Page images
PDF
EPUB

gefässe nicht umschliessen, während das unaufhaltsame Wachsthum des Amnion und der Amniosflüssigkeit doch die innige Anlagerung des Amnion an das Chorion zu Stande bringt. Die Nabelgefässe werden also eine Strecke weit und zwar von der Stelle an, wo der Ductus omphalo-entericus eine Zerrung übt, zwischen Amnion und Chorion verlaufen müssen, bevor sie ihren Insertionspunkt gegenüber der Serotina, die Placenta erreichen und so eine Insertio velamentalis funiculi herstellen (vergl. auch den Bericht f. 1862. p. 242).

Wesentlich als eine Kritik der Arbeit Reichert's über die Entwicklung des Meerschweinchens (s. den Bericht f. 1860. p. 236. 237 und f. 1862. p. 231-235) hat Th. L. W. Bischoff 120 eine Abhandlung erscheinen lassen, die uns erst jetzt zugänglich geworden ist. Gegen Reichert hält Bischoff das Erscheinen eines strahligen Discus für ein Zeichen der Eireife und führt dann entsprechend seinen früheren bekannten Untersuchungen aus, wie die Begattung mit dem Loslösen des Eies vom Eierstock nichts zu thun hat. Ebenso vertheidigt Bischoff seine Ansicht, dass die Furchungskugeln keine Membranen haben und blosse Protoplasten sind, wie auch seine Beobachtung, dass nach Ablauf der Furchung das Ei wieder eine ganz gleichförmige Masse darzustellen scheint und beim Reh in diesem amorphen Zustande sogar 41/2 Monat verharrt. Bischoff stimmt Reichert darin bei, dass das Eichen sich im Uterus nicht in einer Schleimdrüse festsetze, sondern dass es in einer durch starke Entwicklung der Schleimhaut abgekapselten Stelle der Uterushöhle seine Ruhe findet. In dieser Kapsel hängt es an einer Stelle fest mit deren Wand zusammen, nachdem seine Zona pellucida verschwunden ist. Bischoff schreibt nun dieser mit dem Dotter verwachsenen Kapselwand, dem Epithel der Uterinschleimhaut, einen wesentlichen Theil am Aufbau des Embryo zu. siebenten Tage liegt der Dotter in der Spitze einer kegelförmigen Wucherung des Uterinepithels, die bald zu einem durchsichtigen Cylinder auswächst und an ihrer Basis von Gefässen der Decidua versehen wird. Bischoff hält nun diesen Cylinder für das Ei, für das Analogon der Keimblase anderer Säugethiere, während Reichert das Ei in der Spitze des Cylinders findet und diesen selbst als die epitheliale Kapsel der Decidua ansieht. Ebenso leugnet Bischoff das Vorhandensein der Reichert'schen Umhüllungshaut und meint, dass deren Annahme durch Verwechselung mit dem Amnion entstanden wäre. Zwischen den vielen abweichenden DeuHenle u. Meissner, Bericht 1867.

18

Am

tungen der beiden Beobachter werden wohl erst spätere Forscher mit Sicherheit entscheiden können.

V. Hensen 121 macht einige leider nur sehr kurz gehaltene Mittheilungen aus der Entwicklungsgeschichte de's Meerschweinchens und des Kaninchens, wodurch er seine früheren Angaben (Archiv für pathol. Anat. 30. p. 176, 31. p. 51 und Archiv für mikr. Anat. II. p. 423) vielfach ergänzt.

Das Ei des Meerschweinchens ist danach, ehe der Embryo auftritt, jederzeit unverletzt aus der Decidualkapsel isolirbar, verwächst niemals mit dem mütterlichen Gewebe, es ist sogar von der Kapselwand durch eine homogene Haut getrennt. Letztere, die die gesammte Kapsel innen auskleidet, deutet er als Rest der Zona pellucida, doch wird sie im Laufe der Entwicklung vom Kapselepithel aus etwas verdickt. Die solide Zellenkugel in der Spitze der jungen Decidualkapsel entspricht, wie Reichert mit Recht hervorhebt, dem gesammten Ei-Inhalt. Am achten Tage bildet sich in ihm eine Höhle, deren Wandung aus der Zellenmasse des äussern (animalen) Keimblattes besteht, während über dieser Höhle, d. h. an der freien Spitze der Kapsel, noch ein Haufen von Zellen des Eies liegt, welcher als Dotterrest zu deuten ist. Während nun die Wandung der Höhle sich auf der untern Seite des Eies verdünnt und hier zum Hornblatt des Amnion wird, umwächst der Dotterrest das Ei und überzieht darauf die innere Wand der ganzen Decidualkapsel mit einer zelligen Auskleidung. Dadurch entsteht eine ähnliche Eibildung wie beim KaninchenEi, insofern man jetzt eine Keimscheibe und eine Keimhaut unterscheiden kann, nur die Umkehr der Keimblätter und das frühe und eigenartige Auftreten des Amnion sind abweichend. Die weitere Entwicklung des Embryo ist in allen Einzelheiten ähnlich wie beim Kaninchen.

