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worüber der Ber. 1865. p. 320. 321. zu vergl. ist, auf die übrigen Eiweisskörper ausgedehnt. Es werden dieselben nach dem Platingehalt ihrer Chlorplatinverbindungen in Gruppen geordnet, wobei der Verf. findet, dass das Aequivalent der Eiweisskörper von den pflanzlichen zu den thierischen abnimmt; da nun die procentige Zusammensetzung aller Eiweisskörper so übereinstimmt, so könnten sie, meint Commaille, als Multipla, Polymere von einander betrachtet werden, vorzuziehen aber sei es, sie als Associationen in verschiedenen Verhältnissen derjenigen Amide (von Tyrosin und Leucin) zu betrachten, welche das primitive Molekül jedes dieser Stoffe bilden sollen. Dies ist die schon früher für das Casein hingestellte Betrachtungsweise (a. a. O.) So sollen z. B. (ohne alle Berücksichtigung des Schwefelgehalts) Vitellin, Fibrin, Lactalbumin und einige andere sein 4 Aeq. Amid des Tyrosin

2 Aeq. Amid des Leucin, das Albumin 4 Aeq. Amid des Tyrosin 1 Aeq. Amid des Leucin u. s. w. Es hat keinen Werth, weiter hierauf einzugehen.

Aus den unter Benutzung des Vitellins von Theile angestellten Untersuchungen über die Zersetzungsprodukte der Eiweisskörper durch länger dauernde Einwirkung von Kalihydrat bei niederer Temperatur kann hier nur hervorgehoben werden, dass, wie es auch der Verf. besonders betont, Leucin und Tyrosin, ausser Ammoniak die bekannten unter den Produkten, nur in sehr geringer Menge entstehen, ,, entgegen den meistens anders zu deutenden bisherigen Angaben". Unter den übrigen Zersetzungsprodukten glaubt Theile einen Körper von der Zusammensetzung Cs H9 NO4 erkannt zu haben, welcher in der Reihe von Glycin, Alanin, Butalanin, Leucin sich zwischen Alanin und Butalanin ergänzend einreihen würde; ausserdem einen Körper von der Zusammensetzung Cs H9 NO oder Cs Hs NO6+ HO, welcher hier bei der Zersetzung des Eiweisses durch Kali dem bei gleicher Behandlung des Leims auftretenden Glycin entspricht, von welchem jener bis auf den Stickstoff und das Wasser die Verdoppelung bildet.

Was die Ammoniakentwicklung aus Eiweisskörpern unter der Einwirkung des Kali (im starken Ueberschuss) betrifft, so gelangte Theile durch seine Untersuchungen mit thierischem und pflanzlichem Eiweiss zu dem Schlusse, dass der in Form von Ammoniak austretende Theil des Stickstoffs nicht so bedeutend ist, wie bisher angenommen. Es wurde 0,304, annähernd ein Dritttheil des gesammten Stickstoffs in Ammoniak verwandelt, aber dieses war in so fern doppelten Ursprungs, als ein Theil sogleich anfänglich bei der Einwirkung des

Alkali auftrat, der Rest erst nach längerer Dauer der Einwirkung. Die zuerst entwickelte Menge, etwa 0,2 des gesammten Stickstoffs, betrachtet T. als directes Zersetzungsprodukt des Eiweisses, die später entwickelte Menge als Zersetzungsprodukt der unter der Wirkung des Kali entstandenen Körper (Leucin, Tyrosin u. A.). Die Menge dieses secundär entwickelten Ammoniaks verhielt sich zu der primär entwickelten wie 2 zu 3.

Parke extrahirte Eidotter zuerst mit Aether, den Rückstand mit Alkohol, verseifte in beiden Extracten die Fette und zersetzte zugleich die protagonartigen Stoffe durch Kochen mit alkoholischer Kalilösung, extrahirte die Seifen und die von der Zersetzung der protagonartigen Stoffe stammende Phosphorsäure mit Wasser, das Cholesterin mit Aether, bestimmte die aus den Seifen abgeschiedenen Fettsäuren und die Phosphorsäure beider Extracte und berechnete diese Phosphorsäure zunächst nach Maassgabe der Analysen Liebreich's auf Protagon (was sich im Verlauf weiterer Untersuchungen von Hoppe-Seyler und Diakonow als unzulässig erwies). In dem vom Aether und Alkohol ungelöst gelassenen Rückstande wurden die Eiweissstoffe, die löslichen und unlöslichen Salze bestimmt. Bei 52,808% festen Stoffen im frischen Hühnerdotter fand Parke

1,750% Cholesterin

25,953% fette Säuren

im Aetherextract

2,949% fette Säuren im Alkoholextract

0,353 % lösliche Salze

0,612 % unlösliche Salze

15,626% Eiweissstoffe ;

für einen Dotter von 14,1856 Grms. mit 7,4915 Grms. festen Stoffen

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Wird nun die Phosphorsäure aus dem Aetherextract auf Protagon berechnet, so resultiren daraus 17,422 % 2,4714 Grms. für einen Dotter, und bei gleicher Berechnung der Phosphorsäure aus dem Alkoholextract noch 10,031 % 1,4230 Grm. für einen Dotter.

