287 Ueber Einwirkungen der Schwere und des Lichtes auf die Richtung des Zellenwachsthums, auf die Form der Zellen, so wie auch über besondere Formentwicklungen unter dem Einfluss besonderer chemischer Momente vergl. p. 114-116 des Orig., so wie im Nachtrag p. 163 u. f. Je grösser die Anziehung des Zelleninhalts zum Wasser ist ,,endosmotische Kraft" -, desto stärkern Wachsthums ist die Zelle fähig, und so kann das Wachsthum der Zelle durch Zusatz von für die Membranbildung indifferenten Stoffen wesentlich verstärkt, ja selbst wesentlich und unabhängig vom innern Membranbildner bedingt werden, sobald dieser Zusatzstoff nicht die Molekularinterstitien der Membran passiren kann, in welchem Falle er dem Wachsthum im Gegentheil frühere Grenzen setzen muss: so beförderte Traubenzucker das Wachsthum der gerbsauren Leimzellen, nicht aber Kochsalz. Die Versuche über Membranbildung aus einem Colloid und einem Krystalloid und aus zwei Krystalloiden stellte Traube unter Anderm in der Weise an, dass er den in einer etwa durch Kautschuk verschlossen zu haltenden Glasröhre hängenden Tropfen der einen Lösung in die andere eintauchte, worauf sich eine die Mündung der Röhre verschliessende Membran bildete. Auch solche Membranen z. B. von Ferrocyankupfer, von Berlinerblau waren klar und fast farblos oder nur schwach gefärbt, anders beschaffen, als die gewöhnlichen amorphen Niederschläge. Die metallhaltigen Membranen waren fest und zeigten nur schwierige Intussusception. Ob ein Niederschlag in Membranform erhalten werden konnte, hing von der Wahl der Componenten ab, wo derselbe Niederschlag auf verschiedene Weise erzeugt werden konnte. Die Einzelheiten darüber müssen im Original nachgesehen werden. Zellenbildung. Da auch Krystalloide Membranbildner sein können, so ist die Unfähigkeit, durch eine Membran hindurchzugehen, durchaus nicht auf amorphe Körper beschränkt und Traube spricht ganz allgemein aus, dass jeder Niederschlag, dessen MolekularInterstitien kleiner sind, als die Moleküle seiner Componenten, Membranform annehmen kann. Dass die gewöhnlichen Membranen nach Graham nur für amorphe Körper undurchdringlich sind, bedeutet nur, dass diese unter allen chemischen Verbindungen die grössten Moleküle besitzen. Je grösser die Moleküle beider Membranbildner sind, in desto weiteren Grenzen ist die Grösse der Molekularinterstitien der Membran zu suchen: die Interstitien können nahe so gross sein, wie die Moleküle der Membranbildner, brauchen es aber nicht zu sein. Wenn ein und derselbe Niederschlag aus einfacheren und zusammengesetzteren Componenten erzeugt werden kann, so ist die grössere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der 'Membranform, je complexer die Componenten gewählt werden, sofern mit dem Atomgewicht die Grösse des Moleküls des Membranbildners wächst. Ueber die Verschiedenheit dieses Begriffs Atom- oder Molekülgrösse von dem Begriffe des Atomvolums vergl. das Orig. p. 151 u. f. Die im vorj. Ber. p. 271 theilweise kurz notirten Versuche über die Permeabilität resp. Impermeabilität der auch durch Infiltration von Niederschlägen verschiedenen Niederschlagmembranen für verschiedene Stoffe, bei denen sich die auf Proportionalität hinweisende Beziehung zwischen Molekulargewicht und Molekulargrösse bei gleicher Anzahl der das Molekül zusammensetzenden Atome zeigte, finden sich p. 133 u. f. d. Orig. ausführlich beschrieben. Unter den einzelnen Resultaten dürfte als besonders wichtig hervorzuheben sein, dass durch eine mit schwefels aurem Baryt infiltrirte Membran von gerbsaurem Leim aus einem im Innern befindlichen Gemenge von schwefelsaurem Ammoniak und (viel mehr) Chlorammonium fast der gesammte Gehalt an Chlorammonium herausdiffundirte, ohne eine Spur von schwefelsaurem Ammoniak, so dass die beiden Salze fast vollständig getrennt worden waren. Bei den Versuchen Traube's mit homogenen Niederschlagmembranen, die nur Molekularinterstitien, keine Löcher oder Poren besitzen (wie die zusammengesetzten thierischen und pflanzlichen Membranen, die