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d. Orig. p. 134. 135. In einem Beispiele solcher Verdauung waren im Laufe von 41/2 Stunden aus den der Verdauung anheim gefallenen Eiweisskörpern entstanden 61% Pepton, 3,86% Tyrosin, 9,1% Leucin, ungefähr 26% noch unbekannte Körper (unter denen der mit Chlor in violetten Flocken fällbare, auch im zersetzten Pankreas sich findende Körper. Vergl. hierzu d. Ber. 1860. p. 272).

Die nähere Untersuchung des Pankreas-Peptons (p. 136 u. f.) ergab nur geringe Unterschiede gegenüber dem Verhalten des bei der Verdauung des Fibrins mit Magensaft gewonnenen Peptons, und K. findet vorläufig keinen Grund, das Magenpepton und das Pankreaspepton des gekochten Fibrins für verschiedene chemische Körper zu halten.

Die Umwandlung des gekochten Fibrins in das Pankreaspepton geschieht nach Kühne nicht unmittelbar, sondern es entsteht zuerst ein löslicher Eiweisskörper, der noch nicht Pepton ist: zu den hierauf bezüglichen Versuchen (p. 145.) verwendete Kühne ein Infus des Pankreas, indem er die zerschnittene Drüse 3 Stunden mit Wasser digerirte, die trübe Lösung mit Essigsäure ansäuerte bis keine weitere Fällung dadurch erzeugt wurde, filtrirte und wieder mit Natron neutralisirte, wobei eine wasserklare Flüssigkeit gewonnen wurde.

Bevor es aber zur Auflösung der Fibrinflocken kam, zeigten sich diese, so wie es Ref. für die in Pankreasverdauung begriffenen Eiweisswürfel hervorhob (Zeitschr. f. rationelle Medicin. VII. p. 20), wie angefressen, und dann war die Substanz schon, im Gegensatz zu dem unlöslichen ursprünglichen gekochten Fibrin, sehr leicht löslich für 0,1% Salzsäure und gab nach kurzem Verreiben mit 10% Kochsalzlösung eine in der Hitze und mit Salpetersäure gerinnende Lösung. Brücke erklärt sich hieraus, wie sich der Mensch aus den fast nur gekocht genossenen Eiweisskörpern das native Eiweiss, wie er es im Körper brauche, verschafft.

Auch Diakonow unterscheidet die bei der Verdauung der Eiweisskörper zuerst auftretenden „Lösungsprodukte“ von den dann entstehenden Verdauungsprodukten; die Lösungsprodukte sind auch schon chemisch verändert, und der Verf. meint, es sei kein Grund vorhanden, weshalb diese Lösungsprodukte nicht schon als aufsaugungsfähig angesehen werden sollten; vielmehr spreche hierfür ihre Aehnlichkeit mit den Eiweissstoffen im Blute.

Wie Corvisart und Schiff (Ber. 1859. p. 243) fand Kühne im Gegensatz zu den Beobachtungen des Ref. am Pankreas

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des Schweins die Wirksamkeit des Hunde-Bauchspeichels nicht geknüpft an die Gegenwart schwach saurer Reaction; das Pankreasinfus wirkte wenn schwach alkalisch, wenn neutral und wenn schwach sauer gemacht gleich gut. (Vergl. übrigens auch unten u. d. Ber. 1862. p. 264.) Mit Soda durfte das Infus auch stark alkalisch gemacht werden, ohne dass die Wirksamkeit aufgehoben wurde; dagegen wirkte die Gegenwart freier Salzsäure sogar hemmend auf die Entfaltung der Wirkung des Pankreasferments.

Während es nach den bisherigen Untersuchungen über die Pankreasverdauung schien, dass die Versuche leicht an ursprünglicher Unwirksamkeit der Drüse scheitern konnten, so fand Kühne umgekehrt nicht so leicht eine unwirksame Drüse, denn obwohl er mit Sicherheit auch nur dann auf eine wirksame Drüse rechnet, wenn der Hund Abends vor der Entnahme des Organs und nach ein Mal 6 Stunden vorher reichlich gefüttert war, so fand er doch auch bei einem seit 6 Tagen hungernden Hunde eine vortrefflich wirkende Drüse. Nicht mit Ferment geladene Drüsen waren durchsichtig, ihre Infuse waren bei neutraler oder schwach alkalischer Reaction ohne Wirkung, aber schwach angesäuert wurden diese Infuse bei Digestion in der Wärme wirksam, so dass sie dann neutral oder schwach alkalisch gemacht wirkten. Der Verf. schliesst, dass diese nicht geladenen Drüsen einen Stoff enthalten, der unter der Wirkung der Säure in Pankreatin sich verwandelt. Um zu prüfen, ob im Dünndarm dieselbe Zersetzung von Fibrin durch den Bauchspeichel stattfinde, wie in jenen Versuchen, band Kühne eine lange Dünndarmschlinge unten und oben (zwischen den Einmündungen der beiden Ausführungsgänge des Pankreas) ab, spritzte sie mit Wasser aus und gab Fibrin mit Wasser hinein. Bei der nach 4 Stunden vorgenommenen Untersuchung des alkalischen Inhalts fand sich ausser соаgulirbarem Eiweiss in der That Pepton, Tyrosin und Leucin. Die Menge des Tyrosins war zu gross, als dass dasselbe etwa hätte von den Bestandtheilen des pankreatischen Saftes abstammen können (p. 157).

