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leicht, meint B., gelinge es noch, durch fractionirte Fällung ein fibrinoplastisch ganz unwirksames Paraglobulin darzustellen.

Brücke findet die Annahme den Thatsachen am besten entsprechend, dass die fibrinoplastische Substanz ein Bestandtheil der Blutkörper sei, aber nicht identisch mit dem Globulin (Paraglobulin); und dieses Globulin aus den Blutkörpern als einen besondern Eiweisskörper anzusehen findet Brücke ebenso wenig gerechtfertigt, wie es dies nach den von ihm in Erinnerung gebrachten Beobachtungen v. Vintschgau's für das Globulin der Krystalllinse sei.

Zum Zweck der Reindarstellung der Blutkörper vermischt Hoppe-Seyler das defibrinirte Blut mit dem 10fachen Volumen einer Kochsalzlösung, die aus 1 Vol. gesättigter Lösung und 9-19 Voll. Wasser besteht, lässt bei 0° die Blutkörper sich senken, giesst ab, versetzt von Neuem mit der Salzlösung und so fort höchstens bis zu vier Malen. Pferdeblutkörper soll man das erste Mal ohne Salzzusatz sich absetzen lassen, dieselben senken sich in Salzlösung langsamer, als in reinem Serum. Den so gewonnenen Blutkörperbrei mit wenig Wasser extrahirt Hoppe - Seyler wiederholt mit Aether, wodurch Cholesterin und theilweise eine phosphorhaltige organische Substanz entzogen wird; nach dem Abgiessen des Aethers bleibt eine wässrige Lösung des ,,Hämoglobins" nebst Salzen, auch wohl Krystalle des Hämoglobins bei einigen Blutarten und flockige Eiweissstoff- Gerinnsel, von denen die Lösung durch Filtriren getrennt wird. Diese Lösung von Hunde-, Meerschweinchen-, Eichhörnchen-, Rattenblut verwandelt sich bei niederer Temperatur sofort in einen Krystallbrei; die Lösung von Vogelblut muss auf 0° gebracht und unter Umrühren allmählich mit 1/4 Vol. 80% Alkohol vermischt werden und liefert dann, mit Luft geschüttelt, beim Stehen bei -50 10o die Krystalle. Ebenso soll zur Reindarstellung der Krystalle auch mit der theilweise schon vorher krystallisirenden Lösung jener anderen Blutarten, so wie auch des Blutes von Katzen verfahren werden. Die Krystalle werden dann auf dem Filter mit kalter Mischung von 1 Vol. Alkohol und 4 Voll. Wasser gewaschen, in Wasser bei 30-40° aufgelöst und mit der filtrirten Lösung noch ein Mal ebenso verfahren, wie zuerst. Das Umkrystallisiren kann bei einer Temperatur unter 00 beliebig oft wiederholt werden, und Hoppe empfiehlt, die Darstellung der Blutkrystalle nur bei strenger Winterkälte vorzunehmen. Alle anderen zur Darstellung von Blutkrystallen im Grossen vorgeschlagenen Methoden findet Hoppe - Seyler weniger gut, als obige.

Hämoglobin-Krystalle.

Aus dem Blute vom Menschen, Schwein, Rind, Schaf, Kaninchen gewann Hoppe niemals Krystalle in grösserem Maassstabe. Enten- und Taubenblut krystallisirte kaum schwerer, als Gänseblut.

Amorphes Hämoglobin aus Lösungen, die keine Krystalle liefern, erhielt Hoppe - Seyler durch Ausfällen mit Bleiessig, Entfernen des gelösten Bleis mit kohlensaurem Kali und Fällung des Hämoglobins in Flocken aus der eiskalt gehaltenen Lösung durch Eintragen pulvrigen kohlensauren Kalis. Die Substanz konnte aber noch nicht frei von kohlensaurem Kali erhalten werden.

Für die durch mehrmaliges Umkrystallisiren gereinigten bei 110-120° getrockneten Krystalle des Hunde-Hämoglobins fand Hoppe - Seyler im Mittel mehrer Analysen die Zusammensetzung:

53,85 Kohlenstoff,
7,32 Wasserstoff,
16,17 Stickstoff,
0,39 Schwefel,
0,43 Eisen,

21,84 Sauerstoff.

(Frühere Analysen s. im Ber. 1861. p. 264.

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1864. p. 275.)

Aus den in Wasser gelösten oder in Wasser vertheilten Krystallen wurden durch Evacuiren 120-130 CC. Sauerstoff (0° und 1 M.) für 100 Grms. trockne Substanz erhalten, weniger wenn die Krystalle ausgepresst oder gar unter 0° getrocknet waren. Diese Zahlen stimmen mit den von Preyer und von Dybkowsky angegebenen überein (vergl. d. vorj. Ber. p. 287).

Für trockne Gänseblutkrystalle erhielt der Verf. die Zu sammensetzung:

54,26 Kohlenstoff,
7,10 Wasserstoff,

16,21 Stickstoff,
0,54 Schwefel,

0,43 Eisen,

0,77 Phosphorsäure, 20,69 Sauerstoff.

