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Aufenthalts, und bei längerm Aufenthalt in kalter Umgebung unter Sinken der Körperwärme ein beträchtliches Sinken der Kohlensäureausscheidung. Dies ist entsprechend den bei wechselwarmen Thieren früher gemachten Wahrnehmungen. Wenn die Temperatur im Thierbehälter plötzlich von 90 oder 40 auf 370 oder 350 stieg, so sank die Kohlensäureausscheidung sehr beträchtlich, und sie stieg sehr beträchtlich bei dem umgekehrten plötzlichen Temperaturwechsel.

Die Sauerstoffaufnahme verhielt sich entsprechend der Kohlensäureausscheidung bei Vergleichung der Minutenmittel für hohe (weniger) und niedere (mehr) Temperatur; ebenso stieg auch bei längerm Aufenhalt des Thieres in der Wärme, also Erhöhung der Körperwärme, die absorbirte Sauerstoffmenge; auch bei plötzlicher (negativer) Temperaturschwankung zeigte, sich das der Kohlensäure entsprechende Verhalten; aber bei längerm Aufenthalt in niederer Temperatur, also Sinken der Eigenwärme, folgte dem anfänglichen beträchtlichen Sinken der Sauerstoffaufnahme ein bedeutendes Steigen dann, wenn eine bis nahe zur Todestemperatur gehende Abkühlung des Thieres hervorgebracht wurde, während die Kohlensäureausscheidung dann ungewöhnlich tief stand.

Im Anschluss an diese nicht bestimmt erklärte Wahrnehmung macht der Verf. darauf aufmerksam, dass häufig während der Beobachtung der Thiere (kürzere) Zeiten vorkamen, in denen sich das Verhältniss von Kohlensäure zu Sauerstoff von seinem mittlern Werthe änderte, häufiger zur Verkleinerung, als zur Vergrösserung des Quotienten, eine gewisse Unabhängigkeit der Kohlensäureabgabe und Sauerstoffaufnahme, wie sie im Grossen für längere Zeiten Pettenkofer, Voit, Henneberg beobachteten: es tritt Vermehrung der Sauerstoffaufnahme ein mit der Zunahme der Kohlensäurebildung, aber auch gerade umgekehrt kann sie eintreten bei Verminderung der Kohlensäureausscheidung. (Aufspeicherung von Sauerstoff? oder Erzeugung niederer Oxydationsproducte?)

Es wird unten von den Untersuchungen L. Hermann's über den Stoffwechsel im Muskel berichtet, aus denen Derselbe schliesst, dass die Sauerstoffaufnahme des Muskels und die Kohlensäureabgabe aus demselben zwei in SO fern von einander unabhängige Acte seien, als die Sauerstoffaufnahme mit dem Process der fortwährenden Restitution der leistungsfähigen Muskelsubstanz allein verbunden sei, die Kohlensäureabgabe Folge des Zerfalls dieser Substanz unter Bildung von Kohlensäure. Bei der Ruhe des Muskels halten beide

344 Verhältniss der Sauerstoffaufnahme und Kohlensäureabgabe.

Processe, Zerfall und Restitution gleichen Schritt, bei der Thätigkeit überwiegt der Process des Zerfalls. Dies ist die Deutung, welche Hermann dem von Ludwig und Sczelkow (Ber. 1862.) beobachteten Wechsel des Verhältnisses von Sauerstoffaufnahme und Kohlensäureabgabe des Muskels bei Ruhe und Thätigkeit giebt; und da nun die Muskeln von allen respirirenden Organen des Körpers die Hauptmasse ausmachen, so muss das Verhältniss des Zerfallprocesses zu dem Restitutionsprocess im Muskel auch von sehr grossem Einfluss auf den Gaswechsel des Gesammtorganismus sein. Wenn keine besondere compensatorische Einrichtungen gegeben sind, so muss zur Zeit der Muskelarbeit mehr Kohlensäure ausgeschieden werden, als dem gleichzeitig aufgenommenen Sauerstoff entspricht, wie es in der That Ludwig und Sczelkow nachgewiesen haben (Ber. 1862. p. 352). In der Ruhe, wo Zerfall und Synthese im Muskel gleichen Schritt halten, wird sich ein gewisses Normalverhältniss im Gaswechsel herstellen, in welchem die ausgeschiedene Kohlensäure nahezu so viel Sauerstoff enthält, als gleichzeitig aufgenommen wird. Für die der Arbeit nachfolgende Ruhe aber erwartet Hermann ein Ueberwiegen der Sauerstoffaufnahme, entsprechend der nun nachfolgenden und das während der Arbeit Versäumte einholenden Restitution des Muskels. Vorstehenden Anschauungen gemäss erklärt Hermann nun auch im Allgemeinen die im vorj. Ber. p. 313-316 notirten Resultate der Untersuchungen von Henneberg, Voit und Pettenkofer über das Verhältniss der Sauerstoffaufnahme und Kohlensäureabgabe bei Tag und in der Nacht. Bei der nähern Betrachtung dieser Versuche berücksichtigt Hermann noch nicht die Einschränkung, welche der Gegensatz von Tag und Nacht durch die späteren Untersuchungen von Voit und Pettenkofer (vorj. Ber. p. 315) erfuhr.

