362 nur sehr selten in dem fötalen Harn; häufiger (in den wenigen untersuchten Fällen) war ein geringer Eiweissgehalt, wenn die Geburt Störungen der Circulation im Fötus mit sich gebracht hatte, und ziemlich viel Eiweiss enthielt der Harn von während der Geburt gestorbenen Früchten. Saure Reaction des Harns. Neue Harnbestandtheile. Dass der saure Harn in der Regel nur saure Salze, keine freie Säure enthält, erkannte Huppert an dem Verhalten von unterschwefligsaurem Natron zu saurem Harn, sofern dasselbe keinen Schwefel abscheidet, wenigstens nicht sofort. Ueber die Ursache einer nach längerer Zeit eintretenden Trübung vergl. d. Original. Der Verf. bemerkt übrigens mit Recht, dass auch saure Harne noch mit ziemlich viel verdünnter Säure versetzt werden können, ehe sie unterschweflige Säure zersetzen, und meint, dass dann ursprünglich noch nicht alle Salze saure waren. Schunk findet im menschlichen Harn eine krystallisirende fette Säure, indem er den filtrirten Harn durch Thierkohle seihet, die mit Wasser gewaschene Kohle mit siedendem Alkohol extrahirt und dieses Extract mit Wasser behandelt, wobei eine der Palmitin- und Stearinsäure verglichene weisse krytallinische, bei 540,3 C. schmelzende, in Alkohol und Aether lösliche, in Wasser unlösliche, mit Alkalien Seifen bildende Säure zurückblieb, von der Schunk meint, es möchte die sog. Margarinsäure, ein Gemenge von Palmitin- und Stearinsäure sein. Wie dieselbe in dem sauren Harn gelöst war, wurde nicht ermittelt. In dem Wasserextract des Rückstandes aus der Kohle, durch welche der Harn geseihet war, fand Schunk oxalursaures Ammoniak, theils an dem Verhalten des oxalursauren Silbers, dem Zerfallen in Oxalsäure und Harnstoff durch starke Säuren, theils an der Elementarzusammensetzung erkannt. Schunk erklärt sich aus dem Vorkommen der Oxalursäure im Harn die Bildung von oxalsaurem Kalk im Harn längere Zeit nach der Entleerung. Das Entstehen der Oxalursäure im Körper durch Oxydation der Harnsäure könne nicht zweifelhaft sein. Schunk findet im menschlichen Harn wenigstens zwei besondere im Wasser leicht lösliche,,extractive Materien", durch welche die Farbe des normalen Harns bedingt ist, deren eine in Alkohol und Aether löslich, die andere nur in Alkohol löslich. Nach der Analyse der Bleiverbindungen dieser Farbstoffe hat der erstere die Zusammensetzung Cs6 H51 NO52, der zweite C38 H27 NO28. Schon früher machte Schunk Mittheilungen über einen im menschlichen Harn enthaltenen Extractivstoff, der durch starke Menge der Harnsäure. Saure Harngährung? Säuren in eine zuckerähnliche Substanz und in eine pulvrige braune stickstoffhaltige Substanz zerfallen soll (Ber. 1862. p. 377): für die letztere gab der Verf. jetzt als Zusammensetzung die Formel C14 H7 NO4 an, d. i. die Zusammensetzung der aus Indigo beim Kochen mit Natronlauge entstehenden Phenylcarbaminsäure, zugleich aber auch der Benzaminsäure. 363 Nach Untersuchungen F. Hofmann's berichtet Voit, dass es nicht recht sei, aus dem Auftreten eines harnsauren Sediments im Harn auf Vermehrung der Harnsäure im Harn zu schliessen. Ein gesunder Mensch liefere im Tage zwischen 0,4 und 2,0 Grms. Harnsäure, und bei Krankheiten hat der Verf. niemals eine diese Grenze überschreitende Menge beobachtet. Voit bestreitet auch das Stattfinden der sog. sauren Gährung des Harns beim Stehen desselben; nicht eine Vermehrung der zur Neutralisation nothwendigen Alkalimenge, sondern eine stetige Verminderung derselben zeige sich beim Stehen lassen des Harns; und so beruhet nun auch die Ausscheidung harnsaurer Sedimente in solchem Harn nicht auf dem Auftreten einer Säure, sondern auf einer allmählichen Zersetzung des harnsauren Alkalis durch das saure phosphorsaure Natron. Nach dem Zusammenbringen der Lösungen des harnsauren Natrons und des sauren phosphorsauren Natrons in äquivalenten Mengen ausserhalb des Körpers fiel nach einiger Zeit Harnsäure krystallinisch aus, und die Flüssigkeit reagirte alkalisch durch das entstandene basisch phosphorsaure Natron. Je concentrirter die Lösung des sauren phosphorsauren Natrons war, desto schneller ging jene Umlagerung vor sich. Dies überträgt der Verf. unmittelbar auf den Harn