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Anfangsgewicht (mit 12879 Grms. Muskeln) auf schliesslich 25610 Grms. herabgekommene Thier eingeführt gedacht, ergeben an Muskelfleisch 24189 Grms., das Thier würde also, noch dazu unter Einrechnung der ursprünglich vorhandenen übrigen stickstoffhaltigen Gewebe ausser den Muskeln, wiederum vollständig in Fleisch verwandelt worden sein. Das Stickstoffdeficit kann also nicht als Ansatz von normalem Fleisch berechnet werden.

die

Das kohlensaure Natron, meint Seegen, hat in dieser Versuchsreihe ebenso, wie zuerst in der ersten Reihe die Stickstoffausscheidung durch den Harn wesentlich vermehrt (wobei diuretische Wirkung in Betracht kommt) und dadurch das Stickstoffdeficit bedeutend vermindert, es blieb aber auch so nachdem die Zufuhr des kohlensauren Natrons aufgehört hatte, während in der ersten Reihe mit Steigerung der Sodazufuhr das Stickstoffdeficit wieder bedeutend zunahm. Auf eine bestimmte Beziehung des kohlensauren Natrons zu dem Verlauf des Stoffwechsels hiernach schon zu schliessen, dürfte einigermaassen bedenklich sein.

Die Bedingungen, von denen das Auftreten des Stickstoffdeficits resp. die Ausscheidung einer mehr oder weniger grossen Stickstoffmenge wahrscheinlich durch Haut und Lungen abhängt, sind noch durchaus unbekannt.

Seegen ist nun nach seinen Erfahrungen nicht geneigt, die früheren gleichfalls zu dem Stickstoffdeficit führenden Untersuchungen in der Weise zu deuten und zu beurtheilen, dass, wie Voit wollte (vorj. Ber. p. 343), das Deficit sich in der einen oder andern Weise nur auf Fehler oder unrichtige Deutung der Data zurückführt.

Dass bei Bischoff's Hunden das Deficit durch Zersetzung des alkalisch entleerten Harns entstanden sei, und deshalb Hunde mit alkalischem Harn nicht verwendbar zu Untersuchungen seien, bestreitet Seegen, da er innerhalb mehrer Tage in stark alkalischem Harn keinen N Verlust eintreten. sah. Ausser dem von Bidder und Schmidt bei Katzen beobachteten und auf Fleischansatz bezogenen, zum Theil bedeutenden Stickstoffdeficit erinnert Seegen auch an das von Hoppe bei Fleisch- und Zuckerfütterung beobachtete, jedoch schon von Hoppe selbst anders gedeutete Deficit (vergl. d. Ber. 1856. p. 329). Mit den Versuchen von Boussingault und von Barral lässt sich jetzt wohl Nichts mehr beweisen, wenn auch Seegen darzuthun versucht, dass die von Voit dagegen erhobenen Einwendungen nicht nothwendig begründet zu sein brauchen. Aus den Untersuchungen von Henneberg und

Stohmann hebt Seegen diejenigen Versuche hervor, in denen sich ein nach der Verff. eigener anfänglicher Meinung nicht auf Ansatz zu beziehendes Stickstoffdeficit zeigte (vergl. d. Ber. 1859. p. 380), während allerdings in den späteren Versuchen solches nicht auftrat (Ber. 1862. p. 403), wenigstens die Verff. sich der von Voit als allgemein gültig hingestellten Regel anschlossen, deren Annahme, wie Seegen bemerkt, allerdings eine recht unglückliche Motivirung durch Grouven erhielt (vergl. im Ber. 1864. p. 347).

Seegen hebt ferner das mehrfach von Ranke beim Menschen beobachtete, zum Theil bedeutende Stickstoffdeficit hervor (Ber. 1862. p. 391-396) und zeigt besonders an dem von Gaethgens gefundenen Stickstoffdeficit (vorj. Ber. p. 337), dass dasselbe nicht auf Ansatz fleischartigen Gewebes bezogen werden kann, da in 40 Tagen das Deficit 269 Grms. 22% betrug, als Fleisch berechnet 7910 Grms. Fleisch ausmacht, welche angesetzt gedacht bei 813 Grms. Gewichtszunahme circa 7000 Grms. Fett und Wasser hätten überflüssig machen, zur Abgabe bringen müssen, da doch besonders viel Wasser aufgenommen wurde, und ursprünglich schon das Fettgewebe schwach entwickelt war. Seegen erkennt hier, wie bei Barral und Ranke, das noch nicht aufgeklärte Stickstoffdeficit, wie es jener Hund darbot. Hinsichtlich einiger Bemerkungen, welche Seegen gegen Voit's eigene Versuchsreihen resp. deren Verwerthung macht, können wir um so eher auf das Original verweisen, als es dem Verf. nur darum zu thun ist, zu zeigen, dass das von Voit deducirte, jede (grössere) Stickstoffausscheidung ausser Harn und Koth ausschliessende Gesetz kein solches ist, sondern die betreffende Thatsache nur unter Umständen realisirt ist oder realisirt sein kann, wie es S. ja selbst in einzelnen Perioden an dem Hunde beobachtete. Mit Recht hebt Seegen hervor, dass, wenn Voit es stets besonders betont, den Zustand des Stickstoffgleichgewichts in Einnahme und Ausgabe durch passende Ernährung hergestellt zu haben, dagegen doch auch die Umstände näher in Betracht zu ziehen sind, unter denen dies Gleichgewicht nicht existirt und die Differenz bis jetzt einer Deutung zu unterliegen hat, bei welcher ungemein viel gerade darauf ankommt, wie lange diese Differenz sich zeigt, also wie lange gerade eine Ernährungsweise unterhalten wurde, bei welcher das Stickstoffgleichgewicht nicht zu Stande kommt.