bisher zu endosmotischen Versuchen benutzt wurden), zeigt sich die Endosmose unabhängig von jedem Austausch, zwei etwa entgegengesetzt gerichtete Strömungen durch die Membran sind nicht von einander abhängig, das sogen. endosmotische Aequivalent existirt dabei nicht. Der bei jenen homogenen Membranen stattfindende endosmotische Process beruhet allein auf der Anziehung des sich lösenden Körpers zum Lösungsmittel, welche Traube ,,endosmotische Kraft" nennt, und die im Uebrigen diffusibelsten Stoffe gehen durch gewisse Membranen nicht hindurch, wenn deren Molekularinterstitien kleiner sind, als die Moleküle jener. (Damit ist ein Mittel gegeben, die Grösse der Anziehung von Stoffen zum Wasser zu messen.) Verdauungssäfte. Verdauung. Aufsaugung. F. A. Kehrer, Ueber den Bau und die Verrichtung der Augenhöhlendrüse. Zeitschrift für rationelle Medicin. Bd. 29. p. 88. S. de Luca et P. Panceri, Recherches sur la salive et sur les organes salivaires du Dolium Galea. Comptes rendus. 1867. II. p. 577. 712. Diakonow, Ueber die Verdauung der Eiweissstoffe in künstlichem Magenund Pankreassafte. Medicinisch-chemische Untersuchungen von HoppeSeyler. 2. Heft. p. 241. W. Kühne, Ueber die Verdauung der Eiweissstoffe durch den Pankreassaft. Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie. Bd. 39. p. 130. Berliner Monatsberichte d. Akad. 1867. p. 120. C. G. Schweder, Zur Kenntniss der Glutin - Verdauung. Dissertation. Berlin. 187. Severi, Ueber die Einwirkung des Magensaftes auf einige Gährungen. Medicinisch - chemische Untersuchungen von Hoppe - Seyler. Zweites Heft. p. 257. de Vauréal, Recherches sur la digestion du sang. L'Union médicale. 1867. No. 61. (S. d. Orig.) Tolmatscheff, Ueber den Grad der Verdaulichkeit des Ichthins. Medicin.chemische Untersuchungen von Hoppe - Seyler. 2. Heft. p. 292. (S. d. Orig.) H. Fudakowski, Eine Beobachtung als Beitrag zur Kenntniss der Wirkung des Pankreassaftes. Centralblatt für die medicinischen Wissenschaften. 1867. No. 35. E. Brücke, Ueber das Verhalten einiger Eiweisskörper gegen Borsäure. Sitzungsberichte der k. k. Akad. der Wissensch. zu Wien. Bd. 55. II. 1867. Mai. E. A. Schwerin, Zur Kenntniss von der Verdauung der Eiweisskörper. Dissertation. Berlin. 1867. Ch. Hoffmann, Expériences sur l'absorption cutanée. Comptes rendus. 1867. I. p. 722. B. Ritter, Ueber das Verhalten der menschlichen Haut im Wasserbade. Archiv für wissenschaftliche Heilkunde. III. p. 103. F. W. Clemens, Ueber die Wirkungsweise der Bäder. Archiv für wissenschaftliche Heilkunde. III. p. 211. Roussin, Recherches sur l'absorption cutanée. L'Union médicale. 1867. No. 117. Demarquay, Recherches sur l'absorption des médicaments faites sur l'homme sain. L'Union médicale. 1867. Jan. No. 2. 3. 4. Dufay, Une voie d'absorption cachée. L'Union médicale. 1867. No. 120. C. Gigon, Note sur l'élimination des liquides par les voies urinaires etc. L'Union médicale. 1867. No. 154. 155. Das Secret der in ihrem Bau mit den Speichel- und Mundschleimdrüsen übereinstimmenden, als eine besonders entwickelte Buccaldrüse zu betrachtenden Orbitaldrüse des 19 Henle u. Meissner, Bericht 1867. Hundes fand Kehrer neutral, sehr cohärent, fadenziehend; dasselbe enthielt einen Eiweisskörper, aber kein auf Amylum in kurzer Zeit wirkendes Ferment; auch ein Gemisch von Orbitalschleim mit Submaxillarspeichel wirkte nicht auf Amylum, abgesehen von einem erst nach mehrstündiger Digestion sich bemerklich machenden Auftreten von Zucker. Mit Oel bildete der Orbitalschleim eine Emulsion, seine physiologische Bedeutung scheint aber in dem Einhüllen und Zusammenhalten der gekaueten Nahrung bei der Formation des Bissens zu bestehen. Ueber die Beziehungen der Drüsennerven vergl. unten. de Luca und Panceri fanden, was Boedecker nachwies, bestätigt, dass das Secret der sogenannten Speicheldrüsen von Dolium Galea freie Schwefelsäure in bedeutender Menge (bis zu 4%) enthält. Sie fanden ausserdem sehr viel Kohlensäure in den Speicheldrüsen. In den frisch ausgeschnittenen mit der Luft in