sächlich die mit der Eiweisszufuhr so sehr und unmittelbar variablen Grössen der Harnstoffausscheidung abhängen. In welcher Weise bei einem Thier die Zufuhr einer bestimmten Menge Eiweiss wirkt, ob sie ausreicht oder nicht oder gar für Ansatz ausreicht, hängt von dem durch die vorausgegangene Fütterung erzeugten Körperzustande ab, entsprechend der Abhängigkeit des Eiweissumsatzes an den ersten Hungertagen von der vorausgegangenen Ernährung. Es kann bei ein und demselben Thiere, je nach seinem Ernährungszustande, die als Erhaltungsfutter genügende Fleischmenge innerhalb weiter Grenzen schwanken und je nachdem der Körper heruntergekommen oder gut im Stande ist, eine bestimmte Fleischmenge genügend oder mehr und sehr ungenügend sein. Hiernach ergiebt sich auch, was die Versuche ausweisen, wie sich bei täglich abnehmender und bei täglich zunehmender Fleischzufuhr der Eiweissumsatz verhält: beides führt zuletzt zu einem Gleichgewichtszustande, und die dies bedingende Ab- und Zunahme des Eiweissumsatzes ist abhängig von der Grösse der Differenz der Eiweisszufuhr, so dass das Gleichgewicht mit einer bestimmten Fleischmenge zu wesentlich der gleichen Zeit eintritt, mag vorher viel oder wenig Fleisch gereicht worden sein. Voit zeigt nun weiter, dass, ebenso wie bei Inanition, SO auch bei Fleischzufuhr nicht die gesammte Eiweissmenge des Körpers dass die Grösse des Eiweissumsatzes bedingende Moment ist: das zersetzte Eiweiss bildet nicht immer den gleichen Bruchtheil des gesammten Körpereiweisses (welches Voit in einer betreffenden Versuchsreihe als Fleisch im weitern Sinne, d. h. stickstoffhaltige thierische Gewebe, als Ausgangspunkt mit 20 Kilogrms. für den 35 Kilogrms. schweren Hund ansetzt), sondern bei Zunahme des Körpereiweiss einen wachsenden, bei Abnahme desselben einen abnehmenden Bruchtheil desselben; die Quantität des zersetzten Fleisches nimmt rascher ab und rascher zu, als die des gesammten Körperfleisches abnimmt und resp. zunimmt. Es betheiligt sich, schliesst Voit, wesentlich und hauptsächlich nur ein Theil des im Körper vorhandenen Eiweisses an den Vorgängen des Umsatzes und bedingt vorzugsweise dessen Grösse, nämlich das sog. Vorrathseiweiss; zu diesem gesellt sich (namentlich bei Ausschluss von Fett und Kohlenhydrat) zum beiweitem grössten Theile das mit der Nahrung neu eingeführte Eiweiss und die Summe dieser beiden Factoren, zu welcher noch ein viel kleinerer Factor vom Organeiweiss kommt, ist es, welche wesentlich die Grösse des Umsatzes bedingt, während das 384 Gleichgewicht bei verschiedener Eiweisszufuhr. Organeiweiss nur geringem Umsatz und langsamern Wechsel seiner Grösse unterliegt. Die viel bedeutendere Abnahme des Vorrathseiweiss gegenüber dem Organeiweiss ist es, welche die Abnahme des dem Umsatz unterliegenden Bruchtheils des Gesammteiweiss bedingt bei Abnahme der Eiweisszufuhr, ebenso die stärkere Zunahme des Vorrathseiweiss das Wachsen jenes Bruchtheils im entgegengesetzten Falle. Auf solche Weise wird rasch innerhalb gewisser Grenzen mit jeder Fleischzufuhr ein Gleichgewichtszustand erreicht, bei welchem die Quantität des Vorrathseiweiss constant ist. Der Hund im Mittel 35 Kilogrms. Körpergewicht konnte sich im Maximum mit täglich 2500 Grms. Fleischzufuhr in's Gleichgewicht setzen, im Minimum bei sehr heruntergekommenem Körper mit 480 Grms. (Letzteres wurde bei nach längerer Inanition allmählich wachsender Fleischzufuhr als Gleichgewichtszustand erreicht.) Das Minimum der Zufuhr für Gleichgewichtszustand ist stets grösser, und muss es nach obigem Satze sein, als diejenige Eiweissmenge, welche im Anfange des Hungers verbraucht wird, und es lässt sich nach dem Verbrauch beim Hunger nicht etwa die ausreichende Minimalzufuhr bemessen, die so bemessene Zufuhr bedingt stets noch Eiweissverlust vom Körper, und auch die beim Hunger umgesetzte Fleischmenge in Verbindung mit viel Kohlenhydrat oder Fett war nicht ausreichend, um als Minimalerhaltungsfutter zu dienen, der Körper verlor Eiweiss dabei. In Verbindung mit 200 Grms. Fett reichten im sehr heruntergekommenen Zustande 400 Grms. Fleisch als Minimum aus, während nur 170 Grms. Fleisch und 90 Grms. Fett bei