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dass Schönbein durch die Blausäure die ursprünglichen Absorptionsstreifen des Hämatoglobulins nicht verändert werden und nach Abdunsten der Blausäure aus dem Blute auch die ursprüngliche Wirksamkeit auf Wasserstoffsuperoxyd wiederkehren sah, woraus er schliesst, dass die Blausäure für sich allein die Blutkörper in keiner Weise zu verändern scheine.

Die Blausäure hob auch die das Wasserstoffsuperoxyd zersetzende Wirksamkeit anderer organischer, pflanzlicher Materien theilweise auf (vergl. hierüber auch in der Zeitschrift für Biologie III. p. 329), hemmte die Wirkung der Hefe auf Zucker, verhinderte die Keimung von Pflanzensamen, und da somit die Blausäure zugleich das sog. „,katalytische" Vermögen organischer Materien und ihre physiologische Wirksamkeit schwächt, so vermuthet Schönbein, dass es sich bei den Blutkörpern um das Gleiche handeln werde, dass auch bei ihnen mit der Schwächung der katalytischen Wirksamkeit zugleich die Schwächung, „Lähmung" der physiologischen Wirksamkeit bei der Respiration gegeben sein werde, und dass darauf die rasche tödtliche Wirkung der Blausäure beruhe.

Wahrscheinlich haben alle die organischen Materien, welche das Wasserstoffsuperoxyd zu katalysiren vermögen, auch die Fähigkeit, die salpetersauren in salpetrigsaure Salze zu verwandeln: so auch die Blutkörper, und auch diese Wirksamkeit fand Schönbein durch Blausäure aufgehoben.

Bei Gelegenheit einer im Original nachzusehenden Untersuchung zur Auffindung einer Methode der quantitativen Bestimmung kleiner Mengen von Chloroform in anderen Flüssigkeiten, namentlich im Blute, fand Schmiedeberg, dass das Chloroform mit den Bestandtheilen der Blutkörper eine eigenthümliche, auch bei der Coagulation durch Siedhitze, so wie beim Eintrocknen bei 110-120°, sich haltende Verbindung eingeht, so dass es bei der Destillation ohne Durchleiten eines Gasstroms zurückgehalten wird, aus dieser Verbindung aber durch Einwirkung von Gasen, atmosphärischer Luft, Kohlenoxyd, Kohlensäure, mehr oder weniger leicht gelöst werden kann, besser durch Kohlenoxyd, als durch atmosphärische Luft.

Das Chloroform, in grösserer Menge zugesetzt, bewirkt im entfaserten Blute (Hund) ein rothes Coagulum (bei Rinderblut nach vorgängiger Lösung), das Hämoglobin wird gefällt und dann unter Mitwirkung der atmosphärischen Luft wieder gelöst (wahrscheinlich ist auch das durch Alkohol coagulirte

Blut und Chloroform. Gift der Brillenschlange.

Hämoglobin nur bei Berührung mit Luft löslich). In der Chloroformlösung des Coagulum entsteht durch abermaligen Zusatz von Chloroform von Neuem Gerinnung, und dies Coagulum verhält sich, wie das frühere, woraus S. schliesst, dass es sich bei der Auflösung unter Mitwirkung der Luft nicht etwa um Oxydation handeln kann, wie nach Böttcher bei der Einwirkung des Chloroformdampfs auf Blutkörper (Ber. 1864. p. 273). Es handelt sich bei der Lösung auch nicht um Verdunstung des Chloroforms und nicht um eine Substitution des Chloroforms in der Verbindung mit dem Hämoglobin durch Sauerstoff, und daher betrachtet S. die Wirkung der Luft dabei vorläufig als eine nicht näher zu bezeichnende eigenthümliche.

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Ob das nach L. Hermann in den Blutkörpern enthaltene Protagon (vorj. Ber. p. 283. 389) bei der Bindung des Chloroforms und bei den anderen genannten Erscheinungen wesentlich betheiligt sei, blieb unentschieden. (Ueber Protagon in den Blutkörpern vergl. oben p. 304.)

Faure giebt an, dass ein Thier, welches durch einen bis in den einen Bronchus (durch die geöffnete Trachea) eingeführten Schlauch reichlich Chloroform nur in die eine Lunge einathmet durchaus nicht anästhetisch werde, der Versuch konnte 30 Minuten lang fortgesetzt werden; sobald aber der Schlauch mit beiden Lungen communicirte, trat in kurzer Zeit vollständige Anästhesie ein, die aber nach wenigen Augenblicken wieder aufhörte, wenn der Chloroformdampf wiederum nur der einen Lunge zugeführt wurde. Faure erklärt dies, wenigstens was den ersten Theil der Angabe betrifft, im Anschluss an seine schon früher aufgestellte Behauptung, daraus, dass das Chloroform das Blut in der Lunge zur Coagulation bringe und dann durch diese Lunge nicht weiter in den Körper eindringen könne. Er fand bei durch Chloroform getödteten Thieren die Lunge stark geröthet und ganz fest und resistent, die Gefässe mit geronnenem Blute gefüllt; ebenso die eine Lunge im Gegensatz zu der andern, wenn der Chloroformdampf nur der einen zugeführt worden war.

