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Abnahme der Menge des auspumpbaren Sauerstoffs verbunden. Bei den betreffenden Versuchen traf P. Einrichtungen, dass das vollständige Entgasen des Blutes viel schneller geschah, als bei den bisherigen Untersuchungen (s. d. Original); unter günstigen Umständen gelang es, 50 CC. Blut in nicht ganz einer Minute gasfrei zu machen. Je zwei Proben desselben Blutes wurden entgast, die eine schneller, die andere langsamer, und immer wurde aus ersterer mehr Sauerstoff erhalten, als aus der andern. Im Durchschnitt wurden 90% der ganzen Sauerstoffmenge mehr erhalten durch das neue schnelle Verfahren, und um so viel würden darnach auch die bisherigen Bestimmungen des Sauerstoffgehalts im arteriellen Blut zu klein ausgefallen sein (was A. Schmidt hinsichtlich seiner Bestimmungen nicht zugiebt, vergl. oben), während wahrscheinlich, mit Rücksicht auf jene auch die Kohlensäure berücksichtigenden Versuche Pflüger's, die Kohlensäurewerthe hoch ausfielen. Unter Umständen, wahrscheinlich von den wechselnden physiologischen Zuständen des Blutes abhängig, war der Sauerstoffverbrauch in dem Blute, also der Fehler bei langsamerer Entgasung noch viel grösser.

zu

A. Schmidt beobachtete bei Vergleichung von möglichst frisch entgastem und von 2-4 Stunden zuvor bei 37-400 C. gehaltenem Blute gleichfalls Abnahme des Sauerstoffgehalts und Vermehrung der Kohlensäure; die Zunahme der letztern kann nach Schmidt viel mehr betragen, als der Abnahme an auspumpbarem Sauerstoff entspricht, so dass Sauerstoff, der in fester Verbindung war, daran betheiligt war. (Vergl. oben.)

Auf welche Weise Heaton nachzuweisen sucht, dass die Oxydation der stickstofffreien Quellen der Muskelkraft nicht in der Muskelsubstanz, nicht ausserhalb, sondern innerhalb der Blutgefässe des Muskels stattfinde, wie auch Frankland meinte (vorj. Ber. p. 359), ist unten berichtet (,,Nerv und Muskel").

Um zu erfahren, ob das Blut Bestandtheile enthält, welche einer raschen Verbrennung durch den Blutsauerstoff auch ausserhalb des Körpers unterliegen, fing Schmidt je zwei Proben Erstickungsblut auf, liess die eine derselben eine gemessene Menge Sauerstoff absorbiren und einige Minuten bei Blutwärme stehen, während die andere Probe in Eis stand, und verglich dann den Sauerstoff- und Kohlensäuregehalt beider Proben. Das Erstickungsblut (von Hunden) wurde theils aus Muskel- und Hautvenen, theils aus der Carotis genommen, ferner Blut beim nicht erstickten Thiere aus der Lebervene

Oxydirbare Stoffe im Erstickungsblute.

(in letzterm Falle nach einem besondern im Original näher beschriebenen Verfahren).

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Aus dem Erstickungsblute war jedes Mal ein verhältnissmässig geringer (bis zu 3,32 Volum procente betragender) Theil des Sauerstoffs verschwunden, und dafür ein Zuwachs an Kohlensäure aufgetreten; in viel geringerm Maasse war dies auch in dem Lebervenenblut der Fall, als die Leberarterie beim Auffangen des Blutes nicht unterbunden war, und fast gar keine Sauerstoff bindung fand in dem nach Unterbindung der Leberarterie aufgefangenen Lebervenenblut statt. ,,Das Erstickungsblut enthielt in allen Fällen einen Stoff, welcher in kürzester Zeit einen Theil des dem Blute zugesetzten Sauerstoffs bindet, gleichgültig ob das Blut vor diesem Zusatz schon geronnen war oder nicht; das Blut aus der Leber des nicht erstickten Thieres enthielt diesen Stoff in verhältnissmässig geringer Menge, nach Unterbindung der Leberarterie gar nicht."

Der Verf. hebt hervor, dass diese Sauerstoff bindung im Erstickungsblute so rasch erfolge und beendet sei gegenüber der allmählichen und langsam fortschreitenden Sauerstoff bindung in gewöhnlichem Blute; in einigen der Versuche trat in dem mit Sauerstoff geschüttelten Blute schon sofort rasches Nachdunkeln ein. Es war ferner auffallend, dass auch dann, wenn das Erstickungsblut noch eine kleine Sauerstoffmenge enthielt und diese auch bei mehrstündigem Aufenthalt in Eis bewahrte, doch Bindung eines Theiles des zugesetzten Sauerstoffs stattfand, und zwar, wie ein besonderer Versuch ergab, ohne dass die höhere Temperatur, welcher die mit Sauerstoff geschüttelte Blutprobe ausgesetzt wurde, die Sauerstoff bindung in dieser allein bedingte. Von den verschiedenen für diesen Umstand heranzuziehenden Deutungen glaubt S. derjenigen den Vorzug geben zu müssen, wornach verschiedene Portionen des auspumpbaren Sauerstoffs im Blute nicht mit gleicher Kraft gehalten werden.