Da nun der Gesammtmenge der festen Theile nach sowohl, als auch dem Totalgewicht des Aetherextracts und des

Alkoholextracts nach beiweitem nicht so viel Protagon zugegen sein konnte, so war also die Voraussetzung falsch, jene sämmtliche Phosphorsäure auf Protagon zu beziehen und es wird. geschlossen, dass (in dem Alkoholextract des Dotters) neben oder statt Protagon eine andere, an Phosphorsäure reichere Substanz zugegen war.

Diese fragliche Substanz war nicht Glycerinphosphorsäure; Hoppe-Seyler extrahirte, um diese Substanz zu isoliren, den Dotter mit Aether, löste den Rückstand in Chlornatriumlösung, fällte diese Lösung durch Zusatz von viel Wasser mit einigen Tropfen Essigsäure, extrahirte den Niederschlag mit Alkohol bei Blutwärme und fand in diesem Extract einen dem Protagon ähnlichen, in Wasser quellenden, durch Kochsalz fällbaren, in Alkohol ziemlich leicht löslichen, in der Kälte aus dieser Lösung in Nadeln krystallisirenden Körper, für welchen Hoppe Gobley's Bezeichnung, Lecithin, beibehält. Nach der Extraction dieses Lecithins erwiesen sich die Eiweissstoffe des Rückstandes, Vitellin der Autoren, als geronnen, d. h. nicht mehr löslich in Kochsalzlösung, und als frei von Phosphor, und H. ist der Meinung, dass ursprünglich diese Eiweissstoffe mit dem Lecithin als Vitellin oder Vitellin-artiger Stoff verbunden waren, und der Alkohol eine Spaltung bewirkt, sowie der Alkohol auch ein Zerfallen der Hämoglobinverbindungen bewirke, unter Auftreten von Hämatin statt, wie dort, Lecithin. Störeier verhielten sich gerade so, wie der Hühnerdotter, und die Dotterkugeln und Dotterplättchen in den Eiern verschiedener Thiere zeigten die Reactionen jener durch Wasser aus der Lösung in Kochsalzlösung gefällten Dottermasse und gaben an Alkohol Lecithin ab.

Das nach Hoppe's Wahrnehmungen ähnliche Verhalten der Blutkörper wurde oben bereits notirt.

Man müsse, bemerkt Hoppe-Seyler, eine Gruppe von Stoffen statuiren, die, complicirter als die Eiweissstoffe, bei einer Spaltung unter anderen Körpern Eiweissstoffe liefern, eine Gruppe, zu der das Vitellin, die Hämoglobinverbindungen, das Ichthin, Ichthulin und Emydin von Valenciennes und Frémy (Ber. 1857. p. 605) und die Substanz der Aleuronkrystalle verschiedener Pflanzentheile gehören werden. Vergl. hierzu unten die Schlussfolgerung L. Hermann's über die Bildung einer Verbindung im Muskel, sog. Inogen, welche durch Spaltung unter anderen Spaltungsprodukten einen Eiweisskörper, das Myosin, liefern soll (Abschnitt ,,Nerv und Muskel").

Jener Körper aus dem Alkoholextract des Dotters, den Hoppe Seyler Lecithin nennt, liefert nach den Untersuchungen

Diakonow's beim Kochen mit Barytwasser Neurin und Glycerinphosphorsäure, wie Liebreich's Protagon; aber der Phosphorgehalt war selbst bei Berücksichtigung einer Verunreinigung mit Kalk zu hoch für Protagon. Ausser Glycerinphosphorsäure und Neurin (Trimethyloxyäthylammoniumoxydhydrat s. unten) wurde bei Behandlung mit heissem Barytwasser noch Stearinsäure erhalten, und in diese drei Körper zerfiel das Lecithin geradeauf, so dass Diakonow, wie im Original weiter entwickelt wird, das Lecithin betrachtet, als Verbindung eines sauren Aethers (des Glycerids Distearin) mit einem sauren Salz (saurem phosphorsauren Trimethyloxyäthylammonium) zu einem Anhydrid-Molekül.