Bei diesem Thiere entsteht nach Hensen die Keimscheibe in der von Coste geschilderten Weise. Sie besteht zunächst aus zwei Lagen einfacher Epithelzellen; die innere hat abgeplattete, die äussere cylindrische Zellen. Das mittlere Keimblatt entsteht zunächst an einem Punkte der Peripherie der runden Scheibe; und zwar erweist sich dieser Punkt als das hintere Ende des Keims. Das Blatt entsteht durch Theilung der Zellen des obern Keimblattes; gleichzeitig mit ihrem Auf- * treten beginnt an der übrigen Fläche der Keimscheibe die Abscheidung einer homogenen Haut, der Membrana prima, Vom äussern Keimblatt her. Die Keimscheibe wächst nun

vorzugsweise nach hinten bis zu langgestreckter birnförmiger Gestalt aus. Die Zellen des mittleren Keimblattes vermehren sich und schieben sich über die Peripherie der Keimscheibe hinaus vor, wandern auch unter der Membrana prima nach vorne hin, doch bilden sie hier stets nur eine dünne Lage. In der Mittellinie ist ihre Anhäufung etwas stärker und erscheint als Pseudoprimitivstreif. Während dieses Wachsthums entsteht, entsprechend etwa der Stelle, wo zuerst das mittlere Keimblatt entstand, eine Grube, die sich bald rückwärts zu einer Rinne, der Rückenmarksrinne, verlängert. Diese Rinne findet sich nur im äussern Keimblatt, das innere zieht fast unverändert darunter fort und das mittlere fehlt hier ganz, ist dagegen an ihren Seiten zu den Urwirbelplatten, später den Urwirbeln verdickt. Man kann in diesen Stadien nach Hensen die drei Blätter des Embryo mit Leichtigkeit von einander lösen, nur am hintern Ende der Rinne findet sich ein etwas verdickter Knopf, innerhalb dessen die Blätter untrennbar verbunden und durchwachsen sind. Dieser Punkt verschiebt sich mit dem Wachsthum des Embryo und der Verlängerung der Rinne nach hinten. H. fasst das Verhalten so auf, dass diese Verwachsung nach vorn zu fortwährend sich löst, indem dabei stets ein Stück Rückenmarkswand und Urwirbelplatte entsteht. Die Chorda dorsalis bildet sich nach Hensen nicht aus dieser verwachsenen Masse, wie er es vom Hühnchen beschrieben hat, sondern erst später und zwar als mediale Längsfalte des unteren Keimblattes. In der eben beschriebenen Periode lässt sich schon ein Zusammenhang der Zellen der Urwirbelplatte durch Fäden mit den Zellen der Rückenmarksrinne nachweisen, der fortan sich erhält. H. hält diese Fäden für Nerven. Aus den Urwirbeln entwickelt sich das Gewebe der willkürlichen Muskeln. Ihre ursprünglich solide Zellenmasse theilt sich bald durch eine Horizontalspalte, die darauf zu einer Höhle wird, alsdann wird der hohle Urwirbel durch Entwicklung der Spinalganglien, der Wirbelmasse und der Urnieren seitlich und nach rückwärts gedrängt und abgeplattet, und entwickelt aus den Zellen der medialen Wand an der Oberfläche der Höhle Muskelfasern, während die Zellen der lateralen hintern Wand sich länger unverändert erhalten, später und zwar im Muskelgewebe aufgehen.

Die Zellen der Spinalganglien stülpen sich nach Schluss der Rückenmarksrinne einzeln aus der allmählich sehr dünn werdenden hintern Wand des Rückenmarks, welche stets durch die Membrana prima streng von den Urwirbeln

geschieden ist, hervor. Diese Zellen entstehen beim Hühnchen merkwürdig genug nicht am Rückenmark, sondern als untere Zellenschicht des Hornblattes (Epidermis) hinten und seitlich vom Rückenmark. Sie sind hier sogleich höchst charakteristisch geformt und trennen sich später vom Hornblatt ab, um neben dem Rückenmark abwärts zu wachsen, stülpen sich aber auch hier nicht in den Urwirbel hinein. Bei Kaninchen, Schaf und Meerschwein mangelt, wie Hensen angiebt, diese merkwürdige frühzeitige Verdoppelung der Epidermiszellen gänzlich.

