372 Entstehen des Fettes u. Zuckers der Milch aus Eiweiss. war der der Hündin unter allen Umständen das Fett sowohl wie der Zucker der Milch durch das aus dem Stickstoff berechnete umgesetzte Eiweiss gedeckt werden kann; und es Fett- und Zuckergehalt der Milch bei Fütterung mit viel reinem Fleisch grösser, als bei Fütterung mit Fleisch und Kohlenhydrat. Um zu erfahren, ob auch für den Pflanzenfresser die dem Verf. aus Gründen (s. unten) wahrscheinliche Annahme möglich sei, dass nicht die Kohlenhydrate in Fett übergehen, sondern dass nur das aus dem Eiweiss abgespaltene oder das als solches eingeführte Fett im Ansatz oder in der Milch auftritt, und die Kohlenhydrate nur dieses Fett vor der Oxydation schützen, untersuchte Voit 6 Tage lang die Einnahmen und Ausgaben einer Milchkuh, welche unausgesetzt während dieser Zeit überwacht wurde. Die Kuh verzehrte in den 6 Tagen im Mehl und Heu 1407 Grms. Stickstoff; im Harn, Koth und in der Milch wurden 1440 Grms. Stickstoff ausgeschieden, d. h. der Stickstoff der Einnahmen und Ausgaben stimmte auf 20% überein, das Thier befand sich also im Stickstoffgleichgewicht. In 80,6 Kilogrms. Heu und 14,7 Kilogrms. Mehl waren 2663 Grms. Fett, in 178 Kilogrms. Koth befanden sich 1044 Grms., es wurden also 1619 Grms. Fett in die Säftemasse aufgenommen. In 130,7 Kilogrms. Harn waren 562,4 Grms. Stickstoff; berechnet man letztere auf Eiweiss und zieht den Kohlenstoffgehalt einer dem Stickstoff entsprechenden Harnstoffmenge ab, so erhält man daraus den Kohlenstoff von 2220 Grms. Fett, oder nach Abzug von 4,5 % Kohlenstoff, welche den nach der Abtrennung des Harnstoffs vom Eiweiss überschüssigen Sauerstoff binden, 2120 Grms. Fett. Die 57,3 Kilogrms. Milch enthielten aber 1877 Grms. eiweissartige Substanz, 1976 Grms. Fett und 3177 Grms. Milchzucker. Das im Körper zersetzte Eiweiss kann also 144 Grms. Fett mehr erzeugen, als in der Milch sich fanden; der Kohlenstoff des Milchzuckers entspricht 1670 Grms. Fett, während von Eiweiss 144 Grms. und von dem Fett der Nahrung 1619 Grms. 1763 Grms. zur Verfügung stehen. Man braucht somit weder für das Fett, noch für den Milchzucker in der Milch die Kohlenhydrate in Anspruch zu nehmen, und es ist dadurch im höchsten Grade wahrscheinlich, dass auch beim Pflanzenfresser die Kohlenhydrate nicht das Material für die Fettbildung abgeben, sondern nur dieselbe ermöglichen, indem sie statt des Fettes verbrennen.“ Der Verf. weist auf die nachweisbare fettige Degeneration eiweissartiger Stoffe in der Milchdrüse hin. Transsudate. Hilger fand in der 1006 wiegenden schwach alkalischen Flüssigkeit eines Hydrocephalus chronicus 98,775 % Wasser, 1,223% feste Theile, unter denen 0,246 Eiweiss, 0,164 Zucker, ferner Mucin und Faserstoff, Harnstoff, Bernsteinsäure und Cholesterin; 0,762 Asche, bestehend aus Kochsalz, phosphorsaurem Kali, Chlorkalium, schwefelsaurem Kali, Kalk-, Magnesiaund Eisen-Phosphat. An die im Ber. 1865. p. 325 notirten Beobachtungen Schönbein's über die energische Zersetzung des Wasserstoffsuperoxyds durch Schanker- und Trippergift (so wie andere specifische Exsudate) schliessen sich bestätigend und ergänzend die Beobachtungen Stöhr's an, welcher Wasserstoffsuperoxyd (in bedeutender Menge) auf Schankergeschwüre applicirte, wobei Zersetzung des Wasserstoffsuperoxyds stattfand und die Contagiosität des Secrets zerstört wurde, so dass mit demselben nicht mehr weiter geimpft werden konnte. Es wurde also dem Schankergeschwür durch das Wasserstoffsuperoxyd sein Charakter als specifisches vollkommen genommen. Auch das Contagium des diphtheritischen Geschwürs schien durch das Wasserstoffsuperoxyd vernichtet zu werden. Dabei wurde die morphologische Beschaffenheit der Exsudate eingreifend verändert, ohne dass sich das Wasserstoffsuperoxyd übrigens, wie der Verf. besonders constatirte, wie ein Aetzmittel verhält, sofern die Gewebe durch dasselbe nicht nachweisbar zerstört wurden. 