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Ursprung der Hippursäure, Carbolsäure.

Harten schliesslich spurweise eine Reaction des Chinons, woraus er auf die Gegenwart von sehr kleinen Mengen von Chinasäure schliesst. (Vergl. d. vorj. Bericht p. 328.) (Dass diese bei der Frage über den Ursprung der Hippursäure bei Pflanzenfressern nicht in Betracht kommen, versteht sich von selbst.)

Harten fand die Erfahrung Duchek's und Thudichum's bestätigt, dass auf Genuss von Reineclauden bedeutende Hippursäureausscheidung erfolgt: nach Genuss von 1000 Grms. der geschälten Pflaumen (ungefähr 840 Grms. Mark) fand H. in dem Harn der nächsten 24 Stunden 1,3 Grm. Hippursäure. Da nach Duchek's Untersuchungen die in diesen Pflaumen enthaltene Benzo esäure nicht ausreicht zur Erklärung jener Hippursäure, da ferner, wie Harten mittheilt, Pietkiewicz vergeblich nach Phloridzin in denselben gesucht hatte (Dorpater Dissertation 1864.), so prüfte Harten jene Pflaumen auf Chinasäure, und fand dieselbe in nicht unbedeutender Menge und zwar bemerkenswerther Weise im Mark, ob auch in den Schalen, blieb deshalb zweifelhaft, weil die Schalen nicht ohne anhaftendes Mark untersucht werden konnten. Den Umstand, dass Duchek relativ mehr Hippursäure nach dem Pflaumengenuss im Harn fand, als Harten, erklärt sich Letzterer aus dem Zustande minderer Reife seiner Pflaumen, der wahrscheinlich vorlag, oder sonstigen Unterschieden der Entwicklung.

Nach den Untersuchungen Buliginsky's ist die von Staedeler aus dem mit Kalkmilch und Salzsäure behandelten Kuhharn gewonnene Carbolsäure, wie schon Lehmann meinte, nicht präformirt in dem Harn enthalten, sondern dieselbe entsteht erst durch die Wirkung von Mineralsäuren, nicht von Essigsäure, auf den abgedampften oder auch unversehrten Harn, und zwar schien die Muttersubstanz, aus der die Carbolsäure durch Einwirkung stärkerer Säuren entsteht, selbst eine Säure, eine gepaarte Säure zu sein. Diese noch unbekannte Substanz wird durch neutrales und basisch essigsaures Bleioxyd und durch Ammoniak nicht gefällt; sie geht in den Alkoholauszug des Harns über, aber nicht in das Aetherextract des abgedampften Harns. Da B. aus 1,5 Liter Rindsblut bei derselben Behandlung, wie beim Harn, keine Carbolsäure erhielt, so schliesst er, dass sie sich erst in der Niere bildet.

Im Kaninchenharn fand sich die fragliche Substanz nur selten; wenn sie fehlte, fand der Verf. auch keine merkliche Quantität von Hippursäure, und er fragt, ob die Bildung beider vielleicht in Zusammenhang stehe. Aus Hundeharn konnte keine Carbolsäure gewonnen werden.

Ueber das Auftreten von Carbolsäure im Harn nach Einführung von Benzol s. oben p. 357.

Schweiss.

Collmann gab Nachricht von einem Manne, der, bei hier nicht weiter interessirenden nervösen Leiden, am Hodensacke und in dessen Umgebung so wie an der innern Schenkelfläche, aber sonst nirgends, einen zuerst farblosen, allmählich sich bläuenden, schliesslich intensiv indigoblau werdenden Schweiss absonderte, in welchem Scherer phosphorsaures Eisenoxydoxydul erkannte. Unter dem Gebrauch von Eisenpräparaten nahm diese „Cyanidrosis“ zu, bestand aber noch, als seit 10-11 Monaten kein Eisenmittel genommen worden war. Täuschungen waren nach Collmann ausgeschlossen. (In einem sonst ähnlichen Falle von Bizio war Indigo das Färbende, Ber. 1860. p. 363. Vergl. ausserdem im Ber. 1866. p. 334. Ber. 1864. p. 338. 339. Ueber Vivianitbildung im Körper vergl. den Ber. 1858. p. 304; über blauen Eiter ausserdem Ber. 1863. p. 329.) Einige ältere Fälle von blauem Schweiss erwähnt Collmann.

Milch.

Pribram benutzt zur Abscheidung des Käsestoffs aus der Milch den Zusatz von Kochsalz, indem er 1000 Gewichtstheile Milch mit 360 Kochsalz langsam zum Sieden erhitzt und nach dem Erkalten auf 1400 Gewichtstheile mit Wasser verdünnt, worauf sich das Serum klar abfiltriren liess.

Ueber diese, so wie über andere Milchuntersuchungen und Milchproben vergl. das Referat von C. Braun in d. Zeitschr. für analytische Chemie. VI. 1867. p. 244.