Die bei den künstlichen Verdauungsversuchen mit Pankreas entstehenden Tyrosinmengen fand Kühne so erheblich, dass er das Verfahren zur Darstellung von Tyrosin empfiehlt, wozu p. 147 d. Orig. die Vorschrift gegeben wird.

In dem frischen Pankreas, wenn ihm die Möglichkeit zur Selbstverdauung genommen war, fand Kühne in Uebereinstimmung mit Radziejewski (vorj. Ber. p. 308) wohl (wenig) Leucin, aber kein Tyrosin; dagegen entstanden Tyrosin und

Leucin bei der Selbstverdauung des Pankreas, in viel grösserer Menge aber aus dem in Verdauung gegebenen Fibrin. Das Auftreten des Leucins bei der Digestion von Pankreasinfus mit Eiweisskörpern hat schon Skrebitzki beobachtet (Ber. 1859. p. 244), und Dieser betrachtete diese Erscheinung als Zeichen der Fäulniss. Kühne fand es leicht, wirkliche Fäulniss von jenen Verdauungs-Versuchen zu unterscheiden, indem er als Fäulniss mit Pasteur nur die durch den Stoffwechsel niederer Organismen bedingte Eiweisszersetzung betrachtet und solche Organismen bei seinen Versuchen nicht fand, ausserdem aber auch die etwa bloss durch Einwirkung der Luft, des Wassers und der Wärme bedingte Zersetzung der Eiweissstoffe durch solche Controlversuche ausschloss, welche lehrten, dass es sich um die Wirkung des besondern Pankreas - Fermentes handelte.

Von den Bedingungen für die Wirksamkeit des Pankreas war oben schon die Rede; bezüglich der Reaction des Verdauungsgemisches ist hier aber noch zu bemerken, dass Kühne bei schwach saurer Reaction des Gemisches weniger Tyrosin und Leucin und weniger von den unbekannten Extractivstoffen neben mehr Pepton auftreten sah, als bei schwach alkalischer Reaction. (Dies dürfte mit Bezug auf die Reaction, bei welcher unter normalen Verhältnissen die Dünndarmverdauung erfolgt, bemerkenswerth sein. Ref.)

Kühne konnte es durch Verlängerung der Pankreasdigestion mit Fibrin dahin bringen, dass beiweitem der grösste Theil der Eiweisskörper in unbekannte Zersetzungsprodukte (unter denen flüchtige Fettsäuren) verwandelt wurde, wobei auch das Leucin und Tyrosin zersetzt wurden, und es ist, wie der Verf. bemerkt, gewiss nicht daran zu zweifeln, dass bei solchen Versuchen, wie sie im Orig. p. 164. 165 geschildert sind, schliesslich sämmtliches Eiweiss zersetzt werden kann, so dass nur eine unentwirrbare Masse von Extractivstoffen (unter denen unlösliche Fäcalmasse) übrig bleibt.

Fudakowski sah auch bei der Digestion von geronnenem Serumeiweiss mit dem aus einer Fistel gewonnenen klaren, alkalischen Bauchspeichel (welcher Amylum in Zucker verwandelte und Fett emulsionirte) aus dem zuerst gelösten Eiweiss ohne Fäulnisserscheinungen Tyrosin entstehen, während in dem Secret für sich dies unter gleichen Umständen nicht der Fall war.

Mit Rücksicht darauf, dass auch bei der Verdauung der Eiweissstoffe mit Magensaft sogenannte Extractivstoffe entstehen, wie Kühne bestätigt fand, schliesst Derselbe, dass ganz allgemein die Eiweissstoffe von den Verdauungssecreten nicht

Pankreas-Verdauung. Resorption.

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bloss in leicht lösliche diffusible Modificationen übergeführt werden, sondern dass diese sogleich weiter in solche Stoffe zerfallen, die man bisher gewohnt war, der sogenannten regressiven Stoffmetamorphose zuzuschreiben. Diesen Abfall der Eiweissconsumption bezeichnet Kühne als eine Luxusconsumption im Darm.

Wie Kühne fand, entsteht auch dann, wenn Fibrin oder Eiweiss zum Zweck der Tyrosingewinnung mit verdünnter Schwefelsäure gekocht wird, das Pepton, wie bei der Pankreaswirkung, und dieses Pepton schien es zu sein, welches weiter zerfiel und Leucin, Tyrosin und andere Zersetzungsprodukte lieferte. „Im Dünndarm zerfällt das Eiweiss, wie wenn man es stundenlang mit Schwefelsäure kocht". Dabei erinnert Ref. daran, dass bei der Magensaftverdauung die Eiweisskörper in kurzer Zeit so gespalten werden, auch unter Auftreten gewisser weiterer Zersetzungsprodukte, wie wenn man sie Tage lang mit Wasser kocht. Vergl. d. Ber. 1860. p. 267 -269. Letzteres hob auch Diakonow hervor.

