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Contractile Zellen. Flimmerhaare.

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Inductionsschlägen, noch mechanische Reizung erzeugten irgend eine Formveränderung an den Hornhautkörperchen. Auf welche Weise Täuschungen entstehen können, ist im Orig. p. 34 nachzusehen. Der Versuch mit den nervenhaltigen und nervenfreien Zipfeln am Hornhautrande (Ber. 1864. p. 445) ist, bemerkt Engelmann, gegen Kühne selbst beweisend, weil es gar keine nervenfreien Strecken von makroskopischer Ausdehnung daselbst giebt.

Wie Fraser und Vintschgau bemerken, bewirkt das Calabargift bei Fröschen eine Farbenveränderung der Haut, die nicht durch locale Wirkung bedingt ist; Fraser bezeichnet die Wirkung als diffusion of the pigment cells, Vintschgau sah die hellgrüne Farbe in Dunkelgrün übergehen.

Beobachtungen über Farbenwechsel, Hellerwerden der Haut beim Frosch unter der Wirkung mechanischen Drucks und höherer Temperatur theilte Szczesny mit. Nach dessen anatomischen Untersuchungen können die Pigmentmolekeln in einem zusammenhängende System von oberflächlicheren und tieferen Pigmentzellen wechselnde Lagen einnehmen, und bei Anhäufung in den oberen Zellen erscheint die Haut dunkler, blasser bei Anhäufung in den tieferen Zellen. Was unmittelbar die Pigmentmoleküle treibt, ihre Lagerung zu ändern, will der Verf. unentschieden lassen; die Nerven haben dabei, bemerkt S., eine Rolle, wie schon aus dem Erblassen der Froschhaut nach Zerstörung des Rückenmarks hervorgehe, sowie aus dem Vorkommen von zu den Pigmentzellen sich begebenden Nervenendigungen.

Hinsichtlich der Untersuchungen Engelmann's über das Zustandekommen und die Art der Bewegung der Flimmerhaare in der Norm und beim Absterben vergl. oben p. 34. In Uebereinstimmung mit Kühne's Wahrnehmungen an den Flimmerhaaren von Muscheln (vorj. Ber. p. 402) sah Engelmann auch die Flimmerhaare des Frosches ihre Bewegung in Wasserstoff viel schneller einstellen, als in Sauerstoff, worin sich die Bewegung sehr lange erhielt, und dessen Zutritt jenen Stillstand aufhob. Der nicht zu lange bestandene Wasserstoffstillstand konnte auch durch Säuren (Kohlensäure, Oxalsäure, Milchsäure, Essigsäure, Salzsäure, Schwefelsäure, Chromsäure) oder Alkalien (Ammoniak, Kalk, Natron), für kurze Zeit auch durch Temperaturerhöhung aufgehoben werden. Die genannten Säuren und Alkalien in der nothwendigen geringen Menge angewendet belebten auch die in atmosphärischer Luft oder Sauerstoff erloschene Bewegung wieder. Ueberschuss der Säuren bewirkte Stillstand unter Bildung eines Coagulums in

den Zellen, wie auch Stuart hervorhob; dieser Stillstand konnte, wie bekannt, durch Alkali aufgehoben werden, der Kohlensäurestillstand auch durch Luft, Sauerstoff, unter Umständen auch durch Wasserstoff. Bei dem durch Ueberschuss der Alkalien bewirkten Stillstande quollen die Zellen, und Säuren wirkten demselben entgegen. Vergl. Kühne's Beobachtungen a. a. O. Erwärmen auf 45° C. bewirkte,,Wärmestarre" der Flimmerhaare des Frosches, die nach erfolgter Abkühlung und bei Gegenwart von Sauerstoff durch Alkalien wieder aufgehoben werden konnte. Wesentlich ebenso wie die Flimmerhaare verhielten sich die Samenfäden des Frosches unter den genannten Einwirkungen.

Engelmann meint, das Starrwerden der Wimpern unter gewöhnlichen Bedingungen möge auf Myosingerinnung beruhen, die Belebung durch Alkali und Säure auf Lösung des Gerinnsels; die Lösbarkeit der Wärmestarre durch Alkali allein deute auf reichliche Säurebildung bei der Wärmestarre hin.

