Unter seinen komischen Kleinigkeiten finden sich auch so genannte makaronische oder halb: lateinische Verse. Wenn wir von dieser Reihe englischer Dichter nach den schottischen hinüberblicken, die im funfs zehnten Jahrhundert und zu Anfange des sechzehnten. noch ihrem Nationaldialekte getreu blieben, so zeigt. sich der schottische Parnaß iu einem viel helleren Glanze, als der englische 1). In Schottland wirkte die alte kräftige Naturpoesie der Balladen und Lies der weit mehr, als in England, auf die gelehr ten Dichter. Aber auch die Großen des Landes schämten sich nicht, im Volksstyl zu dichten. Durch Diese Anhänglichkeit an das Nationale erhielt die Poesie der Schotten jene Kraft und Innigkeit, die den englischen Gedichten so lange fehlte, bis auch die Engländer aufhörten, sich nur nach ausländis fchen Mustern zu bilden. An But than I thought I wolde not dwell behynde, The bowge of courte it hyghte for certeynte. $) Diesen Ausspruch thut sogar der unparteiische Engländer, Warton, T. II. p. 257. Er sagt von einigen schot: tischen Dichtern aus dem funfzehnten Jahrhundert, that they adorned this period with a degree of sentiment and fpirit, a command of phrafeology, and a fertility of imaginations, not to be found in any English poet fince Chaucer and Lydgate. An der Spike der schottischen Dichter aus dem funfzehnten Jahrhundert steht der König von Schottland Jakob I., dessen schon oben, im vo: rigen Capitel, gedacht ist. Er war im Jahre 1393 geboren, hatte einen Theil seiner ersten Jugend als Gefangener in England zugebracht, bestieg den Thron seines Vaters im Jahre 1424, regierte seine Nation rühmlich, machte sich aber durch neue Eins richtungen, die er in dem Lehuswesen einführen wollte, bei einigen Großen verhaßt, und wurde im Jahre 1437 ermordet. Dieser Fürst, der sich auch durch Gewandtheit in ritterlichen Uebungen ausgezeichnet haben soll, sang Balladen und tie: der im schottischen Nationalstyl. Auch größere poetische Werke hat er hinterlassen, von denen sich aber nur einige erhalten haben 2). Wer die verals tete Sprache dieser Gedichte nicht ganz versteht und den schottischen Litteratoren selbst ist sie zum Theil unverständlich Fann doch wenigstens in ihnen z) Nachrichten von diesem schottischen Könige und Dichter findet man in Irving's Lives of the Scotish poets (Edinburgh, 1804.) und in Pinkerton's Lift of the Scotifh poets, die auf die Einleitung zu seiner oben anges führten Ausgabe alter schottischer Gedichte folgt, und in den Anmerkungen zum zweiten Bande der Select Scotish Ballads (London, 1783, in 2 Octavbånden ). Zwei der beliebtesten Balladen, deren Verfasser ohne Zweifel dies fer König ift, Peblis to the play und Chrift - kirk on the green, sind in demselben Bande der Select Ballads abgedruckt; die zweite ist dort nur unrichtig dem schottis fchen König Jakob V. zugeschrieben, der hundert Jahre svåter regterte, und solche Gedichte in dieser veralteten Sprache schwerlich machen konnte. Ein größeres Ges dicht von Jakob I., The Kings Quair, ist, nach Pins terton's Anzeige, neu herausgegeven von Tytler im Jahre 1783. ihnen den wahren Balladenton, die nationalen Züge der schottischen Balladen und Lieder, und ein nicht gemeines Talent zur poetischen Darstellung vaterláns discher Sitten erkennen a). In der zweiten Hälfte des funfzehnten Jahrs hunderts ahmte der schottische Dichter, der unter dem Nahmen der blinde Heinrich (blind Harry) oder Heinrich der Minstrel