und bemerkt, dass schon in den Harnwegen, in der Blase, die auf solche Weise bewirkte Ausfällung von zuerst harnsaurem Salz, dann Harnsäure stattfinden kann, wenn der Harn viel phosphorsaures Natron enthält. Dies ist der Fall, wenn reichlich eiweissartige Substanz zersetzt ist, daher das harnsaure Sediment nach an stickstoffhaltiger Substanz reicher Nahrung. Es kann aber auch starke Concentration, Wassermangel, des Harns jene Zersetzung in angegebener Weise begünstigen, und dies ist die häufigere Ursache der Bildung des Sediments. So erklärt der Verf. das Sediment nach starker körperlicher Bcwegung, nach starkem Schweiss, so bei starkem anderweitigen Wasserverlust, Katarrhen, entzündlichen Ergüssen (kritische Sedimente). Die nach Schönbein von der Wirkung eines Pilzes (auch Bierhefe leistet den Dienst) herrührende Nitritbildung (aus Nitrat) im Harn (Ber. 1864. p. 335. 336) kann auch durch 364 Unterschweflige Säure im Harn von Katzen und Hunden. die in stehenden Wässern vorkommenden Conferven " eingeleitet werden, und beider Wirkung wird aufgehoben durch die Anwesenheit kleiner Mengen von Blausäure, welche auch die das Wasserstoffsuperoxyd katalysirende Wirksamkeit der Conferven so lange verhindert, als ihre Verdampfung verhindert wird. (Vergl. oben unter,,Blut".) Schmiedeberg entdeckte die Gegenwart von unterschwefliger Säure im Harn von Katzen und Hunden, bei Katzen, wie es scheint, constant, bei Hunden jedoch nicht immer. Auf Zusatz von starken Säuren zu dem Harn scheidet sich allmählich, rasch beim Erhitzen, Schwefel als Milch aus, ohne dass Schwefelwasserstoffentwicklung daneben stattfand. Beim Zersetzen des Harns, besonders Katzenharns, mit Phosphorsäure oder Schwefelsäure liess sich die Entwicklung von schwefliger Säure deutlich erkennen. Die Abscheidung der unterschwefligen Säure in einem ihrer Salze fand der Verf. mit mancherlei Schwierigkeiten verbunden; es gelang auf Grund der Schwerlöslichkeit des Bleisalzes und der grossen Krystallisirbarkeit des schwerlöslichen und beständigen Barytsalzes. Aus dem mit Kalkmilch gefällten Harn wurde nach Einleiten von Kohlensäure die unterschweflige Säure durch Beiessig gefällt, aus dieser Verbindung in die Ammoniakverbindung übergeführt, deren Lösung durch Kohle entfärbt wurde; das Ammoniaksalz wurde dann in der Wärme in das Barytsalz verwandelt, welches aus der eingeengten Lösung gut krystallisirte. Die Lösung des Ammoniaksalzes konnte bei Hundeharn zugleich Kynurensäure enthalten, welche durch Ansäuren mit Schwefelsäure rasch abgeschieden wurde, ehe die Zersetzung der unterschwefligen Säure stattfand. Unter zehn Hunden fand S. die unterschweflige Säure nur bei vier, dieselben waren mit Fleisch gefüttert, aber sie fehlte auch bei gleichfalls mit Fleisch gefütterten Hunden. Bei mit Fleisch gefütterten Katzen, deren ebenfalls zehn untersucht wurden, fehlte die unterschweflige Säure nie, und die Menge war bedeutend; bei einer hungernden Katze trat erst nach längerer Inanition eine Abnahme des Gehalts des Harns an unterschwefliger Säure ein. Im Harn von Menschen und vom Schaf fand sich keine Spur. Schmiedeberg erinnert daran, dass einige Andeutungen Voit's (Ber. 1859. p. 338. 1860. p. 355. 1865. p. 304) über einen stickstoff- und schwefelhaltigen Körper im Hundeharn vielleicht in Beziehung stehen zu obigen Wahrnehmungen. Ueber das, was der Verf. unter Bezugnahme auf die im Ber. 1864. p. 312 notirten Beobachtungen von Höppener hinsicht Thierharn. Abnorme Harne. Niere. Kreatin. 365 lich der Bedingungen der Bildung der unterschwefligen Säure im Körper bemerkt, ist das Original zu vergleichen. Nach Schmiedeberg ist im Katzenharn constant in sehr geringer Menge ein durch Säuren fällbarer, im Ueberschuss der Säure unlöslicher Eiweissstoff enthalten. Buliginsky fand in dem Destillate des abgedampften und mit Salzsäure versetzten Kuhharns Essigsäure und Ameisensäure in nicht unbedeutender Menge; die letztere schien in dem Destillate jedes Harns in kleiner Menge zugegen zu sein. Bert fand in den Harnsäcken von Sepia officinalis stets Harnsäurekrystalle; Harnstoff fand sich nicht. Leared und Duckworth beobachteten constant auf Einnahme einiger Unzen