Nach den bei Katzen und Hunden angestellten Untersuchungen Halford's sollen mit dem Biss der Cobra-di-Capello Keime von thierischen Zellen oder keimfähige molekulare Masse in's Blut gelangen, unter rascher Vermehrung daselbst im Laufe weniger Stunden Millionen von eigenthümlichen (im Orig. abgebildeten) Zellen entstehen, die den Sauerstoff für sich in Anspruch nehmen und dadurch den Tod bewirken, einen langsamen Erstickungstod, dem entsprechend sich das

dunkele, flüssig bleibende Blut der Vergifteten ähnlich wie bei mechanischer Erstickung verhält.

Holm extrahirte aus den gelben Körpern von Kuhovarien Hämatoidin mittelst Chloroform, liess letzteres verdampfen, worauf unter Entfärbung des Fettes nach einigen Tagen das Hämatoidin zu krystallisiren begann. Die Krystalle waren im auffallenden Lichte cantharidengrün mit Metallglanz, im durchfallenden Lichte roth. Vom Fett wurden die Krystalle theils durch absoluten Alkohol, theils, unter Verlust, durch Aether getrennt. Die mit Aether behandelten HämotoidinKrystalle waren angefressen, nicht mehr dichroitisch, die Farbe glich der der Chromsäure. Mit etwas NO4 haltiger Salpetersäure behandelt ging ihre Farbe in rasch in Gelb übergehendes Hellblau über. Dies Hämatoidin löste sich sehr leicht in Chloroform, golbgelb, in Schwefelkohlenstoff roth; Aether löste nicht so leicht; es war unlöslich in absolutem Alkohol, in Wasser, in Ammoniak und Natronlauge, in verdünnten Mineralsäuren und Essigsäure; Eisessig löste in der Wärme.

Was Staedeler früher schon bemerkte, dass Hämatoidin und Bilirubin nicht identisch seien (vergl. d. Ber. 1863. p. 276), betont Holm, indem er als Hauptunterschiede unter Anderm hervorhebt, dass Bilirubin in Aether unlöslich, Hämatoidin löslich ist; Bilirubin leicht löslich in Alkalien, Hämatoidin unlöslich. Der Lösung von Bilirubin in Chloroform kann das Bilirubin durch Schütteln mit Alkalilauge vollständig entzogen werden, unter Entfärbung des Chloroforms; nicht so bei Hämatoidin. Das Bilirubin giebt in weingeisthaltigen Lösungen mit NO4 haltiger Salpetersäure das Farbenspiel von Grün, Blau, Violet, Roth, Gelb; die weingeisthaltige Hämatoidinlösung wird unter gleichen Umständen nur einfach entfärbt.

Neumann beobachtete in einer Reihe von Fällen bei Neugeborenen, die unter den mehr oder weniger ausgesprochenen Erscheinungen des Icterus neonatorum innerhalb der ersten Lebenswoche gestorben waren, im Blute die (höchst wahrscheinlich postmortale) Bildung von Bilirubinkrystallen. Der Icterus ist aber nach Neumann nicht allein Bedingung für das Auftreten der in Rede stehenden Erscheinung, sondern wahrscheinlich wirkten dazu auch dem Tode vorausgegangene Störungen der Respiration mit, und das Fehlen dieses Moments bedingt es nach des Verfs. Ansicht auch, dass bei Erwachsenen der Gallenfarbstoff nur sehr selten aus dem ikterischen Blute auskrystallisirt, was Neumann und v. Wittich in zwei Fällen

Bilirubin.

jedoch beobachteten. In der Regel coincidirte das Auftreten der Bilirubinkrystalle mit Harnsäureinfarcten in den Nieren. Bei mehren im Uterus abgestorbenen und macerirten Früchten fand Neumann ebenfalls reichliche nadelförmige Bilirubinkrystallisationen innerhalb der Gefässe, auch rhombische Tafeln (Hämatoidin?), und diese betrachtet der Verf. als durch postmortale Umwandlung des Blutfarbstoffs in Gallenfarbstoff entstanden, wie in Extravasaten, Thromben. Die Identität des Hämatoidins mit Bilirubin hält Neumann für erwiesen; das in der ersten Mittheilung angegebene chemische Verhalten jener Krystalle ist das des Bilirubins nach Holm's Angaben.

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Stoffwandel im Blute und in den Organen. Secretionen.

Leber.

R. M'Donnell, Observations on the functions of the liver. Dublin. 1865. M. Tscherinoff, Zur Lehre von der Zuckerharnruhr. Centralblatt für die medic. Wissenschaften. 1867. No. 5.