Was die früher von Regnault und Reiset, später von Letzterm auch wieder beobachtete (Ber. 1863. p. 303) Stickstoffexhalation betrifft, so sucht Seegen einerseits zu zeigen,

dass dieselbe nicht etwa so geringfügig war, dass sie nicht zur Deckung des Stickstoffdeficits in Betracht zu ziehen wäre, anderseits bemerkt er, dass gerade die gegen diese Beobachtungen geltend gemachte Unregelmässigkeit der auf Stickstoffexhalation bezogenen Werthe, die auch sogar negativ ausfallen können (vergl. auch oben die Beobachtung von Sanders-Ezn), grade das nicht Gesetzmässige mit den gleichfalls noch nicht gesetzmässig sich darstellenden Verhältnissen der Stickstoffausscheidung im Harn und Koth zusammen stimme.

E. Bischoff bestimmte beim Hunde den Phosphorsäuregehalt des Harns (durch Titriren mit salpetersaurem Uranoxyd) und des Kothes bei Fütterung mit verschiedenen Quantitäten Fleisch, mit Fleisch und Fett, Fleisch und Stärke, mit Brod und bei Inanition. Das gefütterte Fleisch, von Fett und Bindegewebe möglichst befreiet, enthielt frisch im Mittel in 100 Grms. 0,445 Grms. Phosphorsäure bei 3,4% Stickstoff, also im Verhältniss von 1:7,6, die Angaben über den Phosphorsäuregehalt der gefütterten Stärke und des Brodes s. im Orig.

Die Phosphorsäureausgabe im Koth betrug gewöhnlich etwa 1/13 der Gesammtausgabe, und war daselbst an Kalk, Magnesia, Eisen gebunden, im Harn der grösste Theil an Alkalien. Eine ansehnlichere Menge von Phosphorsäure war in dem bei Fütterung mit Brod oder Fleisch mit viel Stärke reichlichern Koth enthalten.

Die Grösse der Stickstoffausgabe und Phosphorsäureausgabe steigen und fallen mit einander. Bei Inanition und Zufuhr stickstoff- und phosphorsäurefreier Stoffe betrug die Phosphorsäure-Ausgabe (des? schweren Hundes) im Tage 1,1 (Grm., bei Fütterung mit 500 Grms. Fleisch: 2,6 Grms., bei 1000 Grms. Fleisch: 4,7 Grms., bei 1500 Grms. Fleisch 6,7 Grms., bei 2000 Grms. Fleisch 8,8 Grms. War der Körper mit der Fleischnahrung im Gleichgewicht, so fand sich neben dem gesammten Stickstoff der Einnahme auch die Phosphorsäure derselben im Harn und Koth wieder. Das Verhältniss von Phosphorsäure zum Stickstoff im Harn war dann wie 1:8,2; 1:8,3. Das Verhältniss der Gesammtphosphorsäureausgabe zur Stickstoffausgabe im Harn und Koth war bei Ernährung mit Fleisch und mit Fleisch und Fett wie 1:7-8, also wie im gefütterten Fleisch.

War die Zufuhr ungenügend, so gab der Körper sowohl Stickstoff, wie Phosphorsäure von den eigenen Geweben her, und wenn bei sehr reichlicher Zufuhr oder bei Zusatz von Fett oder Stärke aus dem Stickstoffdeficit auf Ansatz stick

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stoffhaltiger Substanz im Körper nach Voit zu schliessen war, fehlte auch eine gewisse Menge Phosphorsäure in den Excreten, was der Verf. mit Recht besonders geltend macht für die Richtigkeit des Schlusses auf Ansatz, da Phosphorsäure nicht für sich allein angesetzt wird und auch nicht im Stande ist, gasförmig den Körper zu verlassen, wie möglicherweise der Stickstoff.

Bei Inanition wurde bemerkenswerther Weise eine im Verhältniss zur Stickstoffausgabe im Harn und Koth grössere Menge von Phosphorsäure ausgeschieden: das Verhältniss der Phosphorsäureausgabe zur Stickstoffausgabe im Harn und Koth war wie 1: 6,2: der Verf. meint, der Phosphorsäureüberschuss stamme aus dem Plasma ohne einen entsprechenden Eiweissumsatz, da beim Hunger auch eine grössere Quantität Kochsalz und Gesammtasche im Harn gefunden wird, als im zersetzten Fleisch enthalten ist.