Kalkwasser reichliche Ausscheidung von oxalsaurem Kalk im Harn, der vorher auf die Abwesenheit der Oxalsäure geprüft worden war. G. Goltz sah bei Kaninchen auf Einführung von Milchsäure in den Magen Zucker im Harn erscheinen. Wenn täglich 10-12 CC. 50 % Milchsäurelösung einverleibt wurden, so erschien 36-48 St. nach der ersten Dosis der Zucker im Harn. Die Milchsäure erschien zum Theil unverändert im Harn. Veale erörtert die Farbenerscheinungen beim Einfliessen von Harn in rauchende Salpetersäure, namentlich mit Rücksicht auf pathologische Harne. Das augenblickliche Auftreten der Indigoreaction ist nach des Verfs. Erfahrungen nicht dem normalen Harn eigen, sondern eine gewisse krankafte Zustände begleitende Erscheinung. Nach Voit's Untersuchungen geht das Kreatin, welches als solches in dem alkalisch reagirenden Blute sich findet, in der Niere, wenn bei der Harnabsonderung saure Reaction auftritt, grösstentheils in Kreatinin über, ein Uebergang in Harnstoff dagegen findet nicht statt. Was das Erstere betrifft, so sah Voit im alkalischen Hundeharn nach Fütterung mit Leim nur Kreatin, kein Kreatinin, während gewöhnlich wenig Kreatin neben Kreatinin im Harn enthalten war; ebenso sah Voit bei einem Hunde in dem durch Einführung von essigsaurem Natron alkalischen Harn nur Spuren von Kreatinin, aber mehr Kreatin; der alkalisch reagirende Pferdeharn enthält zwar nicht wenig Kreatinin neben Kreatin, doch giebt Voit zu bedenken, dass derselbe bei der Abscheidung wegen Gegenwart doppelt- kohlensaurer Salze nicht alkalisch sei. Was nun die Menge des im Harn entleerten Kreatinins und Kreatins betrifft, so fand Voit dieselbe annähernd so gross 366 Ob Harnstoff in der Niere entsteht? Ursprung wie es dem im Körper zersetzten Fleisch entspricht. Ein Hund lieferte im Tage bei Inanition 0,5 Grm. Kreatinin, bei 500 Grms. Fleisch täglich 1,5 Grms., bei 1500 Grms. Fleisch täglich 4,9 Grms. Kreatinin. Wenn sämmtliches mit dem Fleisch eingeführte Kreatin als solches oder als Kreatinin im Harn wiedererscheint, so wird es äusserst unwahrscheinlich, dass Kreatin im Körper in Harnstoff übergeht. So sah Voit auch beim Hunde in Folge von Einverleibung von Kreatin und Kreatinin durchaus keine Vermehrung des Harnstoffs und die im vorj. Ber. p. 334 notirte Angabe Ssubotin's fand Voit nicht bestätigt. Die Untersuchungen, welche Voit bei in verschiedener Weise urämisch gemachten Thieren anstellte, haben ihn, in Uebereinstimmung mit dem Ref., Nichts erkennen lassen, was auf die Bildung von Harnstoff in den Nieren, auf die Erzeugung von Harnstoff aus Kreatin daselbst hingewiesen hätte. Voit gewann ebenfalls die sichere Ueberzeugung, dass nach Exstirpation der Nieren, wenn die Thiere die Operation so lange überleben, wie die mit unterbundenen Ureteren, und wenn der Harnstoff nicht durch andere Organe aus dem Körper entfernt wird, ebensoviel Harnstoff im Blute und in den Organen sich anhäuft, wie dach der Ureterenunterbindung, und es bestand auch nicht der mindeste Unterschied in der Kreatinmenge des Muskels nach beiden Eingriffen. über diese Fragen d. Ber. 1865. p. 312 u. f.) (Vergl. Harten (p. 22) fand bestätigt, dass Kaninchen, die mit nicht im Treiben begriffenen Moorrüben gefüttert wurden und dabei keine Hippursäure ausschieden, diese Säure dann producirten, als ihnen mit den Moorrüben zwei Mal mit Wasser und darauf eine Stunde mit Kalilauge von 1,020 spec. Gewicht ausgekochtes Wiesenheu verabreicht wurde. (Vergl. d. vorj. Ber. p. 329.) In diesem Präparat des Wiesenheus war die Cuticularsubstanz nachweisbar. Harten fand, dass durch anhaltendere und stärkere Einwirkung von Kali- oder Natronlauge auch die Cuticularsubstanz aufgelöst werden kann, z. B. durch anhaltenderes und noch öfter wiederholtes Auskochen des Wiesenheues mit Kalilauge von 1,045 spec. Gewicht, wie sie von Ref. und Shepard angewendet wurde, oder durch Kochen mit viel stärkerer Kalilauge von 1,115 spec. Gew. Es war dann mikroskopisch resp. mikrochemisch keine Cuticularsubstanz mehr nachweisbar, sondern nur Cellulose, und als H. dieses Präparat an Kaninchen verfütterte, trat keine Hippursäure auf (p. 20. 21. 22. 23), womit also die von Ref. und Shepard |