Hoppe - Seyler findet die Rattenblutkrystalle identisch mit denen des Meerschweinchens, nur nicht so deutlich hemiedrisch ausgebildet.

Gänseblutkrystalle, meist dünne rhombische oder sechsseitige Tafeln boten krystallographisch und optisch dieselben

Kohlenoxyd-Hämoglobin. Bestandtheile der Blutköper.

Verhältnisse, wie die Menschenblutkrystalle nach v. Lang. (Ber. 1862. p. 292).

Die Krystalle von Kohlenoxydhämoglobin, gewöhnlich grösser als die des Oxyhämoglobins, aber, wo es nachweisbar, isomorph mit diesen, schienen Hoppe weniger löslich in Wasser und wässrigem Alkohol, auch weniger zersetzlich zu sein; bei Sauerstoffzutritt fand allmählich Zersetzung der Verbindung statt, während dieselbe in Glasröhren eingeschlossen Jahre lang unverändert blieb. Trocken gab auch das Kohlenoxydhämoglobin das locker gebundene Gas nur unvollkommen ab (vergl. d. vorj. Ber. p. 289). Reducirende Substanzen, Schwefelammonium, ammoniakalische Lösung von weinsaurem Eisenoxydul oder Zinnoxydul waren ohne Einfluss auf das optische Verhalten des Kohlenoxydhämoglobins, und selbst ammoniakalische Lösung von Kupferchlorür zerstörte verdünnte Lösungen des Kohlenoxydhämoglobins nicht sogleich, spaltete allmählich aber ohne vorherige Entziehung von Kohlenoxyd. (Vergl. die Angaben Gamgee's vorj. Ber. p. 288.) L. Hermann's Beobachtungen über das Stickoxydhämoglobin (Ber. 1865. p. 247) fand Hoppe-Seyler im Wesentlichen bestätigt.

Die im vorj. Bericht p. 284 notirten Angaben über einen Protagongehalt der Blutkörper und über die Quantität des Protagons in denselben nimmt Hoppe - Seyler zurück, so fern er jetzt die Ueberzeugung gewonnen hat, dass die Blutkörper gar kein Protagon enthalten. Wenn nämlich der Phosphorgehalt des Aetherextracts der Blutkörper auf Protagon berechnet wurde, so resultirte zu viel Protagon, als der Menge der festen Theile nach in dem Extract enthalten sein konnte (vergl. unten die Untersuchungen über den Eidotter von Parke und Hoppe-Seyler); die Blutkörper scheinen einen an Phosphor reicheren Körper zu enthalten, Lecithin oder einen diesem ähnlichen Körper, wie der Verf. mit Rücksicht auf seine unten notirten Dotteruntersuchungen schliesst.

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Wie im Dotter findet Hoppe sowohl in den Blutkörpern, wie im Blutserum vitellinartige Stoffe, die in Salzwasser löslich sind, durch viel Wasser gefällt werden und durch Alkohol, durch verdünnte Salzsäure, vielleicht oder anscheinend auch durch Aether in Eiweissstoffe und in Lecithin gespalten werden. Wahrscheinlich seien, meint H., auch die Fibrin - bildenden Stoffe vitellinartige.

Die Angabe A. Schmidt's, dass das Hämatoglobulin stärker zersetzend auf das Wasserstoffsuperoxyd wirkt, als die nicht gefärbten Eiweisskörper (Ber. 1865. p. 276) fand Stöhr bestätigt.

Hämoglobingehalt des Blutes.

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Bei der raschen Oxydation (unter Entfärbung) des Hämoglobins durch Ozon oder durch Wasserstoffsuperoxyd in alkalischer oder saurer Lösung sah Huizinga kein Hämatin entstehen. Hämatin wurde viel schwerer und langsamer, als Hämoglobin, durch Ozon und Wasserstoffsuperoxyd oxydirt.

P. Hering bestimmte bei 12 Katzen und bei 4 Hunden den Hämoglobingehalt des Blutes auf colorimetrischem Wege, jedoch nicht mit Hülfe der Farbe des Hämoglobins selbst, sondern nach Zersetzung desselben mit Essigsäure und Natronlauge an der Farbe des Hämatins nach Hoppe-Seyler. Bei den Hunden fand der Verf. 15,76-17,35 Thle. Hämoglobin in 100 Thln. Blut, im Mittel 16,21 %, Zahlen, welche ganz übereinstimmen mit den von Fudakowski ebenfalls auf colorimetrischem Wege erhaltenen (vorj. Ber. p. 283), und höher sind, als die von Preyer ermittelten (vorj. Ber. p. 283. 287). Das Katzenblut enthielt meistens zwischen 10 und 13%, als höchsten Werth 14%, zwei Mal auch nur zwischen 9 und 10%, im Mittel 11,28% Hämoglobin.

