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ben; denn er machte seine Erzählungen in Prose besonders zu einer Niederlage der trockenen Moral und Gelehrsamkeit, die er gern zeigen wollte und nicht schicklicher anbringen zu können glaubte, Die Erzählung des Pfarrer's (the Parson's tale) enthält eine schulgerechte ascetische Abhandlung über die Tugenden und Laster, nebst einer langen Reihe von Recepten (Remedia sind sie überschries ben) gegen die Laster, und Stärkungsmittel (Relevationes) zur Belebung der Tugenden. Bemers fenswerth bleibt aber immer der Fleiß, den Chaus cer auf diese Arbeit wandte, um in seiner Mutters sprache mit einer Eleganz, die man vor ihm in, Der englischen Litteratur gar nicht kanute, und von der er wenigstens die erste Ahndung hatte, zu uns terrichten und zu philosophiren,

Auch die übrigen poetischen Werke Chaucer's, die sich außer den Canterbury'schen Ers zählungen ́erhalten haben, gehören größten Theils in das Fach der erzählenden Poesie, Seiner Ues

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Upon a day befell, that he for his disport is went into the feldes him fo plage. His wit and eke his dougter hat he last within his hous, of which the dores weren faft yfhette. Foure of his olde foos han it efpied, and fetten ladders to the walles of his hous and by the windowes bén entred, and beten his wif, and wounded his doughter with five mortal woundes, in five fondry places; this is to fay, in hird feet, in hire hondes, in hire eres in hire nofe, and in hire mouth and leften hire for dede, and wenten away.

When Melibeus retorned was into his hous, and fey al this mefchief, he, like a mad man, rending his clothes, gan to wepe and crie.

Prudence his wif, as fer forth as fhe dorfte, befought him of his weping for to fint: but not forthy he gan to crie and wepen ever lenger the more, &c.

bersehung des französischen Romans von der Rose ist schon oben gedacht. Das erzählende Gedicht Troilus und Creseide (the Book of Troilus and Crefeide) ist zum Theil Umarbeitung, zum Theil nur Uebersetzung eines Werks von Boccaz, nicht ohne vortreffliche Stellen, aus denen der eis gene Geist und die Darstellungskunst des Uebersetz zers und Umarbeiters hervorblickt. Die kleineren Erzählungen und die allegorischen Gedichte find wahrscheinlich alle französischen Ursprungs, Ein langer Klaggefang der Maria Magdalena (Lamentation of Marie Magdalene) ist aus den Wers ken des heil. Origenes, des Kirchenvaters, génoms men. Aus den Sprüchen Salomo's finden sich auch überseßte Stellen unter Chaucer's vermischten Gedichten. Einige dieser Gedichte, zum Beis spiel der Traum Chaucer's dream), beziehen sich auf die politischen Verhältnisse, in welche der Dich: ter verwickelt war. Seine Balladen (Ballads) find kleine Gedichte in der französischen Bedeutung des Worts Ballabe, und von den nationals engs lischen und schottischen Gedichten, die man mit demselben Titel bezeichnet, durchaus verschieden.

Chaucer würde der Vater der englischen Bes redsamkeit geworden seyn, wenn er eben so vies les Talent zur prosaischen, als zur poetischen Kunst des Styls gehabt hätte. Denn an gutem Willen, der rohen Prose seines Zeitalters in seiner Mutters sprache eine verständige und geistreiche Bildung zu geben,

9) Es ist dieselbe Dichtung, die unter den Werken des Boccaz Il Filoftrato heißt, eine seltsame Romantisirung fabelhafter Begebenheiten aus der Geschichte des trojas nischen Krieges. S. den ersten Band dieser Gesch. der Poesie . S. 185. .

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geben, fehlte es ihm nicht. Aber die Sprache, in der er seine Kunst versuchte, war noch zu wes nig zur rhetorischen Behandlung vorbereitet, und Chaucer's Geist folgte auch da, wo er sich an pros faische Formen binden wollte, unwillkührlich einer poetischen Vorstellungsart. Wenn Chaucer Verse machte und poetisch erzählte, beherrschte er seine Muttersprache, wie kein englischer Dichter vor ihm; aber wenn er Proje schrieb, wußte er sich in den Unterschied zwischen poetischen und rhetorischen Wendungen nicht zu finden, und sein Styl wurde gewöhnlich entweder steif und trocken, oder er vers lor sich in poetischen Ausschmückungen. Gleichwohl verdienen die prosaischen Werke Chaucer's eine bes sondere Aufmerksamkeit; denn sie sind die ersten Versuche in der englischen Litteratur, die gemeine und noch sehr rohe Sprache des Umgangs zu einer Büchersprache zu veredeln, die weder pedantisch, noch alltäglich seyn sollte. Eine solche Prose, wie sie dem feinen und talentvollen Chaucer wenigstens einigermaßen gelang, hatte noch kein Engländer geschrieben; und über hundert Jahre vergingen, ebe ein englischer Schriftsteller sich in der Bereds samkeit höher hob, als Chaucer. Durch die U es bersehung des Boethius, die sich unter seinen Werken finder, scheint er sich zuerst im rhetorischen Ausdrucke kunstmäßig geübt zu haben. Die Ues bung war um so schwerer, da es hier philofos phische Begriffe zu entwickeln gab, die wohl noch nie in englischer Prose berührt waren 2).