66 Ueber ,, phlogogene und " pyrogene" Wirkungen von Exsudaten vergl. unten. Stoffwechsel im Ganzen. Einnahme und Ausgabe. J. Seegen, Ueber die Ausscheidung des Stickstoffs der im Körper zersetzten Albuminate. Sitzungsberichte d. k. Akad. d. Wissensch. zu Wien. Bd. 55. II. März. p. 357. E. Bischoff, Ueber die Ausscheidung der Phosphorsäure durch den Thierkörper. Zeitschrift für Biologie. III. p. 309. E. Peligot, Études chimiques et physiologiques sur les vers à soie. Annales de Chimie et de Physique. 1867. XII. p. 445. C. Voit, Der Eiweissumsatz bei Ernährung mit reinem Fleisch. Zeitschrift für Biologie. III. p. 1. C. Voit, Ueber die Fettbildung im Thierkörper. Sitzungsberichte der k. bayersch. Akad. d. Wissensch. 1867. II. p. 402. E. Klein und E. Verson, Ueber die Bedeutung des Kochsalzes für den menschlichen Organismus. Sitzungsberichte d. k. Akad. d. Wissensch. zu Wien. 55. Bd. II. April. p. 627. E. A. Parkes, On the elimination of nitrogen by the kidneys and intestines during rest and exercise on a diet without nitrogen. Proceedings of the royal society of London. Vol. 15. p. 339. E, A. Parkes, On the elimination of nitrogen during rest and exercise on a regulated diet of nitrogen. Proceedings of the royal society of London. Vol. 16. p. 44. C. Voit, Ueber die Beziehungen des Kreatins und Kreatinins zum Harnstoff u. s. w. Sitzungsber. d. k. bayersch. Akad. d. W. 1867. I. p. 364. T. R. Noyes, Experimental researches on the excretion of urea. journal of the medical sciences. 1867. October. p. 345. J. Douglas, On the source of muscular force. Philosophical magazine and journal of science. 1867. October. p. 273. S. Haughton, Source of muscular power. Medical times and gazette. 1867. The source of muscular power. Medical times and gazette. 1867. American L. Dufour, Sur l'origine du travail musculaire. Bibliothèque universelle. Archives. Genève. 1867. 29. p. 35. (Resumé der Untersuchungen von Fick u. Wislicenus und Frankland.) Morrant Baker, On the relation of life to other forces. St. Bartholomew's hospital reports. Vol. III. 1867. p. 112. (Betrachtungen über den thierischen Stoffwechsel und das Freiwerden von Kräften dabei.) C. W. Heaton, Food as a motive power. Quarterly journal of science. 1867. p. 334. (Resumirend.) H. W. Fuller, On excess of urea in the urine as a guide to the diagnosis and treatment of certain forms of dyspepsia and nervousness. British medical journal. 1867. II. p. 533. H. Huppert, Ueber die Glycosurie bei Cholera mit Bemerkungen über die Zuckerharnruhr. Archiv der Heilkunde. VIII. p. 331. K. Zimmer, Ein Beitrag zur Lehre vom Diabetes mellitus. Deutsche Klinik. 1867. No. 14. f. M. v. Pettenkofer und C. Voit, Ueber den Stoffverbrauch bei der Zuckerharnruhr. Zeitschrift für Biologie. III. p. 380. Wie schon im vorj. Ber. p. 344 vorläufig bemerkt wurde, hat Seegen bei einem Hunde zwei sehr merkwürdige und in ihren Resultaten wichtige Untersuchungsreihen angestellt, aus denen offenbar hervorzugehen scheint, dass nicht unter allen Umständen sämmtlicher in der Nahrung eingeführte Stickstoff, so weit er nicht im Körper zum Ansatz verwendet wird, im Harn und Koth zur Ausscheidung gelangt (von Haarverlust und dgl. abgesehen), sondern dass unter gewissen noch unbekannten Bedingungen eine sehr bedeutende Menge Stickstoff den Körper gasförmig verlassen muss. Seegen hat bei einem Hunde in zwei lange Zeit dauernden Untersuchungsreihen ein so bedeutendes und für so lange Zeit unausgeglichen bleibendes Deficit beobachtet zwischen der Stickstoffeinnahme und der im Harn und Koth erfolgenden Stickstoffausgabe, dass man, wenn nicht eine noch ganz unbe = kannte Fehlerquelle etwa geargwöhnt werden soll, und wenn man nicht die Aufspeicherung einer etwa dem trocknen Eiweiss im Stickstoffgehalt gleichkommenden Substanz irgendwo im Körper annehmen will, auf eine Stickstoffausgabe in der Perspiration schliessen muss. Es handelt sich um einen (vor Beginn der Versuche mit ungenügender Fleischzufuhr leichter gewordenen) Hund von 26,4 Kilogrms., welcher zunächst 20 Tage lang täglich 1000 Grms. Pferdefleisch mit 100 Grms. Fett und 500 Grms. Wasser erhielt. Mit dem Fleisch von 3,4% Stickstoffgehalt wurden 680 Grms. Stickstoff eingeführt, im Harn 392,1 Grms., im Koth 7,85 Grms., zusammen 400 Grms. Stickstoff ausgeführt, so dass ein Deficit von 280 Grms. = 41% sich ergab. Nun war der Hund 1700 Grms. schwerer