Es entsprach nun allerdings diesem bedeutenden Unterschiede im Hämoglobingehalt auch ein Unterschied im Sauerstoffgehalt des Blutes bei normaler Athmung, sofern das Hundeblut zwischen 12,88 und 14,18 CC., im Mittel 13,40 CC.; das Katzenblut nur zwischen 8,3 und 13,2 CC., im Mittel 10,15 CC. Sauerstoff in 100 Blut enthielt (über die Gasanalysen des Katzenblutes vergl. weiter unten); indessen berechnet sich auf 100 Thle. Katzenhämoglobin eine grössere Sauerstoffmenge, 91 CC., im Blute des normal athmenden Thieres, als auf 100 Hundehämoglobin, nämlich nur 81 CC. Den Bestimmungen Dybkowsky's nach (vorj. Ber. p. 287) war somit das Hämoglobin der normal athmenden Hunde längst nicht mit Sauerstoff gesättigt. Hering schliesst, dass das Katzenhämoglobin ein um 1/10 grösseres Aufnahmevermögen für Sauerstoff habe, als das Hundehämoglobin, dass jenes somit auch bei vollständiger Sättigung mit Sauerstoff mehr enthalte, als dieses; dennoch aber liess sich im lebenden Thier durch Begünstigung der Athmung, Apnoë, kein grösserer Sauerstoffgehalt des Katzenblutes herstellen (vergl. unten, wo unter Respiration" und ,,Oxydation im Körper" überhaupt die auf die Blutgase sich beziehenden Untersuchungen notirt sind).

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Nach den Bestimmungen von Hoppe-Seyler kann man bei einer 10 Cm. dicken Flüssigkeitsschicht nach 0,00005 Grm. Blutfarbstoff in 5 CC. Flüssigkeit spectralanalytisch erkennen. (Vergl. die im vorj. Ber. p. 291 notirte Angabe, die aber nach Sorby's Mittheilung [a. a. O.] auf 0,01 Gran zu reduciren sein würde.)

Henle u. Meissner, Bericht 1867.

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306 Hämoglobin bei Wirbellosen. Spectroskopische Untersuchung.

Da der Blutfarbstoff der verschiedensten Wirbelthiere sowie der des Regen wurms hinsichtlich der Lage der Absorptionsstreifen vollständige Uebereinstimmung zeigt, so ist bei aller Verschiedenheit der Krystallformen, der Löslichkeit, der Krystallisirbarkeit und Zusammensetzung bei verschiedenen Thieren doch in allen Hämoglobinverbindungen ein und derselbe optisch wirksame Atomcomplex anzunehmen, den Hoppe Oxyhämoglobin nennt, eine Bezeichnung, welche L. Hermann mit Rücksicht auf die chemische Nomenclatur lieber vermeiden und durch Sauerstoffhämoglobin ersetzen möchte.

Die Identität des Hämoglobins der Regenwürmer mit dem der Wirbelthiere hob Nawrocki auch noch besonders hervor, nachdem er gesehen hatte, dass dasselbe nicht nur die beiden Oxyhämoglobinstreifen zeigt, sondern auch nach Behandlung mit Zinnchlorürmischung (Zinnsalz mit Weinsäure und mit Ammoniak neutralisirt) Stokes' Reductionsstreifen, der nach Schütteln mit Luft den Oxyhämoglobinstreifen wieder Platz machte; dass ferner Kohlenoxyd die Verschiebung dieser letzteren Streifen bewirkte, Zinnchlorür dann unwirksam war, dass das mit Eisessig und Aether extrahirte Hämatin die drei Streifen des sauren Hämatins zeigte, endlich die ammoniakalische Lösung des Hämatins mit Schwefelammonium auch die beiden von Nawroki hervorgehobenen Streifen (vergl. unten).

Sorby erläuterte ausführlich seinen Apparat und seine Methode der mikroskopischen Spectraluntersuchung von Farbstoffen (vergl. d. vorj. Ber. p. 291); als Maassstab zur Orientirung der Absorptionsstreifen wird ein Interferenzspectrum angewendet. Die discutirten Anwendungen beziehen sich auf pflanzliche Farbstoffe.

Lankester theilte einige mit Sorby's Apparat angestellte Untersuchungen von Farbstoffen niederer Thiere mit, aus denen hervorzuheben ist, dass der Verf. bei den Anneliden Siphonostoma und Sabella in den Gefässen einen grünen Stoff findet, den er Chlorocruorin (nach Stokes' Bezeichnung) nennt, so fern sich derselbe bezüglich der Absorption ebenso wie das rothe Cruorin (Erythrocruorin) verhielt, es schien unter Reduction eine Verschiebung des Absorptionsstreifens nach dem rothen Ende zu einzutreten und bei Sauerstoffzutritt das ursprüngliche Spectrum wieder zu erscheinen.

Gwosdew beschrieb ein Verfahren, um das Blut erstickter Thiere ohne Luftzutritt zur spectroskopischen Untersuchung zu bringen. Es zeigte sich der Absorptionsstreifen des sauerstofffreien Hämoglobins.

Statt des im vorj. Ber. p. 290 notirten Verfahrens von Gwosdew zur Darstellung der Häminkrystalle empfiehlt Hoppe

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