Aus dem phosphorhaltigen Körper, der in das Aetherextract des Dotters übergeht, Gobley's Lecithin, erhielt Diakonow zwar durch Kochen mit Barytwasser gleichfalls Neurin wie aus Protagon, fand aber gleichfalls einen viel höhern Phosphorgehalt, als es dem Protagon entsprechen würde. Unentschieden bleibt es, ob in diesen phosphorhaltigen organischen Körpern, die sich ebenso wie im Vogeldotter auch in Störeiern fanden, Gemenge von Protagon mit einem andern phosphorhaltigen Körper vorliegen oder ob Protagon gar nicht dabei betheiligt ist. In einer späteren Mittheilung (Centralbl. 1868. No. 7) sprach sich Diakonow dahin aus, dass das Protagon seiner Ansicht nach ein phosphorfreier Körper sei, dessen vermeintlicher Phosphorgehalt nur auf Verunreinigung mit Lecithin beruhe. Das Lecithin fällt aus seinen Lösungen mit anderen Niederschlägen leicht nieder und so erklärt sich D. den Phosphorgehalt von Niederschlägen, wie sie von Hermann aus Blutkörpern, von Fischer aus Eiter, von Kühne aus Eiern erhalten und für Protagon erklärt worden seien.

So findet Diakonow den Phosphorgehalt des sogenannten Protagons auch veränderlich je nach der Behandlung desselben, Umkrystallisiren u. s. w. Bei Behandlung des als Protagon bezeichneten Gemenges mit Barytwasser wurde nur das Lecithin in seine Componenten zerlegt, der phosphorfreie Körper blieb unverändert. D. hält denselben, wie oben schon bemerkt, für identisch mit W. Müller's Cerebrin.

Das Lecithin im Dotter wird nach Diakonow immer begleitet von einer in Alkohol und Aether löslichen Kalkverbindung. Ueber die Beziehungen des Lecithins zur Knochenentwicklung vergl. oben.

Nach Baeyer und Liebreich ist das Protagon ein Glycosid, welches bei der Spaltung reichliche Mengen eines dem Traubenzucker gleichenden Zuckers lieferte; dabei wurde zugleich

Glycerin und Phosphorsäure abgeschieden unter Auftreten. eines in Nadeln krystallisirenden, in Wasser quellenden Körpers, der die fettartigen Bestandtheile des Protagons in Verbindung mit Neurin enthielt.

Koehler's Ansicht über Liebreich's Protagon wurde oben schon notirt (p. 329).

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Das Neurin ist nach Baeyer's Untersuchungen

N (C H3)3 {C2
C2 H4 (HO))
(HO)}

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Trimethyloxäthylammoniumoxydhydrat und, wie Dybkowsky angab (vorj. Ber. 309), höchst wahrscheinlich identisch mit dem Cholin sowie nach Baeyer, Clauss und Kesse mit dem von v. Babo und Hirschbrunn aus dem Sinapin erhaltenen Zersetzungsproduct Sinkalin. Auf Grund obiger Constitution des Neurins gelang Wurtz dessen Synthese, worüber das Original zu vergleichen ist.

Während Koehler durch den im vorj. Ber. p. 309 notirten Versuch Neubauer's, den er mit gleichem Erfolg anstellte, es für erledigt hält, dass für das Entstehen der sog. Myelinformen die Gegenwart des Cholesterins nicht nothwendig ist, Myelinformen nicht immer unter Mitwirkung des Cholesterins entstehen, bezweifelte Beneke die Beweiskraft jenes Versuchs, sofern er es noch nicht für ausgemacht hält, dass die für rein gehaltene Oelsäure nicht noch Cholesterin enthielt, und möchte seinen Satz, ohne Cholesterin keine Myelinformen, aufrecht erhalten. Darauf hin wiederholte Neubauer seine Versuche mit der abermals besonders sorgfältig gereinigten Oelsäure, fand seine frühere Beobachtung bestätigt, wollte aber die Möglichkeit des Beneke'schen Einwurfs zugeben und wandte sich deshalb an andere Fettsäuren. Aus Oenanthäther gewonnene reine Caprylsäure und Caprinsäure erwiesen sich zur Hervorbringung der Myelinformen mit Ammoniak und Wasser sehr geeignet. (Das Nähere über die Anstellung des Versuchs s. im Orig.) Der Verf. verharret daher in Uebereinstimmung mit Koehler bei seinem frühern Ausspruch: die Myelinformen nur eine physikalische Erscheinung mit verschiedenen Körpern herstellbar. Koehler führt als weitern Beleg für seine Ansicht an, dass die cholesterinfreie Neurolsäure (s. oben p. 327) mit Wasser Myelinformen giebt.

Köhler fasst das, was er bei seinen Untersuchungen über die Bestandtheile des Gehirns (s. oben) hinsichtlich der Myelinformen beobachtete, dahin zusammen, dass in reinem und unzersetzten Zustande keiner der Hirnbestandtheile Myelinformen liefert, dass aber dieselben in der phosphor

Henle u. Meissner, Bericht 1867.

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