Nach den unten weiter zur Sprache kommenden Untersuchungen Pflüger's sind die bisherigen Auswerthungen des Sauerstoffgehalts des arteriellen Blutes zu gering, des Kohlensäuregehalts zu hoch ausgefallen, sofern in dem frischen Blut sehr rasch Sauerstoffverbrauch stattfindet, und die Entgasung des Blutes viel schneller beendet sein muss, als bisher, wenn der ursprüngliche Gasgehalt gefunden werden soll. Arterielles Hundeblut enthält nach derartigen neuen Untersuchungen Pflüger's im Mittel 16,9% Sauerstoff, 26,2% Kohlensäure (auspumpbar) und 1,4% Stickstoff (bei 1 Meter und 0° gemessen). Der beobachtete Maximalwerth für den Sauerstoff betrug 19,35%. Der Sauerstoffgehalt des Hundeblutes war fast proportional dem specifischen Gewichte des Blutes.

Mit Pflüger's Mittelwerth für den Sauerstoffgehalt des ar teriellen Hundeblutes stimmt übrigens, wie A. Schmidt her vorhebt, der von Diesem gefundene Mittelwerth, nämlich 16,4%, nahezu überein.

Dass, wie L. Meyer zunächst für die Weinsäure beobachtete, der Zusatz einer Säure von vorn herein zu dem auf seine Gase zu untersuchenden Blute bewirkt, dass bedeutend weniger Sauerstoff ausgepumpt wird, als ohne den Säurezusatz (Ber. 1857. p. 292), fand P. Hering für die Phosphorsäure nicht gültig (bis auf einen von vier Doppelversuchen, in welchem sich die Erscheinung allerdings zeigte). Hering benutzte arterielles Hundeblut, von dem entweder nach einander oder gleichzeitig zwei Portionen über Quecksilber, je die eine in circa 1/5-1/4 des Blutvolumens luftfreie Phosphorsäure von 1007- -1008 spec. Gewicht aufgefangen wurde. Die Auspumpung geschah mittelst der Quecksilberpumpe nach Helmholtz's Modification, die Gasanalyse nach Bunsen. Folgende Zahlen für 100 Blut wurden erhalten:

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Die römischen Buchstaben vor den Reihen bedeuten die Reihenfolge des Auffangens beider Portionen, die griechischen die Reihenfolge der Untersuchung; der zuletzt ausgepumpte Recipient lag bis dahin (einige Stunden) in Eis.

Hering gewann aus dem Ergebniss dieser Versuche, trotz des vierten, den er dahin gestellt sein lässt, die Ueberzeugung, Untersuchungen der Gase des Katzenblutes unter Zusatz von Phosphorsäure vor dem Auspumpen vornehmen zu dürfen mit Rücksicht auf die Frage, welche Veränderungen der Gasgehalt des Blutes durch Herstellung der Apnoë erleidet.

Aus normalem arteriellen Katzenblute wurden folgende Gasmengen erhalten (die ersten 3 Analysen von Buchheim und Schmiedeberg):

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9,32 10,42

Sauerstoff 10,38 8,86 11,23 9,33 Stickstoff 1,01 1,10 0,95 0,93 0,93 0,95 Kohlensäure 15,97 22,20 23,37 20,00 28,77 21,16 Gesammt

Gasmenge 27,35 32,17 35,55 30,26 39,02 32,53

Im Mittel in 100 Blut 9,92 Sauerstoff, 0,98 Stickstoff, 21,91 Kohlensäure, 32,81 Gesammt-Gasmenge.

Das Katzenblut enthält somit weniger Gase, als das Blut von Hunden, Schafen u. A., aber die einzelnen Gase in ähnlichem Mengenverhältniss. Ueber das Verhältniss des Sauerstoffs zum Hämoglobingehalt des Katzenblutes vergl. oben.