Zwischen der Menge des aus dem Erstickungsblute verschwundenen Sauerstoffs und der Grösse des Kohlensäurezuwachses zeigte sich in den verschiedenen Versuchen ein sehr wechselndes Verhältniss, und mehre Male betrug das Kohlensäurevolum bedeutend mehr, als das verschwundene Sauerstoffvolum, was darauf hinweist, dass durch den Eintritt des locker gebundenen Sauerstoffs in feste Verbindungen auch Zerlegungen anderer Moleküle bewirkt werden können, wobei mit Hülfe des in ihnen schon enthaltenen Sauerstoffs Kohlensäure frei gemacht wird. (Vergl. oben p. 343.)

Henle u. Meissner, Bericht 1867.

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Indem Schmidt schliesst, dass auch im circulirenden Blute diese Oxydation, wie er sie im Erstickungsblute beobachtete, stattfinden werde, macht er darauf aufmerksam, dass diese Oxydation im Leben vielleicht in grösserm Maassstabe stattfinde, sofern, wenn die oxydablen Substanzen aus den Geweben in das Blut diffundiren, eben ihre Oxydation diese Diffusion fortwährend unterhalten muss, während bei Erstickung diese Diffusion behindert resp. aufgehoben werden muss; auch sei es denkbar, dass die Erzeugung jener oxydablen Stoffe in den Geweben erst auf Zutritt einer gewissen Sauerstoffmenge beruhe, so dass bei Erstickung schon ihre Erzeugung in's Stocken gerathen müsste.

Jene Sauerstoffbindung im Erstickungsblute war am ausgiebigsten (2,37-3,32 % Vol.) in den Versuchen, in denen das Blut von während des Auffangens gereizten Muskeln stammte, sie betrug viel weniger (1,25-1,71 %) im arteriellen

Blut und im Blut ruhender Muskeln.

Eine enorme, bis zu völligem Verschwinden des auspumpbaren Sauerstoffs führende Oxydation mit Auftreten von Kohlensäure beobachtete Schmidt, als er warmes Blut längere Zeit unter Luftabschluss durch die möglichst frischen Nieren strömen liess. Diese Strömung wurde mittelst zweier Quecksilber-Pumpvorrichtungen unter Mitwirkung eines Stromwenders beliebig lange unterhalten, indem das ausfliessende Blut immer die eine Pumpe wieder füllte, während die andere das Einfliessen besorgte. Beschreibung mit Abbildungen der Apparate s. im Original. Der Gasgehalt wurde in dem Blute bestimmt, bevor es die Niere durchströmte, nachdem es durch dieselbe eine gewisse Zeit circulirt hatte und in einer Probe, die eben so lange bei derselben Temperatur aufbewahrt worden war.

Es verschwanden im Laufe von 1,5 Stunden aus dem Blute 14,84% Sauerstoff vollständig innerhalb der Nieren, wofür 10,73% Kohlensäure erschienen, während ausserhalb der Nieren nur 1,71% Sauerstoff in der doppelten Zeit verschwanden und 0,83% Kohlensäure auftraten. In einem andern Versuch verschwanden in der Niere von 15,28% 14,57% Sauerstoff in 2 Stunden, unter Auftreten von 11,14% Kohlensäure. Aehnliche Zahlen lieferten zwei andere Versuche. Die in der Niere erzeugten absoluten Kohlensäuremengen betrugen in dem einen Versuch für drei Stunden 94 CC. (bei 0o u. 1 M.), also für 24 Stunden 752 CC., worin 0,53 Grm. Kohlenstoff: die beiden Nieren wogen 0,002 des Körpergewichts, wenn alle Gewebe mit der Geschwindigkeit wie die Niere Kohlenstoff verbrannt hätten, so würden in 24 Stunden

Oxydation im Nierenblute.

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265 Grms. Kohlenstoff zu Kohlensäure verbrannt worden sein, so viel, bemerkt der Verf., wie ein hungernder Mensch in 24 Stunden verbrennt.

Somit scheint die Kraft, mit der die ausgeschnittene Niere auf das durchgetriebene Blut wirkt, nicht geringer, als im lebenden Körper zu sein. Das Verhältniss des in der Niere verschwundenen Sauerstoffs zu der neugebildeten Kohlensäure war sehr ähnlich, wie in der Respiration der Fleischfresser. Hervorzuheben ist übrigens, dass auch bei dem sorgfältig geregelten künstlichen Blutstrom keine Harnabsonderung auftrat.

Die oxydirende Wirkung der Niere zeigte mit der wachsenden Zeit eine geringe Abnahme, und blieb bestehen, als vor dem Durchleiten des sauerstoff haltigen Blutes Erstickungsblut eine Stunde lang durchgeleitet wurde. Das in der Niere venös gewordene Blut schien noch das ursprüngliche Absorptionsvermögen für Sauerstoff und mit diesem auch wieder die ursprüngliche Oxydationsfähigkeit zu haben.