Inanition vom Körper abgegeben wurden. Zur Deckung eines Fleischverlustes im Körper reicht daher niemals eine gleich grosse Fleischzufuhr aus, dieselbe muss stets viel grösser sein, das Eiweiss der Nahrung dient nie einfach als Ersatz für Verlorenes. Jede Eiweissmenge in der Zufuhr, mit welcher der Körper sich in's Gleichgewicht zu setzen vermag, bei dem Hunde vom Einfachen bis zum 5fachen, ruft einen ihr entsprechenden, den Umsatz bedingenden Stand daran im Körper hervor, und zur Erhaltung desselben ist die betreffende Eiweisszufuhr unumgänglich nöthig. Es giebt daher keine Luxusconsumtion im frühern Sinne des Wortes, es müsste denn der neue Zustand des Körpers selbst, in den er durch Vermehrung der Eiweisszufuhr versetzt wird, ein Luxus genannt werden, was er aber in so fern nicht ist, als der Körper leistungsfähiger und kräftiger durch diesen Luxus wird, und was in jedem Fall einen ganz andern Sinn hat. Die Sache liegt, scheint dem Ref., offenbar so, dass das, was man früher Luxusconsumtion nannte, gewissermassen das ist, was Voit als Umsatz des Vorrathseiweisses gegenüber dem des Organeiweisses nachgewiesen hat, so dass diese sog. Luxusconsumtion immer, unter allen Umständen, auch beim Hunger existirt, oder richtiger gar nicht. Was das sog. Vorrathseiweiss im Körper ist, wo es sich befindet und umgesetzt wird, dies lässt sich zur Zeit noch nicht sagen, und nach dieser Richtung hin lässt Voit die Frage noch ganz offen. Vorrathseiweiss bedeutet zunächst nur die besondere Wirkung eines leicht veränderlichen Theiles des Gesammteiweisses im Körper beim Umsatz. An diesem Vorrathseiweiss laufen wesentlich die enormen Schwankungen in der Grösse des Eiweissumsatzes ab, welche allein durch Veränderungen in der Grösse der Zufuhr veranlasst werden können, und dadurch werden die übrigen Gewebe, das sog. Organeiweiss Voit nennt es auch geradezu das Organisirte vor diesen Schwankungen gewissermaassen geschützt, wie denn von so grossartigem Wechsel im Umsatz des Organisirten in der That Nichts bekannt sei (bis auf ein Gewebe, nämlich die Blutkörper [Ref.], s. Zeitschrift für rationelle Medicin Bd. 31. p. 234. 259). Bei reiner Fleischnahrung tritt ein Ansatz von Eiweiss ein, wenn, nachdem der Körper sich mit einer gewissen Eiweissquantität auf seinem Eiweissstande erhalten hat, mehr davon eingeführt wird, aber der Ansatz dauert nicht lange, es stellt sich bald Gleichgewicht mit der grössern Menge her. Mit reinem Fleisch, ohne stickstofffreie Nahrung, kann der Körper niemals reich an Fleisch gemacht werden, die Steigerung der Zufuhr bedingt zu rasche, auf Gleichgewicht hinführende Steigerung des Umsatzes. Meistens war der Hund schon am vierten bis fünften Tage mit der grössern Zufuhr im Gleichgewicht, und Voit konnte mit reinem Fleisch den FleischAnsatz nicht über 1365 Grms. bei dem Hunde bringen, so viel, wie derselbe in dreitägigem Hunger wieder verlor. Mit Fleisch allein kann beim nicht fettarmen Hunde ein anderswie erzeugter reichlicher Stand auf die Dauer wohl erhalten, dieser Stand aber nicht hergestellt werden. Zur Erhaltung mit reinem Fleisch allein ist aber viel davon nöthig. Ein reichlicherer Ansatz des dauerhaftern sog. Organeiweisses kommt also nur unter der Wirkung von stickstofflosen Nährstoffen neben Eiweiss zu Stande, und dies zeigt sich auch z. B. in dem Falle, dass von einem mit reinem Fleisch unterhaltenen Henle u. Meissner, Bericht 1867. 25 Gleichgewichtszustande aus Abnahme des Körpers durch Verminderung der Fleischzufuhr eingetreten ist und darauf wieder die frühere grössere Zufuhr erfolgt: der Körper kommt damit nicht auf den alten Stand. So erwies sich denn auch bei reiner Fleischzufuhr die Grösse des dadurch zu erzielenden Ansatzes, bevor Gleichgewicht eintrat, davon abhängig, ob der Hund vorher fettarm und eiweissreich geworden war oder umgekehrt: im erstern Falle war nur geringer Fleischansatz mit reinem Fleisch zu erzielen, ein im Verhältniss zum Fleisch fetter Körper kann mehr Fleisch ansetzen, als ein relativ flerschreicher. Im fleischreichen Zustande setzte der Hund bei Vermehrung der Zufuhr vom Gleichgewichtszustande aus (Zuschuss) nur 15-28% des Zuschusses