Hering suchte nun bei Katzen durch ausgiebige künstliche Respiration den apnoischen Zustand herzustellen, dessen Eintritt Rosenthal als von der Sättigung des Blutes mit Sauerstoff abhängig erklärt hatte (Ber. 1861. p. 442). Dies gelang in 6 Versuchen, sofern es durch die künstliche Athmung dahin gebracht wurde, dass beim Aufhören des Lufteinblasens in einigen Fällen 10 Secunden lang, in zwei Fällen 50 und 60 Secunden lang keine Athem bewegungen erfolgten. Während der Blutentziehung wurde natürlich die Probe auf Apnoë nicht gemacht. Die Untersuchung der Blutgase der apnoischen Thiere ergab folgende Zahlen:

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3

4

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7,67

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18,85 12,38 11,43

21,53

Gasmenge 18,16 18,98 20,40 27,48 20,27

Im Mittel also in 100 Blut nur 21,14 CC. Gas, nämlich 8,83 Sauerstoff, 0,86 Stickstoff, 11,44 Kohlensäure.

Der Sauerstoffgehalt des Blutes in der Apnoë ist also nichts weniger als vermehrt, vielmehr im zweiten, vierten und fünften Versuch vermindert gegenüber dem Normalgehalt, in den anderen drei Versuchen gleich dem Normalgehalt. Dagegen ist die Kohlensäure bedeutend vermindert, um 1/2 bis 2/3 der gewöhnlichen Menge, entsprechend der bekannten Vermehrung der Kohlensäureexhalation bei vergrösserter Ventilation der Lungen.

Hering schliesst aus diesen Resultaten, dass der apnoische Zustand nicht durch Sättigung des Blutes mit Sauerstoff (vgl. oben unter Blut) bedingt ist, dass vielmehr eine wesentliche Bedingung die Kohlensäureverminderung ist, obwohl in den verschiedenen Versuchen der Grad der Apnoë nicht stieg mit

der Grösse der Kohlensäureverminderung. Vergl. Weiteres

unten.

Nach Faure soll ein Thier durch einen nur in den einen Bronchus eingeführten Schlauch im Laufe von 6 Minuten 2 bis 3 Liter Kohlensäure einathmen können, ohne asphyktisch oder überhaupt afficirt zu werden, während in kurzer Zeit der Tod eintrat, wenn der Schlauch so weit heraufgezogen wurde, dass er mit beiden Lungen communicirte. Der Verf. theilt diese Versuche mit im Anschluss an die oben notirten über Chloroforminhalation, weiss aber keine Erklärung zu geben; mit Kohlenoxyd ergaben die analogen Versuche nichts Aehnliches, die Thiere starben sehr rasch, als das Kohlenoxyd nur der einen Lunge zugeführt wurde.

Preyer hatte, wie im vorj. Ber. p. 316 notirt, schliessen zu müssen geglaubt, dass im Blute (Blutwasser) keine einfach absorbirte Kohlensäure enthalten sei, sondern nur durch phosphorsaures Natron gebundene (Fernet'sches Salz) und einfach kohlensaures Natron. Diese Annahme hält Hermann (p. 103) für unmöglich, weil Fernet'sches Salz nur unter einem gewissen Partiardruck der Kohlensäure bestehen kann (vergl. den Bericht 1860. p. 327), solcher Partiardruck aber nur durch in der Lösung absorbirte Kohlensäure wirksam werden kann: soll, bemerkt Hermann, die absorbirte Kohlensäure für das Blut in Abrede gestellt werden, so kann man auch die Gegenwart des Fernet'schen Salzes im Blute nicht annehmen.

Hermann stellte dieses Salz dar durch Mischen von zwei Aequivalenten saurem phosphorsauren Natron mit 1 Aequiv. neutralem kohlensauren Natron, und als solche Mischung sei daher das Fernet'sche Salz zu betrachten (vergl. die Untersuchungen von Heidenhain und L. Meyer im Ber. 1863. p. 289).

Hermann schliesst daher, dass das Blut neben Fernet'schem Salz auch einfach absorbirte Kohlensäure enthält, erkennt aber das von Preyer (vorj. Ber. p. 316) dagegen erhobene Argument an, nämlich die alkalische Reaction des Blutserums, und fragt, ob denn wirklich das circulirende Venenblut, namentlich das Muskelvenenblut alkalisch reagire, da doch bei den Vorbereitungen zur Prüfung der Reaction des Blutes der Kohlensäuregehalt desselben sich wesentlich ändern könne. (S. oben p. 300 die Beobachtungen von Zuntz über die Aenderung der Reaction im ausgelassenen Blute.)

Zur Entscheidung der Frage, ob die Blutkörper sich bei der Beherbergung der Kohlensäure des Blutes betheiligen, fing A. Schmidt mittelst eines im Orig. durch Abbildung erläuterten Verfahrens gleichzeitig arterielles Hundeblut unter

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