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Luftabschluss in zwei Cylindern über Quecksilber auf, defibrinirte die eine Portion durch Schütteln mit Quecksilber, während die andere grössere Portion in Eiswasser stehend Serum abscheiden musste, worauf Blut und Serum je mit einer modificirten (im Orig. durch Abbildung erläuterten) Ludwig'schen Pumpe entgast wurden. Wurde dann unter der Annahme, dass die Blutkörper frei von Kohlensäure waren, nach Maassgabe des Procentgehalts des Serums an Kohlensäure berechnet, wie gross das Serumvolum in dem Blute sein müsste, um sämmtliche Kohlensäure des Gesammtblutes enthalten zu können, so ergab sich ein viel zu grosses Serum volum für das Blut; in zwei Fällen, in denen die Differenz zwischen dem Kohlensäuregehalt des Blutes und des Serums am kleinsten war, hätte das Serum 94 und 95 Volum procente im Blute ausmachen müssen bei obiger Voraussetzung, 80 bis 88 Volumprocente in 5 anderen Versuchen. Die Blutkörper müssen demnach, schliesst Schmidt, kohlensäurehaltig sein.

Der Verf. fing dann gleichzeitig vier Portionen Blut auf, von denen zwei auf dem Wege in die Recipienten mit Kohlensäure beladen wurden; wiederum wurde je in der einen Probe die Kohlensäure des Gasammtblutes, in den anderen beiden die Kohlensäure des Serums bestimmt und jene Berechnung angestellt unter Annahme, dass die Blutkörper frei von Kohlensäure seien: darnach hätte durch die Beladung des Blutes mit Kohlensäure das Serumvolum im Blute abnehmen müssen, während bei völliger Nichtbetheiligung der Blutkörper bei der Kohlensäurebeherbergung die Rechnung für unversehrtes und für mit Kohlensäure beladenes Blut zu dem gleichen Werth für das Serumvolum hätte führen müssen und zu einer Erhöhung dieses Werthes in Folge von Kohlensäureaufnahme, wenn jene Voraussetzung dahin zu berichtigen gewesen wäre, dass die Blutkörper ursprünglich keine Kohlensäure enthalten, von der zugeführten aber einen Theil aufgenommen hätten.

Es folgt also aus dem Ergebniss jener Rechnung, scheinbare Verminderung des Serumvolums im Blute, dass die Blutkörper ursprünglich schon Kohlensäure enthalten haben.

Wird nun weiter nach Maassgabe des vom Serum neu aufgenommenen Kohlensäurevolums und des vom Gesammtblut neu aufgenommenen Kohlensäurevolums (die Differenzen im Kohlensäuregehalt zwischen den zwei Blutportionen und resp. den zwei Serumportionen der 4 zusammengehörigen Proben) das Serumvolum berechnet unter der Annahme, dass der sämmtliche Kohlensäurezuwachs vom Serum aufgenommen sei, SO resultirt ein Serumvolum, welches in dreien von vier Ver

suchen (44-51%) entschieden zu klein ist. Daraus folgt (sofern eine Verkleinerung des Serumvolums durch Einleiten von Kohlensäure nicht anzunehmen ist, wie p. 40 d. Origin. erörtert wird), dass die Voraussetzung insofern falsch ist, als nicht nur der gesammte Zuschuss von Kohlensäure, der zum Blute trat, vom Serum aufgenommen, sondern auch noch Kohlensäure aus den Blutkörpern in das Serum übergegangen sein muss, so dass der Kohlensäuregehalt, welcher aus dem Serum des mit Kohlensäure behandelten Blutes gewonnen wurde, zum Theil ursprüngliche Kohlensäure der Blutkörper war. Es kann also unter gewissen Bedingungen, sagt der Verf., durch das Einleiten von Kohlensäure in das Blut den Blutkörpern Kohlensäure entzogen werden, die in das Serum übergeht. Diese gewissen Bedingungen bestehen darin, dass das Blut nur bis zu einem gewissen Grade mit Kohlensäure von Aussen beladen wird, denn als Schmidt bei zusammengehörigen Portionen von Hunde- und Pferdeblut im unversehrten Zustande und in verschiedenem Maasse mit Kohlensäure beladen je Gesammtblut und Serum auf ihren Kohlensäuregehalt prüfte und für jeden Kohlensäure-Sättigungsgrad nach Maassgabe des Gehalts im Serum und im Gesammtblut das Serumvolum berechnete, ergab sich bei einer Steigerung des Kohlensäuregehalts des Serums von 43,42% Vol. auf 53,87 % Vol. jene scheinbare Verkleinerung des Serumvolums, die Kohlensäureabgabe Seitens der Blutkörper bedeutet, bei einem Gehalt des Serums von 59,42% Vol. aber eine scheinbare Vergrösserung des Serumvolums, welche Aufnahme von Kohlensäure durch die Blutkörper bedeutet, und welche noch bedeutender wurde, als das Blut mit Kohlensäure fast gesättigt war, das Serum 109,9% Vol. enthielt. Dass diese Aufnahme von Kohlensäure durch die Blutkörper viel mehr betragen kann, als nach Maassgabe ihres Wassergehalts absorbirt werden kann, zeigt Schmidt an einem Beispiel, worüber das Original zu vergleichen ist.