berühmt wurde, das historische Gedicht Robert Bruce von Bars bour ) in einem ähnlichen Werke nach, dessen Inhalt die Thaten des Ritters William Wale Lace, eines andern schottischen Helden aus dem vier a) Außerhalb Schottland möchten wohl wenige Leser die alte komische Ballade Peblis on the play, die diesen Kd. nig zum Verfasser hat, ganz verstehen. Sie fångt so an : At beltané, guhen ilk bodie bownis To Peblis to the Play, To heir the fingin and the foundis; Be firth and forreft furth they found; Thay graythit tham full gay; God wait that wald they do that found, For it was thair feift day, Of Peblis to the Play. Thay faid, All the wenchis of the west War up or the cok crew; For reiling thair micht na man reft, For garray, and for glew; Ane faid my curches ar nocht preft; Be Goddis faull that is true, Of Peblis to the Play; &c. Quod fcho, 6. Die Select Scottish Ballads (Lond. 1783.) Vol. II. b) Vergl. oben S. 49. vierzehnten Jahrhundert, sind ). Daß dieser Dichs ter von seiner Geburt an blind gewesen, läßt sich Kaum glauben; denn die Wahrheit seiner Naturbes schreibungen streitet dagegen. Bon seinen übrigen Lebensumständen ist nichts bekannt. Welchen Rang man ihm unter den Dichtern anweisen soll, ist eben fo zweifelhaft; denn nach einigen Litteratoren ist das ganze Werf, das den blinden' Heinrich berühmt gemacht hat, sein eigen; nach andern ist es nur Uebersetzung, oder Umarbeitung, einer lateinis schen Erzählung der Thaten des William Walla: ce d). Wärme der Darstellung fehlt dem Ganzen nicht, und einige Stellen haben ein sehr gefälliges Co: lorit *). Einen c) Warton macht den blinden Heinrich aus Versehen zu einem Zeitgenossen des Barbour. S. die Lift of the Scotifh poets bei Pinkerton. d) Warton (I. p. 321.) nennt die Gefta Willielmi Wallas, von einem gewissen Robert Blare oder Blair zu Anfange des vierzehnten Jahrhunderts geschrieben, als das lateinische Wert, das der blinde Heinrich übere seht haben soll. Pinkerton erwähnt davon nichts. Sollte aber der schottische Sänger nur die historischen Thatsachen aus jenem Werke geschöpft haben? schottische Werk des blinden Heinrich ist, wie die Ges schichte des Robert Bruce von Barbour, eins der alten Lieblingsbücher der schottischen Nation. Pinkerton zählt sechs Ausgaben auf, die vor dem achtzehnten Jahrhuns dert gedruckt sind, aber die späteren immer mehr moders nifirt. In den Ausgaben aus dem achtzehnten Jahrhuns dert ist die Sprache fast ganz englisch. Ich tenne nur die Ausgabe: Glasgow, 1722, in 8. Das e) Das dritte Buch fångt in der eben genannten Ausgabe so an: Now July deck'd in all her trim Array, 1 Blyth Einen neuen Schwung erhielt die schottische Poesie durch William Dunbar. Er war ges boren um das Jahr 1465, trat in den geistlichen Stand, bestieg als wandernder Mönch die Kanjel in England, Schottland, und selbst im nördlichen Frankreich, zog sich dann von allen geistlichen Ges schäften zurück, schloß sich an den Hof an, und starb um das Jahr 1530 ). An Cultur des Geis stes und der Sprache übertrifft er alle seine Vors gånger unter den schottischen Dichtern, und an Kraft der mahlerischen Darstellung voll hoben poes tischen Gefühls ragt er über alle älteren Dichter in der schottischen und englischen Litteratur empor. Hätte er sich nicht von dem Geschmacke seines Zeits alters Blyth was each Beaft that breaks the tender Blade All Things to guft the Gab, and cram the Wame. f) S. Pinkerton's Lift of the Scotifh poets, und |