Tolmatscheff erhielt aus 3 Proben von Milch einer Kuh im Laufe von 8 Tagen durch Ausfällen der mit dem 20fachen Vol. Wasser verdünnten Milch mit Essigsäure und Durchleiten von Kohlensäure, Extraction des Niederschlages mit Aether 3,483,66% Casein und 3,23-2,85% Fett. An Eiweiss wurde aus der Lösung 0,4-0,5% erhalten, und 5,0-5,2% Zucker. Nast dagegen gewann, wie Hoppe-Seyler mittheilt, aus Kuhmilch auf dieselbe Weise nur 1,2-1,7% Casein, 0,3% Eiweiss, 4,8-5,2% Fett und 4,2-4,5% Zucker: die bedeutende Differenz beider Analysen, namentlich der auffallend kleine Caseingehalt in der zweiten bleibt unaufgeklärt.

Henle u. Meissner, Bericht 1867.

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Aus Ziegenmilch erhielt Nast 2,87 und 3,15% Casein; 0,10 und 0,15% Eiweiss, 5,8% Fett und 4,2% Zucker.

In der Milch einer Hündin nahe vor Aufhören der Lactation fand Tolmatscheff wie oben 3,9 und 5,5% Casein, 3,9 3,0% Eiweiss, 10,7-12,8% Fett, 3,0-3,3% Zucker.

Aus Frauenmilch liess sich das Casein mit dem Fett nicht in jener Weise mit Essigsäure fällen. T. fällte daher Casein und Eiweiss zusammen mit Alkohol, oder er coagulirte das Casein durch schwefelsaure Magnesia, extrahirte das Fett, musste dann aber bei der Abrechnung der schwefelsauren Magnesia aus dem Niederschlage (Asche) auch die mitgefällten unlöslichen Salze der Milch in Abrechnung bringen.

In der Milch von 2 Frauen 6 und 15 Tage nach der Entbindung fand Tolmatscheff 2,05 und 2,07% Casein und Eiweiss; bei einer andern Frau 4 Tage nach der Entbindung 4,180% Casein und Eiweiss; bei einer vierten 36 Tage nach der Entbindung nur 1,10% Casein und Eiweiss. Der Buttergehalt betrug bei ersteren beiden auch nahezu gleichviel, 3,17 und 2,94%, bei der dritten nur 2,47%, bei der vierten nur 1,7100. Der Zuckergehalt war bei ersteren beiden wiederum nahe gleich, 5,76 und 5,900, geringer in der Milch 4. Tage 4,300, höher in der spätern Milch 6,260/0. Hülfe der schwefelsauren Magnesia wurden aus einer Milch vom 30. Tage nach der Entbindung ähnlich wie in jenem 4. Falle 1,620 Butter erhalten, an Casein nahe 1,3% und an Eiweiss 0,34, zusammen 1,64%; an Zucker nur etwas über die Hälfte 3,560/0.

vom

Mit

Cholesterin fand T. in Frauenmilch zu 0,03% im Mittel. In dem Aetherextract der Frauenmilch war ein phosphorhaltiger Körper; wenn die Phosphorsäure des Aetherextracts als Protagon berechnet wurde, was aber nach Diakonow und Hoppe-Seyler nicht zulässig ist (Med. chem. Unters. 2. Heft. p. 227, vergl. auch oben), so würden in einem Falle 2,80/c, in einem andern Falle 6,1% Protagon für die Fette dei Frauenmilch resultiren.

A. Vogel bestätigte mittelst der optischen Milchprobe (Probe auf den Gehalt an Milchkügelchen), was schon oft beobachtet wurde, dass die beim Melken zuletzt erhaltene Kuhmilch reicher an Fett ist, als die erste Portion. (Vergl. d. Ber. 1856. p. 275.)

Schulze und Reinecke fanden das Butterfett frischer ungesalzener Kuhbutter, bei 370 schmelzend, zusammengesetzt im Mittel aus:

Butterfett. Harnstoff. Milchsäuerung. Bildung d. Caseins. 371

Kohlenstoff 75,63

Wasserstoff 11,87

Sauerstoff 12,50.

Die Vergleichung mit dem Fett des Fettgewebes s. oben p. 338. Dragendorff fand in der 1035 wiegenden Kammeelmilch 13,060% feste Theile, wovon 0,6648 Mineralbestandtheile, 2,90 Butter, 3,67 Casein, 5,78 Milchzucker.

Den Harnstoffgehalt der Kuhmilch (vergl. d. vorj. Ber. p. 335) fand A. Vogel bestätigt; in der Molke von 10 Liter Milch fand sich 0,6-0,8 Grm. Harnstoff, sehr ähnlich Lefort's Bestimmung: übrigens enthielt auch der unter Weinsteinzusatz abgeschiedene Käsestoff noch Harnstoff.

Aus den Versuchen A. Müller's ergiebt sich, dass der Sauerstoff in hohem Grade die Milchsäuerung zu verzögern vermag, was in Uebereinstimmung ist mit den Beobachtungen Hoppe's, dass die Milchsäuregährung unabhängig von Oxydation beginnt, und einmal begonnen, keinen Sauerstoffzutritt zu ihrer Fortsetzung bedarf (s. d. Ber. 1859. p. 315). Auch freie Kohlensäure verzögerte die Säuerung und Gerinnung der Milch.