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Seine 216;

2) The Book of Boethius de Confolatione philofophiae. In der Ausgabe der Works of Chaucer von Urry, S. 359. Hinter dem Titel folgen die Worte:

In

Abhandlung über das Astrolabium und den Gebrauch desselben nach dem Horizonte von Orford schrieb er zur Unterweisung seines jungen Sohns, also mit aller Klarheit und Popularität, deren er fähig war "). Das größte unter Chaucer's pros faischen Werken, und ohne Zweifel ihm selbst das llebste, ist das Testament der Liebe, eine Nachs ahmung der Meditationen des Boethius ). Durch

Dieses

In this book are handled high and hard obfcure points, viz. the purveyanze of God, &c.

In

■). The Conclufions of the Aftrolabie. In Urry's Auss gabe, S. 439. Es füllt nur 12 Folioseiten. der Anrede an seinen Sohn sagt Chaucer: This tretife, divided in five partes, wil I fhow the wondir light rules and naked words in Englifhe, for Latin_ne canft thou nat get but fmale, my litel Sonne, Der Sohn war also noch ein Knabe.

b) The Teftament of Love. In Urry's Ausgabe S.478. Es nimmt 42 Foltojeiten ein. Aus der Vorrede, die Chaucer voranschickt, sieht man zugleich, wie er über die englische Beredsamkeit seines Zeitalters dachte. Du fagt er:

In latin and french hath many foveraine wittes had grete delyte to endite, and have many noble thinges fulfilde, but certes there ben fome that fpeken ther poifye mater in Frenche, of whiche fpeche the Frenche men have as gode a fantasye as we have in heryng of Frenche mens Englifhe. And many termes there ben in Englyfhe, whiche unneth we Englifhe men connen declare the knowleginge. Howe fhould than a Frenche man borne? foche termes connejumpere in his matter, but as the Jay chatereth Englithe. Right so truety the understandyn of Englishmen woll not. ftretche to the privie termes in frenche, what fo ever webo ften of ftraunge langage. Let than clerkes enditen in latin, for they have the propertie of fcience, and the knowinge in that facultie: and lette Frencheinen in ther

Fren.

dieses Werk suchte sich Chaucer zu trösten, als er von der glänzenden Höhe seines Glücks so tief hers abgefunken war, daß er, nach der Befreiung aus der Gefangenschaft, mit dem Mangel und der öf fentlichen Meinung kämpfen mußte. Aber ohne eine poetische Einkleidung konnte er doch das Sys stem der Trostgründe, das zugleich seine Rechtfer tigung enthält, nicht vortragen. Er gab also der Abhandlung über die Freuden und Leiden des menschs lichen Lebens die Form einer Vision. Aus dem Munde der Liebe, im höheren Sinne des Worts, wollte er die Lehren der Weisheit vernehmen. Die Liebe erscheint ihm also in Person. Aber diese Liebe, die ihn belehren sollte, konnte nicht der leichtsinnige Umor seyn. Sie ist ein überirdisches weibliches Wesen, eine, Göttin, die ihm über seine Thorheiten eine scharfe Strafpredigt hält, dann sich seiner mitleis dig annimmt, und ihm einen kurzen Inbegriff der Lebensphilosophie als ihr Testament hinterläßt. Daher auch der Titel des Werks. Eine solche Ein: kleidung der allgemeinen Betrachtungen war aber nicht mit dem Geiste der reinen Prose vereinbar. Chaucer's didaktische Vision fångt mit bitteren Klagen an, geht in eine Erzählung über, und wird darauf

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Frenche alfo enditen ther queinte termes, for it is
kyndely to ther mouthes, and let us fhewe our fanta-
fies in foche wordes as we lerneden of our dame's ton-
ge.
And althougt this boke be lytel tkank worthy
for the leudneffe in travaile, yet foch writing exites'
men tho thilke thinges that ben neceffarie: for every
man therby may as by a perpetual myrrour fene the
vices or vertues of other, in whyche thynge lightly
may be conceved to eschue perils, and neceffaries to
catch, after as aventures have fallen to to other peple
or perfous.

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