Die Chorda wird nach unserm Verf. von den Seiten her durch verzweigte Zellen umwachsen, welche in Gestalt embryonaler Bindegewebszellen die Grundlage der Wirbelsäule. und Rückenmarkshäute abgeben. Dies Gewebe kommt von der Uebergangsstelle zwischen Urwirbel nnd Seitenplatten her und wird wesentlich durch die Einstülpung der Urnieren und des Müller'schen Ganges nach der Chorda hingedrängt. Die von His angenommene Einstülpung des Urnieren- und Müllerschen Ganges aus dem Hornblatt hat Hensen direct nachweisen können. Das äussere Blatt der Seitenplatten bildet die Bindegewebssubstanz der Cutis, deren Gewebe stets kleine Unterschiede von dem Blastem der Wirbelsäule zeigt. Die Gefässe entstehen in Form besonderer epithelartiger Zellen zwischen mittlerem und innerem Blatte, verzweigen sich in Form epithelialer Röhren und durchwachsen die Bindesubstanz, welche Hensen jedoch nicht, wie His es will, auf diese Zellen zurückzuführen vermag. Die Aortenepithelröhren werden umwachsen von Fortsätzen des Darmfaserblattes, welche mechanisch an sie herangedrängt werden und den Gefässen die Musculatur zu bringen scheinen, höher oben giebt die homologe Lage des Embryo dem Herzen die Musculatur.

Das centrale Nervensystem ist in früher Zeit nach Hensen genau nach dem Typus geschichteten Cylinderepithels, wie Fr. E. Schulze ihn schildert, gebaut, das letzte Ende jeder Zelle und Faser liegt daher an der Oberfläche des Centralkanals, der durchaus kein besonderes Epithel beim Embryo besitzt. Später mit dem Verwachsen des weiten Centralkanals ändert sich das Verhalten, die Seitenanastomosen der Zellen bilden neue Nervenbahnen.

Der epitheliale Charakter des Marks verwischt sich nach dem Verf. dadurch, dass die vier Nervenwurzeln je einen Haufen Zellen heranziehen, welche von der Wandung des Centralkanals durch eine Zone zellenhaltiger, von der vordern

Commissur ausgehender Circulärfasern getrennt werden. Diese Circularschicht wird jedoch bald durch eine in Folge der sich mehrenden und verlängernden Zellenanastomosen äusserst massenhafte Bildung feinster Nervenfasern, die die Form grauer Molecularsubstanz annehmen, verwischt. Aus den zwei hinteren Zellenhaufen entwickelt sich, unter Rareficirung der Zellen, eine Abtheilung der hinteren Längsstränge, in den beiden vorderen treten später die grossen Ganglienzellen auf.

Das äussere Ende der ursprünglichen Rückenmarkszellen bleibt nach Hensen mit dem Epithel des Centralkanals durch eine Faser verbunden und heftet sich, in der Form dem innern Ende der Radiärfasern der Retina entsprechend, an die Oberfläche der Pia mater. Ein wenig oberhalb dieses Ansatzes finden sich, ähnlich wie bei Key's Epithelzellen des Geschmacksorgans, Anastomosen dieser Fasern; aus diesen Anastomosen bilden sich allmählich die Faserzüge der Längsstränge, doch mit der oben erwähnten Ausnahme. Die hintere Commissur entsteht spät, indem hier die Zellen der Seitenhälften sich durcheinander schieben. Die Nervenfasern erhalten zunächst erst nach dem Durchtritt durch die Pia Kerne und Scheiden.

Max Schultze 122 hat neue Untersuchungen über die Entwicklung der Stäbchen der Retina angestellt, besonders um die Differenz, die darüber zwischen Hensen's und seinen eigenen Angaben besteht, aufzuklären. Nach Hensen

entstehen die Stäbchen und Zapfen mit dem Pigment zusammen aus der äussern Lamelle der primären Augenblase und verbinden sich erst nachträglich mit den aus der äussern Lamelle hervorgegangenen übrigen Retinaschichten; Babuchin wie Schultze dagegen fanden die Stäbchen von der äussern Körnerschicht her entstehend und in das Pigment hineinwachsend. Schultze's neue Untersuchungen beziehen sich besonders auf die Katze und das Kaninchen. Hier haben sich bei der Geburt die Stäbchen noch gar nicht gebildet, sondern entstehen bei diesen blindgebornen Thieren erst in den Tagen nach der Geburt. Wie er es früher beim Huhn fand, bilden sich auch hier die Stäbchen auf der Membrana limitans externa und also von der innern Lamelle der primären Augenblase.

In Ch. Robin's 123 Abhandlung über die Chorda dorsalis (Notocorde) wird die Beschreibung dieses Organs vom Menschen und von Säugethieren von seinem Ursprunge bis

« PreviousContinue »