Berührung befindlichen Drüsen begann eine Entwicklung von Kohlensäure, die reichlicher wurde unter der Wirkung mässiger Wärme oder beim Eintauchen in sehr verdünnte Säure, und die so stark, wie bei moussirenden Flüssigkeiten, wurde, wenn die Drüse angeschnitten wurde. Eine Drüse von 75 Grms. lieferte über 206 CC. Kohlensäure. Die Verff. fanden die freie Schwefelsäure auch im Speichel vieler anderer Schnecken (mehre Arten von Tritonium, Cassis, Murex, Aplysia u. A.). Diakonow theilte ein Verfahren zur Gewinnung des Pepsins nach W. Krasilnikow mit. Bei nüchternen Hunden wird aus einer Magenfistel durch mechanische oder elektrische Reizung Magensaft gewonnen, filtrirt, auf seine Wirksamkeit an Fibrinflocken und durch Erhitzen auf Eiweissgehalt geprüft, im Falle der Wirksamkeit und der Abwesenheit von Eiweiss durch vegetabilisches Pergament der Dialyse gegen destillirtes Wasser unterworfen, wobei die Säure, die Salze und Peptone diffundiren, während die Pepsinlösung auf dem Dialysator zurückbleibt. Kühne findet, dass nach immer erneuerter Verdauung des Parapeptons mit Magensaft zuletzt Nichts oder nur sehr wenig mehr durch Neutralisation der Verdauungsflüssigkeit gefällt wird, wobei der Verf. es aber ungeprüft gelassen zu haben scheint, ob nicht der im Ber. 1861. p. 243 und Ber. 1862. p. 260 notirte Process stattfand, in welchem Falle die Beobachtung Kühne's mit denen des Ref. übereinstimmen würde. Aber für das Blutfibrin speciell stellt Kühne die Spaltung in Peptone und Parapeptone bei der Magensaftverdauung in Magensaft. Pankreas-Verdauung. Abrede; was für Parapepton gehalten sei, das sei ein unverdaueter aber noch verdaulicher Rest. Der Verf. ist der Meinung, dass bei den Versuchen des Ref. auch ein Eiweissgehalt des angewendeten Pepsinpräparats zu einem Irrthum Veranlassung gegeben habe (s. p. 143. 144 d. Orig.). Ueber das chemische Verhalten des Fibrinpeptons vergl. d. Orig. p. 140. 291 Schweder digerirte Gelatinelösungen mit verdünnter Salzsäure und mit Chlorpepsinwasserstoffsäure und fand, dass die Leimlösung in beiden Fällen die Fähigkeit zu gelatiniren verlor, in höherm Maasse noch durch den künstlichen Magensaft; durch keine von beiden Einwirkungen aber erlangte der Leim die Fähigkeit, durch vegetabilisches Pergament zu diffundiren. (Die betreffenden früheren Versuche vergl. im Ber. 1859. p. 236; 1860. p. 269; 1862. p. 261; 1864. p. 250.) Frischer natürlicher Magensaft hindert oder verzögert, je nach der Menge, die alkoholische Gährung nach Severi, während weder Pepsin für sich noch Pepsin mit Salzsäure diese Wirkung hatte. Die milchsaure Gährung wurde weder durch künstlichen noch natürlichen Magensaft verzögert. ,,Fäulnissgährung" wurde durch natürlichen Magensaft aufgehoben. Kühne fand bestätigt, dass der pankreatische Saft Eiweisskörper verdauet, d. h. in sehr leicht lösliche und diffusible peptonähnliche Modification verwandelt. (Vergl. d. Ber. 1859. p. 238-240.) Nachdem der Verf. dies zuerst an dem aus Pankreasfisteln bei Hunden gewonnenen natürlichen Secret wiederholt beobachtet hatte, stellte er weitere Untersuchungen an, zu denen aber nicht ein zuvor bereitetes Infus der Drüse, sondern die zerschnittene Drüse selbst von 18 Stunden und 5-6 Stunden vorher reichlich mit Fleisch gefütterten Hunden unmittelbar benutzt wurde. Als Eiweisskörper wurde dazu ausgekochtes Blutfibrin verwendet. Die Reaction des Gemisches war und blieb schwach alkalisch. Wenn auf ein Pankreas 50-60 Grms. 400 Grms. gekochtes und gepresstes, 382 Grms. trocken wiegendes Fibrin und so viel Wasser, dass auf 1 Theil trockner Eiweisssubstanz (die Drüse eingerechnet) 15 Theile Wasser kommen, zugesetzt wurden, so war nach 3- 6 stündiger Digestion bei 40-45° C. gewöhnlich Alles bis auf einen unbedeutenden Rest aufgelöst. Die Lösung enthielt dann noch Eiweiss, welches nach Ansäuern in der Hitze coagulirte, und als Produkte der Verdauung PankreasPepton, Tyrosin, Leucin und noch viel an unbekannt gebliebenen Körpern. Ueber die Abscheidung dieser Stoffe vergl, von |