Bei Fütterung mit Fleisch und Stärke ist unter Abzug eines Phosphorsäuregehalts der Stärke das Verhältniss der Phosphorsäure zum Stickstoff im Harn und Koth ähnlich wie bei Fleisch und Fleisch und Fett. Bei Fütterung mit Brod. allein macht sich wesentlich das (grössere) Verhältniss der beiden Bestandtheile in dem Brode geltend in den Ausgaben, der dabei stattfindende Zuschuss von Körpersubstanz zeigt das Verhältniss ähnlich wie bei Fleisch. Bei Fütterung mit Stärke allein zeigt sich unter Abzug der mit der Stärke einverleibten Phosphorsäure das etwas grössere Verhältniss der Phosphorsäure zum Stickstoff, wie bei völliger Inanition.

Peligot's Untersuchungen über den Stoffwechsel der heranwachsenden Seidenraupen wurden folgendermaassen angestellt. Je von einer Partie eben ausgeschlüpfter Raupen wurde ein Theil der Elementaranalyse unterworfen, um darnach bei dem andern aufgezogenen Theil später die Elemente in Abzug bringen zu können, die die Thiere schon aus dem Ei mitgebracht und nicht erst vom Futter sich angeeignet hatten. Von den dargereichten Maulbeerblättern wurde gleichfalls ein Theil analysirt. Die dargereichten Blätter fanden sich nach dem Heranwachsen der Raupen wieder in Form von drei resp. vier verschiedenen Posten, nämlich 1) als Gewichtszunahme der Raupen, 2) als deren Excremente, 3) als die zurückgelassenen Blattreste und 4) als die aus der Differenz sich ergebende gasförmige Ausscheidung der Raupen. Die herangewachsenen Raupen, die Excremente und die Blattreste wurden analysirt, von ersteren die Eibestandtheile subtrahirt, und diese verschiedenen Posten als Ausgabe in Vergleich ge

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Kein Stickstoffdeficit bei den Raupen.

bracht zu der Einnahme, den Blättern, wie sie dargereicht worden waren.

Drei Versuche, welche mit der nothwendigen Genauigkeit geführt worden waren (worüber d. Orig. p. 456 zu vergl. ist), ergaben, dass der Stickstoff der Einnahme sich bis auf verschwindend kleine innerhalb der Fehlergrenze liegende Differenzen in jenen drei Posten der nicht gasförmigen Ausgabe wiederfindet: die Seidenraupe entwickelt sich bei der Ernährung mit Maulbeerblättern (wobei sie von dem Anfangsgewicht von 0,5 Milligrm. im Laufe von 30 Tagen bis über das 4000fache Gewicht erlangt) ohne Stickstoff aus anderer Quelle aufzunehmen und ohne Stickstoff gasförmig auszuscheiden.

Auf die Respirationsausgaben fiel ausser einem Theil des Kohlenstoffs der Einnahme auch eine nicht zu vernachlässigende Menge Wasserstoff und Sauerstoff der Blattsubstanz und zwar sehr annähernd in dem Gewichtsverhältniss von 1 zu 8, so dass Peligot, jedoch unter Hinweis auf die, die Versuchsfehler einschliessenden Sauerstoffbestimmungen mit Reserve, schliesst, dass die Raupen einen Theil der gefressenen Blattsubstanz (Kohlenhydrat) als Wasser in der Respiration ausscheiden.

Die Kohlensäureausscheidung ist, hebt der Verf. hervor, 80 bedeutend bei den heranwachsenden Seidenraupen, dass sie auf 100 Theile im Körper angesetzten Kohlenstoff 40 bis 50 Theile als Kohlensäure ausathmen, und es wird daran erinnert, dass schon Regnault und Reiset die bedeutende Grösse der Respiration bei den Seidenraupen bemerkten.

An die im vorj. Bericht p. 348 f. notirten Untersuchungen Voit's über das Verhalten des Eiweissumsatzes bei hungernden Thieren schliessen sich wichtige Untersuchungen desselben Forschers über den (nach dem titriren Harnstoffgehalt des Harns bemessenen) Eiweissumsatz und die dessen Grösse bestimmenden Momente bei Ernährung des Hundes mit fettfreiem Muskelfleisch (Kuhfleisch, welches nur 0,91 % Aetherextract gab).

Bei den Untersuchungen am hungernden Thier war Voit zu der Unterscheidung des rasch und leicht in grosser Menge dem Verbrauch unterliegenden Vorrathseiweiss und des stabilern, schwerer, langsamer der Zersetzung anheim fallenden Organeiweiss gelangt (a. a. O. p. 351): von vorn herein ist es sehr wahrscheinlich, dass das, was bei Einfuhr wechselnden Mengen von Eiweiss zunächst und der Menge nach vorwiegend davon beeinflusst wird, das Vorrathseiweiss ist, und dass von dessen mit der Zufuhrgrösse sehr variabler Menge und Umsatz haupt

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