Als Schmidt in derselben Weise, wie in den vorstehenden Versuchen, den Gehalt und die Vertheilung der Kohlensäure verglich bei möglichst frischem Blut und bei solchem, welches 4 Tage in Eis gestanden war, ergab sich in letzterm ein etwas höherer Gehalt des Gesammtblutes, während der des Serums unverändert geblieben war, und Dasselbe zeigte sich in viel höherm Grade, als frisches Blut mit solchem verglichen wurde, welches bei 19-22° 48 Stunden gestanden und dunkelroth, im Beginn der Fäulniss war: hier hatte der Kohlensäuregehalt der Blutkörper so zugenommen, dass der des Gesammt

blutes um 21,3% vermehrt war, während das Serum so gut wie gar keinen Antheil an dieser Zunahme des Kohlensäuregehalts genommen hatte.

Der Sauerstoffgehalt des Blutes hatte in diesem Versuche binnen der 48 Stunden eine Abnahme um 11,89% erlitten, SO dass also ein bedeutender Theil der neu entstandenen Kohlensäure in den Blutkörpern nicht mit Hülfe des auspumpbaren Sauerstoffs gebildet sein musste. Ebenso bildete sich auch Kohlensäure in zuvor völlig entgastem Blute bei längerm Stehen.

Schmidt fasst die Ergebnisse seiner Untersuchungen dahin zusammen, dass die Blutkörper des arteriellen Blutes stets Kohlensäure, jedoch in sehr veränderlicher Menge enthalten, dass bei Zutritt von Kohlensäure zum Blut der Kohlensäuregehalt der Blutkörper vermindert oder vermehrt wird, vermindert bei Zunahme des Kohlensäuregehalts des Blutes bis zu einer gewissen Grenze, vermehrt bei Zunahme über diese Grenze hinaus. Die Beherbergung der Kohlensäure in den Blutkörpern geschieht durch einen Stoff, welcher nicht in das Serum diffundiren kann, und dieser hält auch die in dem Blute unter Verwendung des in den Blutkörpern enthaltenen Sauerstoffs entstehende Kohlensäure in den Blutkörpern, woraus wahrscheinlich folgt, dass diese Kohlensäure auch in den Blutkörpern selbst entsteht. Die Blutkörper halten die Kohlensäure nur so lange, als der Kohlensäuredruck in der Umgebung nicht unter ein gewisses Maass sinkt.

Endlich fand Schmidt noch, dass der Kohlensäuregehalt der Blutkörper durch Sauerstoffzufuhr vermindert werden kann, jedoch nur bis zu einer gewissen Grenze; die Blutkörper können vollkommen mit Sauerstoff gesättigt sein, ohne dadurch kohlensäurefrei zu werden.

Auch Zuntz fand, dass die Blutkörper Kohlensäure enthalten, als er Serum und Cruor von unter Luftabschluss über Quecksilber aufgefangenem Hundeblute auf den Kohlensäuregehalt verglich: der Cruor enthielt ebenfalls viel zu viel Kohlensäure, als dass das darin enthaltene Serum dieselbe zu decken vermochte. (Bezüglich der Art und Weise, wie die Kohlensäure des Serums in diesem enthalten und vertheilt ist, bringt Zuntz Versuche bei, mit denen er sich Pflüger's Angaben (Ber. 1864. p. 306) anschliesst, bezüglich derer auf das Original verwiesen wird.)

Als Zuntz Absorptionsversuche mit Blut anstellte bei verschiedenem Partiardruck der Kohlensäure, fand er, dass unter 8% Partiardruck etwa so viel Kohlensäure aufgenommen

wurde, wie der normale Gehalt beträgt; bei höherm Partiardrucke namentlich von 10% an erfolgte eine ungleich stärkere Kohlensäureaufnahme, und dabei nahmen die Blutkörper bedeutend mehr Kohlensäure auf, als das Serum.

Vacuum.

Die von Pflüger und von Schöffer beobachtete Zersetzung kohlensauren Alkalis durch ausgepumptes Blut (Ber. 1864. p. 306. 1866. p. 316) sah Preyer durch vollkommen reines krystallisirtes Hämoglobin bewirkt werden. Die Krystalle wurden mit wenig Wasser bei 0° so lange ausgepumpt, bis keine messbaren Gasmengen mehr entwichen, dann wurde 10% Sodalösung zugesetzt, worauf bei 0° sehr schwache Kohlensäureentwicklung erfolgte, stärkere beim Gefrieren im Die Lösung behielt dabei die Absorptionsstreifen des Oxyhämoglobins. Wenn bei 40° entgast wurde, so war die Zersetzung des kohlensauren Natrons lebhafter, und die Lösung gab den Streifen des reducirten Hämoglobins, alsbald auch einen Hämatinstreifen. Aus dem Versuch bei 0° schliesst P., dass das Oxyhämoglobin ohne zersetzt zu werden die Soda zerlegt, wobei es wahrscheinlich mit der Basis eine Verbindung eingehe. Bei 40°, meint P., können es die nach Hoppe-Seyler entstehenden sauren Zersetzungsprodukte des Hämoglobins sein, die kohlensaure Salze zerlegen. Vergl. d. vorj. Ber.