Stuart meint, die Säuren bewirken den Stillstand der Flimmerbewegung durch Zersetzung von Natronalbuminat, und die Alkalien wirken wenigstens theilweise durch dessen Restitution wiederbelebend. Hatte das Alkali die durch Säure aufgehobene Bewegung wieder in Gang gebracht, so konnte das Alkali durch eine indifferente Flüssigkeit ausgewaschen werden, und die Bewegung erhielt sich darin so lange, wie sonst. Die durch concentrirte Zuckerlösung, Wasserentziehung, zum Stillstand gebrachte Bewegung wurde durch Wasserzufuhr wieder belebt.

Was die Einwirkung von elektrischen Strömen auf die Flimmerbewegung betrifft, so fand Stuart die Angaben Kistiakowsky's bestätigt.

Untersuchungen von F. Cohn über die Wirkung der stärker brechbaren Lichtstrahlen als bestimmend für die Richtung der Bewegung (Locomotion) bei Farbstoff enthaltenden niederen Organismen, auf welche wir hier nur hinweisen können, s. in Nobbe, Versuchsstationen. 1867. p. 244.

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Reizbarkeit centraler Elemente.

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Fick und Engelken bestreiten, wie jüngst auch Vulpian (Ber. 1866. p. 404), dass die Elemente der Vorder- und Hinterstränge des Rückenmarks nicht für künstliche oder inadäquate Reizmittel reizbar seien, und meinen, dass was zunächst die Versuche von van Deen und die bestätigenden von Guttmann (Ber. 1866. p. 404) über elektrische Reizung der Vorderstränge betrifft, viel zu schwache Reize angewendet worden seien. Dass solche schwache elektrische Reize, die für die Nervenwurzeln schon wirksam waren, nicht wirkten bei Application auf Markfasern, finden Fick und Engelken darin begründet. dass im letztern Falle die Erregung Ganglienzellen passiren müsse und sich mehr vertheile; dasselbe gelte für mechanische Reizung, der schwache Reiz vermöge wohl die direct zu den Muskeln verlaufenden Wurzelfasern zu erregen, die Rückenmarksfasern erfordern stärkere Erregung.

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Engelken applicirte bei Fröschen Inductionsströme an den Querschnitt des Rückenmarks in der Höhe des untern Endes der Rautengrube und sah geordnete Bewegungen der Hinterextremitäten eintreten, leichter wenn die Elektroden an den Querschnitt der Vorderstränge applicirt waren, als wenn an den der Hinterstränge, und diese Bewegungen traten bei gleich starken Strömen nicht mehr ein, wenn die Continuität des Rückenmarks unterhalb des gereizten Querschnitts unterbrochen war: dann waren die stärksten Ströme erforderlich, um (durch Stromschleifen) Wirkung zu erhalten.

Dasselbe Resultat wurde erhalten, wenn das Rückenmark nach Durchschneidung aller Wurzeln bis auf die für die hinteren Extremitäten ganz isolirt wurde. Endlich trug Engelken auch die Hinterstränge in einer Ausdehnung von 6- 10 Mm. bis zu dem zu reizenden obern Ende ab, reizte die Vorderstränge und sah gleichfalls die geordneten Bewegungen der Hinterextremitäten eintreten, aber ausbleiben bei derselben Reizstärke, wenn die Continuität der Rückenmarkselemente unterhalb aufgehoben war.

Dieser Versuch wurde mit gleichem Erfolg auch beim Kaninchen angestellt. Bei Gelegenheit dieser Versuche gewann Engelken auch die Ueberzeugung von der Reizbarkeit der Elemente der Hinterstränge für mechanische Reizung, die zuletzt noch von Sanders ausdrücklich in Abrede gestellt wurde (Ber. 1865. p. 434).

Beobachtungen, welche Bidder (p. 24. 25) an den Nerven der Submaxillardrüse machte und welche oben schon notirt wurden, würden dahin zusammzufassen sein, dass die marklosen, gangliösen Nervenfasern (der Submaxillardrüse), ebenso

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