an, im fettreichen Zustande dagegen 44-84 % des Zuschusses. So fern nun im erstern Fall der grösste Theil der Zufuhr zu Vorrathseiweiss wird, so werden also auf etwa 100 Grms. Vermehrung desselben 80 Grms. wieder zerstört, und da nun auch ohne Vermehrung nämlich beim Hunger an den ersten Tagen täglich im Mittel 70% des Vorrathseiweisses umgesetzt werden, so schliesst Voit auf Constanz dieses Factors und berechnet darnach und nach Maassgabe der relativen Umsatzgrösse des Organeiweisses beim Hungern (0,8 %), dass bei Gleichgewicht mit 1000 Grms. Fleisch 266 Grms. davon nach dem Umsatz als Vorrathseiweiss zurückbleiben, bei 1500 Grms. Fleisch 400 Grms., bei 2000 Grms. Fleisch: 520 Grms., bei 2500 Grms. Fleisch: 665 Grms., dass demnach das Vorrathseiweiss nur etwa 3 % des für 35 Kilogrms. Körpergewicht zu 20 Kilogrms. angesetzten Fleisches (im weitern Sinne) beträgt. Bei Verminderung der Fleischzufuhr vom Gleichgewichtszustande aus wird im Allgemeinen in der gleichen Zeit um so mehr Eiweiss vom Körper abgegeben, je grösser die Differenz der Zufuhr ist, aber daneben ist auch wiederum der Fettreichthum des Körpers von Einfluss, der fettarme Körper giebt bei gleicher Differenz rascher aber im Ganzen weniger ab, als der fettreiche Körper, der später auf den tiefern Gleichgewichtszustand kommt und mehr vom Organeiweiss abgiebt. Im erstern Falle beträgt der Verlust am Körper nicht so viel, wie die Differenz der Zufuhr, durch die rasche Abnahme des Umsatzes wird früher Gleichgewicht erreicht, im zweiten Falle kann der Verlust der Differenz der Zufuhr gleichkommen. Der Verlust kann auch bei zu geringer Zufuhr fortdauern, so dass gar kein Gleichgewicht erreicht wird. Wenn die Ab nahme der Zufuhr auf solche Zufuhr folgt, bei welcher Ansatz stattfand, so braucht keine Abgabe von Körperfleisch stattzufinden. Voit berechnet unter Subtraction des nach Maassgabe der früheren Hungerversuche angesetzten Consums des Organeiweisses von dem Gesammtverlust an Eiweiss bis zur Erreichung des stationären Zustandes die von dem vorhergehenden Gleichgewichts- Futter her vorhandene Menge des Vorrathseiweisses und findet dieselbe ziemlich übereinstimmend" mit den obigen Zahlen, und der Verbrauch dieses Vorrathseiweisses für den ersten Tag der Abnahme der Eiweisszufuhr stellt sich dann im Mittel auch wiederum auf 80 %. Wenn in Folge ungenügender Fleischzufuhr das Organeiweiss Verlust erlitten hat, und nun die Zufuhr an Fleisch wieder gesteigert wird, so wird, wie oben schon bemerkt, der Gleichgewichtszustand früher wieder erreicht, bevor der Verlust am Organeiweiss ganz wieder ersetzt ist, weil die Zufuhr beiweitem vorwiegend den leicht veränderlichen Theil des Körpereiweisses, das Vorrathseiweiss vermehrt, welches mit einem so grossen Bruchtheil in die Zersetzung eingeht und deren Grösse bestimmt. Es gilt hier wiederum, wie oben schon angemerkt, dass, wenn auch der Verlust am Organeiweiss eingebracht werden soll, das Fleisch allein nicht genügt, sondern Fett oder Kohlenhydrat daneben eingeführt werden. muss, unter deren Einfluss, umgekehrt wie beim Hunger, fortwährend Fleisch angesetzt werden kann, ohne dass je Gleichgewicht eintritt. Das den Eiweissumsatz vornehmlich bestimmende Vorrathseiweiss kann gleich viel betragen in einem an Organeiweiss armen und einem daran reichen Körper, und so kann auch bei ungleichen Zuständen ein und desselben Thieres oder unter Umständen bei verschiedenen Individuen, z. B. einem 38 Kilogrms. schweren und einem 6 Kilogrms. schweren Hunde mit der gleichen Eiweisszufuhr Gleichgewicht im Stickstoff eintreten, sobald in beiden die Menge des Vorrathseiweisses annähernd gleich ist. Kleinere Thiere haben wahrscheinlich entsprechend ihrem relativ grössern Umsatz im Verhältniss zur Organmasse mehr Vorrathseiweiss, als grössere. Das Körpergewicht geht durchaus nicht parallel mit der Grösse des Eiweissumsatzes, und da auch der Gehalt des Körpers an Fett, welches auch den Eiweissumsatz beeinflusst, und Wasser sehr wechselnd sein kann, so hat 1 Kilogrm. Gewicht desselben Thieres keine constante Zusammensetzung und der Bedarf zur Erhaltung oder die Umsetzungsgrösse lässt sich nicht auf die |