Nach den Untersuchungen Kemmerich's setzt sich die Bildung von Casein aus Albumin in der aus der Brustdrüse entleerten Milch bei Digestion in Blutwärme fort, am besten bei Colostrum vom Weibe oder von der Kuh zu beobachten. Im Laufe einiger Stunden nahm hier der Caseingehalt um 10% und mehr zu auf Kosten des Albumins. Bei anderer Milch betrug diese Zunahme des Caseingehalts nur 0,1% ungefähr. Der Vorgang fand sowohl bei alkalischer, als bei schwach saurer Reaction statt, war am intensivsten kurz nach Entleerung der Milch und besonders in den beim Melken zuletzt entleerten Portionen, vielleicht wegen Beimengung zelliger Elemente.

Die von Hoppe-Seyler wahrgenommene Fettbildung in der Milch auf Kosten von Casein (vergl. d. Bericht 1859. p. 316 u. f.) beruhet, so wie die von Blondeau beobachtete Fettbildung im Käse auf Kosten von Casein (Ber. 1864. p. 340 u. f.) nach Kemmerich nicht auf einem „physiologischen Vorgange", sondern auf einer Pilzvegetation: nach Zerstörung der Pilzsporen durch Aufkochen und bei sorgfältigem Verschluss des Milchgefässes fand immer nur Verminderung der Butterund Albuminatmenge statt.

Voit fand in Uebereinstimmung mit den Resultaten Ssubotin's und Kemmerich's (vorj. Ber. p. 335. 336), dass bei

372 Entstehen des Fettes u. Zuckers der Milch aus Eiweiss.

war der

der Hündin unter allen Umständen das Fett sowohl wie der Zucker der Milch durch das aus dem Stickstoff berechnete umgesetzte Eiweiss gedeckt werden kann; und es Fett- und Zuckergehalt der Milch bei Fütterung mit viel reinem Fleisch grösser, als bei Fütterung mit Fleisch und Kohlenhydrat.

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Um zu erfahren, ob auch für den Pflanzenfresser die dem Verf. aus Gründen (s. unten) wahrscheinliche Annahme möglich sei, dass nicht die Kohlenhydrate in Fett übergehen, sondern dass nur das aus dem Eiweiss abgespaltene oder das als solches eingeführte Fett im Ansatz oder in der Milch auftritt, und die Kohlenhydrate nur dieses Fett vor der Oxydation schützen, untersuchte Voit 6 Tage lang die Einnahmen und Ausgaben einer Milchkuh, welche unausgesetzt während dieser Zeit überwacht wurde. Die Kuh verzehrte in den 6 Tagen im Mehl und Heu 1407 Grms. Stickstoff; im Harn, Koth und in der Milch wurden 1440 Grms. Stickstoff ausgeschieden, d. h. der Stickstoff der Einnahmen und Ausgaben stimmte auf 20% überein, das Thier befand sich also im Stickstoffgleichgewicht. In 80,6 Kilogrms. Heu und 14,7 Kilogrms. Mehl waren 2663 Grms. Fett, in 178 Kilogrms. Koth befanden sich 1044 Grms., es wurden also 1619 Grms. Fett in die Säftemasse aufgenommen. In 130,7 Kilogrms. Harn waren 562,4 Grms. Stickstoff; berechnet man letztere auf Eiweiss und zieht den Kohlenstoffgehalt einer dem Stickstoff entsprechenden Harnstoffmenge ab, so erhält man daraus den Kohlenstoff von 2220 Grms. Fett, oder nach Abzug von 4,5 % Kohlenstoff, welche den nach der Abtrennung des Harnstoffs vom Eiweiss überschüssigen Sauerstoff binden, 2120 Grms. Fett. Die 57,3 Kilogrms. Milch enthielten aber 1877 Grms. eiweissartige Substanz, 1976 Grms. Fett und 3177 Grms. Milchzucker. Das im Körper zersetzte Eiweiss kann also 144 Grms. Fett mehr erzeugen, als in der Milch sich fanden; der Kohlenstoff des Milchzuckers entspricht 1670 Grms. Fett, während von Eiweiss 144 Grms. und von dem Fett der Nahrung 1619 Grms. 1763 Grms. zur Verfügung stehen. Man braucht somit weder für das Fett, noch für den Milchzucker in der Milch die Kohlenhydrate in Anspruch zu nehmen, und es ist dadurch im höchsten Grade wahrscheinlich, dass auch beim Pflanzenfresser die Kohlenhydrate nicht das Material für die Fettbildung abgeben, sondern nur dieselbe ermöglichen, indem sie statt des Fettes verbrennen.“ Der Verf. weist auf die nachweisbare fettige Degeneration eiweissartiger Stoffe in der Milchdrüse hin.

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