Drei Versuche, welche Schwerin unternahm, um im Anschluss an Kühne's Untersuchungen die Erscheinungen bei der Pankreasverdauung mit Fibrin auch an dem aus Rindfleisch dargestellten (jedoch nicht frisch bereiteten) Syntonin zu prüfen, führten in so fern zu keinem Resultat, als trotz möglichster Begünstigung der Pankreaswirkung, den Erfahrungen Kühne's gemäss, keine oder kaum eine verdauende Einwirkung auf das Syntonin stattfand; Pepton, Leucin und Tyrosin wurden zwar gewonnen, aber so wenig, dass die Abstammung vom Syntonin unsicher blieb.

Schweder fand nach Digestion von Gelatine mit Hundepankreas in der von coagulirbarem Eiweiss befreiten Lösung keinen Leim mehr, sondern ein in seinem chemischen Verhalten mit dem Pankreaspepton des Fibrins, wie es Kühne fand, wesentlich übereinstimmendes, durch Diffusibilität ausgezeichnetes Leimpepton; mit dieser Umwandlung des Leims erklärt der Verf. die Aufnahme und Benutzbarkeit des Leims im Körper.

Demarquay beobachtete raschere Resorption des Jodkalium vom Rectum, als vom Magen aus, wobei das Erscheinen des Jodkalium im Speichel als Anzeiger diente. Vom Magen aus fand sich meistens nach 9-15 Min. das Jodkalium im Speichel, vom Rectum aus nach 2-7 Min. Die in's Rectum gebrachte Lösung war viel verdünnter, als die in den Magen gebrachte.

Gigon behauptet dagegen, dass das Jodkalium vom Magen aus einverleibt schon nach 5-6 Secunden im Harn erscheine und damit viel früher, als er es im Blute einer Armvene, welches in kleinen Portionen geschöpft wurde, entdecken konnte. (Daran knüpft der Verf. Betrachtungen über einen kurzen Weg vom Magen zur Niere durch die Pfortader und untere Hohlvene, worüber auf d. Orig. verwiesen wird.)

Von der (katarrhalischen) Harnblase aus fand Demarquay in 8 Fällen gar keine Resorption des Jodkalium, in anderen 8 Fällen erschien nach relativ langer Zeit das in die Blase gespritzte Jodkalium im Speichel. Langsam fand auch die Resorption des Jodkalium von der gesunden Schleimhaut, der Vorhaut und der Vagina aus statt. Die leichte Resorption

von der Bronchialschleimhaut aus ist bekannt.

Ohne, wie es scheint, die aus den neueren Untersuchungen sich ergebenden Vorsichtsmaassregeln zu berücksichtigen stellte Hoffmann mit Bädern von Digitalisinfus, Jodkalium und Chlornatrium Versuche über die Resorption durch die äussere Haut an. Die Bäder wurden längere Zeit fortgesetzt gonommen, und erst nach einer Anzahl Digitalisbäder zeigte sich die Wirkung auf das Herz, ebenso ein Jodkaliumgehalt des Harns so wie Vermehrung der Chloride erst nach mehren Bädern, was, indem der Verf. daraus auf sehr langsam erfolgende Resorption durch die Haut schliesst, besonders deshalb auffallend ist, weil die Bäder nicht einmal täglich, sondern nur jeden dritten Tag genommen wurden. Vergl. den Ber. 1865. p. 226-229.

Dagegen bestätigen die unter Berücksichtigung der nöthigen Vorsichtsmaassregeln, welche auch Demarquay betont, angestellten Versuche von Ritter und Clemens, so wie auch Roussin's Versuche von Neuem, dass feste im Wasser aufgelöste Stoffe durch die unversehrte äussere Haut, bei Ausschluss der Aufnahme durch Schleimhäute, nicht in das Innere des Körpers eindringen, welcher Ansicht auch Demarquay mit Rücksicht auf seine Wahrnehmungen über Resorption von Schleimhäuten sich zuneigt.

Ritter badete den Arm in verdünnten Lösungen von Jodkalium, Ferrocyankalium, Eisenvitriol, natürlichem Eisenwasser, konnte aber keine Spur dieser Stoffe im Harn nachweisen.

Nach Clemens dringen zwar einige Stoffe aus dem Badewasser in die Epidermis ein, gelangen aber dabei doch nicht innerhalb der bei Bädern in Betracht kommenden Zeit in die Circulation; hierher rechnet C. nicht nur das Jod, welches er nach 2 stündigen Armbädern mit verdünnter Jodtinctur in

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