geworden, wird das ganze Stickstoffdeficit nur auf diesen Ansatz bezogen, so würde derselbe eine Substanz von 16,2% N sein müssen, wird das Deficit auf Fleisch mit 3,4% N bezogen, so musste der Hund 8232 Grms. stickstoffhaltiges Gewebe, Fleisch angesetzt haben, folglich 6532 Grms. 1/4 seines Anfangsgewichts, Fett und Wasser dafür ausgegeben haben. Diese Deutung will Seegen hier auch noch als möglich zugeben. Sehr auffallend ist es nun, dass die Sache sich sofort änderte, als der Hund an den nächsten 10 Tagen bei derselben Nahrung täglich 1 Grm. geglühte Soda erhielt. Es vermehrte sich die Stickstoffausscheidung im Harn. Von den 340 Grms. eingeführten Stickstoff gab der Hund 324,65 Grms. im Harn und Koth wieder heraus; die Gewichtszunahme von 610 Grms. als Fleisch angesetzt deckt 20,7 Grms. des N Deficits, der Rest von 4,3 Grms. 0,4 Grms. für den Tag verschwindet als innerhalb der Fehlergrenze liegend. An diesen 10 Tagen entsprach derselbe Hund also der Voit'schen Regel, verliess aber nun dieselbe sofort wieder, als .er bei derselben Nahrung täglich 2 Grms. kohlensaures Natron erhielt, so dass auch der Gedanke, dass während der vorhergehenden 10 Tage das kohlensaure Natron in besonderer Weise wirksam gewesen sei, wenigstens wieder sehr fern gelegt wird, wenn auch allerdings die Stickstoffausscheidung im Harn grösser blieb, als während der ersten Periode vor der Sodazufuhr. Binnen 20 Tagen ergab sich jetzt wieder ein Deficit am Stickstoff von 185,3 Grms., entsprechend 5470 Grms. Fleisch, die Gewichtszunahme betrug nur 1760 Grms., so dass, wenn das Deficit im Körper als Fleisch geblieben sein soll, 3710 Grms. Fett und Wasser dafür ausgetreten sein mussten, und ganz ähnlich blieben die Verhältnisse für fernere 20 Tage ohne kohlensaures Natron bei demselben Futter, 153 Grms. Deficit 4500 Grms. Fleisch, thatsächliche Gewichtszunahme um 1190 Grms., so dass 3310 Grms. andere Körperbestandtheile überflüssig werden, wenn das Deficit auf Fleischansatz bezogen wird. Eine solche Deutung ist für kürzere Perioden möglich, nämlich mit der Voraussetzung, dass es später nicht so fort geht, da sonst ein Thier schliesslich als lauter Fleisch aus der Rechnung hervorgehen würde. In Seegen's 70 tägiger Versuchsreihe im Ganzen genommen ist es nun in der That so: das Gesammtdeficit am Stickstoff beträgt 643,3 Grms., die Gewichtszunahme im Ganzen 5260 Grms., die Annahme, dass diese Zunahme ohne Weiteres das Deficit deckt, ist unmöglich, weil dann ein Stoff von 12,2% N Gehalt aufgespeichert sein müsste oder stickstoff haltige Gewebe einen bedeutend höhern Stickstoffgehalt erlangt haben müssten, als man ihn bis jetzt kennt. Wird aber der Stickstoff als gewöhnliches Fleisch gerechnet, so entspricht das Deficit 18920 Grms., und dann werden 13660 Grms. Fett und Wasser überflüssig. Da nun nach Maassgabe der Bestimmungen von Bidder, Schmidt, Voit bei Katzen der 26,4 Kilogrms. schwere Hund anfänglich 11880 Grms. (45%) Muskeln hatte, so würde er in den 70 Tagen noch 18920 Grms. (wenigstens den grössten Theil davon als) Muskeln hinzubekommen haben, bei 31660 Grms. Körpergewicht also nahezu 30800 Grms. Muskeln besitzen, also so gut wie ganz in Fleisch verwandelt sein. Es bleibt also nur übrig anzunehmen, dass ein grosser Theil des Stickstoffdeficits den Körper verliess auf anderm Wege, als durch Harn und Koth. Was nämlich den auf diesen Wegen austretenden Stickstoff betrifft, so bestimmte ihn Seegen in dem (wenn nicht kohlensaures Natron gereicht war, sauren) Harn täglich durch Glühen mit Natronkalk (in 5 CC. Harn) wie früher (Ber. 1863. p. 349), und überzeugte sich besonders von der (nicht bei jedem Material gültigen) Vollständigkeit der stattfindenden Zersetzung. Für den Koth wurde nach Wahrnehmung einer Beständigkeit der Zusammensetzung 5% Stickstoff angenommen. Der angesetzte N Gehalt des Fleisches erwies sich eher zu niedrig, als zu hoch. Was endlich das Sammeln der Excrete betrifft, so wurde der Hund gewöhnt, Harn und Koth nur in Sammelgefässe zu entleeren, und nur für den Anfang der Versuche liesse sich das Verfahren des Harnsammelns beanstanden, jedoch ohne Consequenzen für das Gesammtresultat. |