wirkung der Erwärmung auf die Lymphherzen schliesst Eckhard, dass die durch Erwärmung des Blutherzens erzeugte Beschleunigung des Herzschlages (vgl. d. vorj. Ber. p. 417 u. f.) wesentlich Wirkung der Wärme auf den nervösen Centralapparat in diesem Herzen sei, weil eine rhythmisch sich zusammenziehende Muskelsubstanz, für sich allein erwärmt, von einem unveränderlichen Centralorgan aus innervirt, keine wesentliche Abänderung des einmal bestehenden Rhythmus erleiden könne. Auch der durch Erwärmung des Blutherzens zu erzeugende Stillstand kommt viel zu schnell zu Stande, als dass derselbe, mit Rücksicht auf die Beobachtungen an den Zeitschr. f. rat. Med. Dritte R. Bd. XXXII.

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Herz und Sauerstoff und Kohlensäure.

Lymphherzen, nicht als Wirkung auf nervöse Apparate zu deuten wäre; dem entsprechend kann auf diesen Stillstand des Blutherzens wiederholt der Wiederbeginn der Thätigkeit bei Abkühlung folgen, was nach Wirkung der Wärme auf die Muskelsubstanz nicht möglich ist. Auch ist das durch Wärme zum Stillstande gebrachte Herz empfänglich für Reize, nicht aber die durch längere Wirkung der Wärme zum Stillstande gebrachten Lymphherzen.

Das Herz von Cancer Pagurus verhielt sich bezüglich dieser Gesichtspunkte wie das Blutherz des Frosches, so also, dass auf nervöse Centralorgane innerhalb desselben zu schliessen ist. Die Bewegungsursachen des Herzens von Krebsen scheinen, nach dem Ergebniss von Theilungen desselben zu urtheilen, ausschliesslich in dem hinteren Theile desselben zu liegen; es gelang Eckhard aber bisher noch nicht, Ganglien daselbst aufzufinden. Schwächere Inductionsströme, besonders am hintern Theile des Krebsherzens applicirt, bewirkten Beschleunigung der Pulsationen, stärkere Inductionsströme, besonders am vordern Theile applicirt, Tetanus.

Den Einfluss der Kohlensäure und des Sauerstoffs auf das Froschherz unter Ausschluss der extracardialen Herznerven prüfte E. Cyon, indem er bei dem im vorj. Ber. p. 417 notirten Versuchsverfahren das zur Füllung des Röhrenzirkels angewendete Kaninchenblutserum entweder mit Kohlensäure oder mit Sauerstoff sättigte. Das mit Kohlensäure gesättigte Serum brachte das Herz zum Stillstand in Diastole, Sauerstoffhaltiges Serum stellte die Pulsationen wieder her, anfangs langsame, mit grosser Amplitüde. Während des Kohlensäurestillstandes konnten durch Reizungen Contractionen ausgelöst werden.

Der Verf. schliesst, dass der Stillstand auf Vagusreizung beruhet, und zur Prüfung dieses Schlusses füllte er das Herz mit Kohlensäure-haltigem Serum, welches reichlich Curare enthielt, um die Vagusenden zu lähmen; es erfolgte kein Stillstand, aber die Contractionen wurden sehr schwach und oft peristaltisch; sobald die Kohlensäure durch Sauerstoff verdrängt wurde, fing das Herz wieder an regelmässig zu schlagen. Wurde das Herz mit Stickstoff-haltigem Serum gefüllt und auch äusserlich mit Stickstoff umgeben, so stand es nach einigen schwachen Contractionen still, woraus C. schliesst, dass der Sauerstoffmangel jene Schwäche und Unregelmässigkeit der Contractionen bei Füllung mit Kohlensäure- und Curare-haltigem Blute bedingt. In Uebereinstimmung mit L. Hermann schliesst Cyon, dass die Gegenwart des Sauer

stoffs nicht unbedingt nöthig sei, damit das Herz sich contrahire, aber damit die Contractionen regelmässig und zur Leistung der Arbeit des Pumpens erfolgen, müsse der Sauerstoff die motorischen Ganglien des Herzens erregen.

Fasce und Abbate sahen bei Chelonia Cauana auf Reizung der Vagi stets nur entweder Verlangsamung der Herzbewegung oder diastolischen Stillstand eintreten, auch bei den schwächsten Reizungen, die die Verff. appliciren konnten, keine Beschleunigung; doch wollen die Verff. sich noch nicht ganz bestimmt hierüber äussern, weil der Eine von ihnen, Fasce, bei einem Hunde und bei einem Kaninchen die Angabe von Schiff und Moleschott bestätigt fand, Beschleunigung der Herzbewegung auf sehr schwache mechanische Vagusreizung. Der längere Stillstand des Herzens unter der Vagusreizung wurde von einzelnen seltenen Contractionen unterbrochen, und directe mechanische Reizung des Herzens während des Stillstandes löste jedes Mal eine Systole aus. Nach Aufhören der Vagusreizung verharrte das Herz noch eine längere unbestimmte, von der Stärke und Dauer der vorangegangenen Reizung unabhängige Zeit in diastolischem Stillstande.

Die Durchschneidung der Vagi war bei der Schildkröte ganz ohne Einfluss auf den Rhythmus der Herzbewegung und auf den arteriellen Blutdruck, abgesehen davon, dass die mit der Durchschneidung verbundene Reizung einen kurzen Stillstand veranlasste, worauf aber das Herz wie vorher weiterschlug. Dieses Fehlen der Beschleunigung des Herzschlages in Folge der Vaguslähmung bei dem Reptil würde in Uebereinstimmung sein mit dem Verhalten der Amphibien, Frosch, für welchen jedoch das Ausbleiben der Pulsbeschleunigung nach Vagusdurchschneidung nicht allgemein anerkannt wird, in neuerer Zeit bestritten wurde (vergl. den Bericht 1865. p. 459).

Auch auf Reizung der Halssympathici sahen Fasce und Abbate bei Chelonia keine Beschleunigung des Herzschlages eintreten, vielmehr Verlangsamung und bei stärkerer Reizung auch vorübergehenden Stillstand. Die Durchschneidung dieser Nerven war gleichfalls ohne Einfluss auf den Rhythmus der Herzbewegung.

Czermak schützte seine im Ber. 1865. p. 472 notirte Beobachtung, bezogen auf mechanische Vagusreizung beim Menschen, gegen einen von Eckhard angedeuteten Zweifel, ob nicht Störungen der Circulation in den Halsgefässen bei den Erscheinungen im Spiele seien: einerseits war der nothwendige Druck an ganz bestimmter Stelle mit darunter liegendem

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