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A. Eulenburg, Zur Frage über die Zuckerbildung in der Leber. Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesellschaft in Zürich. 1867. XII. p. 232. Berliner klin. Wochenschrift. 1867. No. 41.

K. Zimmer, Ein Beitrag zur Lehre vom Diabetes mellitus.

Klinik. 1867. No. 14 f.

Deutsche

J. Dogiel, Ueber das Vorkommen flüchtiger Fettsäuren in der Galle. Zeitschrift für Biologie. III. p. 113. Journal für praktische Chemie. Bd. 101. p. 298.

R. Otto, Beitrag zur Kenntniss der Fischgalle. Zeitschrift für Chemie. 1867. p. 690.

T. L. Phipson, Analyse eines Gallensteins. Neue Methode zur Darstellung von Biliverdin. Zeitschrift für Chemie. 1867. p. 731.

Milz. Nebennieren.

C. Neubauer, Ueber die quantitative Bestimmung des Sarkins und Xanthins im Muskelfleisch. Zeitschrift für analytische Chemie. VI. 1867. p. 33. F. Holm, Ueber die chemischen Bestandtheile der Nebennieren. Journal für praktische Chemie. Bd. 100. p. 150. Untersuchungen zur Naturlehre. X. p. 456.

Drüsen.

A. Kussmaul, Die Aschenbestandtheile der Lungen und Bronchial-Drüsen nach Analysen von C. W. Schmidt. Deutsches Archiv für klinische Medicin. II. p. 89.

Knochengewebe.

C. Diakonow, Entstehungsart der Phosphate in den Knochen und Muskeln. Centralblatt für die medic. Wissenschaften. 1867. No. 43.

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Muskelgewebe. Nervengewebe. Thierstoffe.

0. Weber, Zur Kenntniss der Osteomalacie, insbesondere der senilen und über das Vorkommen von Milchsäure in osteomalacischen Knochen. Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie. Bd. 38. p. 1. H. Huppert, Analyse eines osteomalacischen Knochens. Archiv der Heilkunde. VIII. p. 345.

Rob. Hoffmann, Untersuchungen über die Ursache der Brüchigkeit der Knochen bei Rindvieh. Journal für praktische Chemie. Bd. 101. p. 129.

Muskelgewebe.

C. Diakonow, Entstehungsart der Phosphate in den Knochen und Muskeln. Centralblatt für d. medic. Wissensch. 1867. No. 43.

R. M'Donnell, Observations on the functions of the liver. Dublin. 1865.
R. M'Donnell, On the recent researches concerning the sugar of muscle.
Journal of anatomy and physiology. II. 1867. May. p. 275.
(Resumé.)

C. Voit, Ueber die Beziehungen des Kreatins und Kreatinins zum Harnstoff im Thierkörper und das Wesen der Urämie. Sitzungsberichte d.

k. bayer. Akad. d. W. 1867. I. p. 364.

C. Neubauer, Ueber die quantitative Bestimmung des Sarkins und Xanthins im Muskelfleisch. Zeitschrift für analytische Chemie. VI. 1867. p. 33.

Nervengewebe.

H. Koehler, De myelini quod vocant constitutione chemica disquisitio. Habilitationsschrift. Halle. 1867.

H. Köhler, Ueber die chemische Zusammensetzung und Bedeutung des sogenannten Myelins. Archiv für pathologische Anatomie u. Physiologie. Bd. 41. p. 265.

C. Diakonow, Das Lecithin im Gehirn. Centralblatt für die medic. Wissenschaften. 1868. No. 7.

Anhang. Thierstoffe.

C. Bruns, Chemische Untersuchungen über die Hornhaut des Auges. Medicinisch-chemische Untersuchungen von Hoppe-Seyler. 2. Heft. p. 266.

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T. R. Fraser, Investigation into the action of galvanism on blood and on albuminous fluids. Edinburgh medical journal. 1867. Aug. p. 101.

E. Brücke, Ueber das Verhalten einiger Eiweisskörper gegen Borsäure. Sitzungsberichte der k. Akad. der Wissenschaften zu Wien. Band 55. II. Mai. 1867.

Diakonow, Ueber Platincyanverbindungen der Eiweisskörper. Medicinischchemische Untersuchungen von Hoppe-Seyler. 2. Heft. p. 228. Schwarzenbach, Ueber Aequivalenzverhältnisse der Eiweisskörper. Annalen

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A. Commaille, Recherches sur la constitution chimique des matières albuminoides. Journal de l'anatomie et de la physiologie. 1867. p. 192. Chemisches Centralblatt. 1867. p. 585.

R. Theile, Ueber die Entwicklung von Ammoniak bei der Einwirkung von Alkalien auf Eiweiss. Chemisches Centralblatt. 1867. 25. p. 385,

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