Oxydation und Zersetzungen im Körper.

Gegen den im vorj. Bericht p. 320 notirten Schluss HoppeSeyler's betreffend die Frage über das Stattfinden von Oxydationsprocessen im Blute ist Pflüger aufgetreten, welcher das möglichst schnell aus der Arterie bei Luftabschluss über Quecksilber im weiten Rohr aufgefangene Hundeblut im Laufe weniger Secunden dunkel werden sah, noch ehe die Gerinnung begann. Sofortige starke Abkühlung des Blutes, jedoch nicht unter 0o, verhinderte dieses Dunkeln des Blutes, dasselbe trat aber ein, wenn später Erwärmung stattfand. In engen Röhren trat das Dunkeln langsamer ein, als in weiteren Röhren.

Hoppe-Seyler hat diese Versuche wiederholt, findet sie nicht schlagend und legt ein Gewicht darauf, dass die Verdunkelung der Blutfarbe nur schwach gewesen sei, viel schwächer als die unter Berührung der Arterienwand eintretende (vorj. Bericht p. 319*), wobei das Blut entschieden venös werde.

Jene rasch eintretende Verdunkelung des arteriellen Blutes ist nach Pflüger's weiteren Untersuchungen mit einer

*) Den daselbst angegebenen Versuch hat Pflüger schon früher angestellt und geltend gemacht, wie im Ber. 1864. p. 307 notirt ist.

Abnahme der Menge des auspumpbaren Sauerstoffs verbunden. Bei den betreffenden Versuchen traf P. Einrichtungen, dass das vollständige Entgasen des Blutes viel schneller geschah, als bei den bisherigen Untersuchungen (s. d. Original); unter günstigen Umständen gelang es, 50 CC. Blut in nicht ganz einer Minute gasfrei zu machen. Je zwei Proben desselben Blutes wurden entgast, die eine schneller, die andere langsamer, und immer wurde aus ersterer mehr Sauerstoff erhalten, als aus der andern. Im Durchschnitt wurden 90% der ganzen Sauerstoffmenge mehr erhalten durch das neue schnelle Verfahren, und um so viel würden darnach auch die bisherigen Bestimmungen des Sauerstoffgehalts im arteriellen Blut zu klein ausgefallen sein (was A. Schmidt hinsichtlich seiner Bestimmungen nicht zugiebt, vergl. oben), während wahrscheinlich, mit Rücksicht auf jene auch die Kohlensäure berücksichtigenden Versuche Pflüger's, die Kohlensäurewerthe zu hoch ausfielen. Unter Umständen, wahrscheinlich von den wechselnden physiologischen Zuständen des Blutes abhängig, war der Sauerstoffverbrauch in dem Blute, also der Fehler bei langsamerer Entgasung noch viel grösser.

A. Schmidt beobachtete bei Vergleichung von möglichst frisch entgastem und von 2-4 Stunden zuvor bei 37–400 C. gehaltenem Blute gleichfalls Abnahme des Sauerstoffgehalts und Vermehrung der Kohlensäure; die Zunahme der letztern kann nach Schmidt viel mehr betragen, als der Abnahme an auspumpbarem Sauerstoff entspricht, so dass Sauerstoff, der in fester Verbindung war, daran betheiligt war. (Vergl. oben.)

Auf welche Weise Heaton nachzuweisen sucht, dass die Oxydation der stickstofffreien Quellen der Muskelkraft nicht in der Muskelsubstanz, nicht ausserhalb, sondern innerhalb der Blutgefässe des Muskels stattfinde, wie auch Frankland meinte (vorj. Ber. p. 359), ist unten berichtet („Nerv und Muskel").

Um zu erfahren, ob das Blut Bestandtheile enthält, welche einer raschen Verbrennung durch den Blutsauerstoff auch ausserhalb des Körpers unterliegen, fing Schmidt je zwei Proben Erstickungsblut auf, liess die eine derselben eine gemessene Menge Sauerstoff absorbiren und einige Minuten bei Blutwärme stehen, während die andere Probe in Eis stand, verglich dann den Sauerstoff- und Kohlensäuregehalt beider Proben. Das Erstickungsblut (von Hunden) wurde theils aus Muskel- und Hautvenen, theils aus der Carotis genommen, ferner Blut beim nicht erstickten Thiere aus der Lebervene

und

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