Schmidt verfuhr nun weiter mit dem in der Niere venös gewordenen Blute ebenso, wie mit dem im ganzen Thier erzeugten Erstickungsblut in den obigen Versuchen: die eine Probe wurde mit einer gemessenen Sauerstoffmenge beladen und nach kurzem Aufenthalt bei Blutwärme auf ihre Gase untersucht, während die andere Probe so, wie sie in der Niere venös geworden war, untersucht wurde. Das künstliche Venenblut der Niere zeigte dieselbe Erscheinung, wie das Erstickungsblut, es fand Fixirung eines Theiles des zugefügten Sauerstoffs statt, und zwar wurde mehr Sauerstoff darin fixirt, als im Erstickungsblut: die Niere begünstigt das Entstehen oxydabler Stoffe im Blute. Der Zuwachs an Kohlensäure war dagegen absolut und (noch mehr) relativ viel unbedeutender in dem künstlichen Venenblute, als in dem Erstickungsblute. Das in der Niere venös gemachte Blut nahm, unter Einrechnung des kleinen noch rückständigen Sauerstoffgehalts viel mehr Sauerstoff auf, als dem maximalen Gehalt an locker gebundenem Sauerstoff sonst entspricht: in einem Falle nahm das Blut im Ganzen 21, in einem andern Falle 24,7% Sauerstoff im Ganzen auf, während 18% der Maximalgehalt an locker gebundenem Sauerstoff ist; es wird sofort, während der Sauerstoffabsorption in dem künstlichen Nierenvenenblut ein grosser Theil des Sauerstoffs fixirt.

Da nun in diesen Versuchen sich die Niere so besonders günstig erwies für das Auftreten leicht oxydabler Stoffe in dem Blute, ähnlich wie im Erstickungsblute, so prüfte Schmidt endlich noch, ob dies Auftreten oxydabler Stoffe in dem Blute

unter Wirkung der Niere an einen ursprünglichen Sauerstoffgehalt des Blutes geknüpft sei oder unabhängig davon erfolge. Es wurde Erstickungsblut auf seine Fähigkeit, Sauerstoff zu fixiren, also auf seinen Gehalt an oxydablen Stoffen geprüft bevor und nachdem es eine Zeitlang durch die Niere geführt war. In dem einen von drei Versuchen vermehrte sich der Gehalt des Erstickungsblutes an oxydablen Stoffen in der Niere nicht, in zwei anderen Versuchen trat solche Vermehrung ein, aber der vermehrte Gehalt betrug nicht mehr, als was der maximale Gehalt an oxydablen Stoffen in dem Erstickungsblut in den oben erwähnten Versuchen betrug: es scheint die Anhäufung dieser Stoffe in sauerstofffreiem Blute nicht über eine gewisse Grenze hinaus zu gehen; ausserdem war die Menge Sauerstoff, welche das durch die Niere geleitete Erstickungsblut nachher zu fixiren vermochte, geringer, als die von ursprünglich sauerstoffhaltigem, in der Niere venös gewordenen Blute nachher fixirte Sauerstoffmenge, so dass also die Gegenwart von Sauerstoff eine Bedingung zu sein scheint für das Auftreten resp. für die Erzeugung jener leicht oxydirbaren Stoffe in dem die Niere durchströmenden Blute. Das durch die Niere geleitete Erstickungsblut enthielt jedes Mal etwas weniger Kohlensäure, als vorher, was der Verf. auf Diffussion in das Nierengewebe zurück führt.

Versuche, welche Diakonow unternahm, um mit Hülfe der Einverleibung von Indigoschwefelsäure in den Organismus Aufschluss über den Ort, wo Oxydationsprocesse stattfinden, zu erhalten, waren in dieser Richtung erfolglos, weil die Indigoschwefelsäure nur langsam, wenn überhaupt, Zersetzung erlitt und mit grosser Leichtigkeit durch Harn und Galle wieder ausgeschieden wurde.

Chlorbenzoesäure, welche Beilstein und Schlun beim Hunde unverändert in den Harn hatten übergehen sehen, fanden Schultzen und Gräbe beim Menschen als Chlorhippursäure wieder. Amidobenzoesäure schien als Amidohippursäure im Harn zu erscheinen.

Nach Einverleibung von Anissäure, welche Bertagnini als solche in seinem Harn wiedergefunden hatte (Ber. 1856. p. 273), fanden Schultzen und Gräbe die stickstoffhaltige Anisursäure, welche zur Anissäure in derselben Beziehung steht, wie die Hippursäure zur Benzoesäure.

Nach Einverleibung der als Bittermandelöl + Ameisensäure anzusehenden Mandelsäure fanden die Verff., wie auch nach Analogie der Zimmtsäure zu erwarten, Hippursäure im Harn, aber daneben noch eine stickstoffhaltige Säure, von der

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