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schuldig gemacht hat, durch reizende Spiele einer wahrhaft poetischen Phantasie. Wo er nicht füns stelt, haben seine Gemählde oft den anmuthigsten ländlichen Charakter voll Wahrheit und Gefühl *). Die

a) Wie reizend und ländlich ist nicht die folgende Stelle aus der Erzählung von einem Rothkehlchen, das eine unglückliche Schöne erheitert!

Within as fhort time as the fwifteft fwain
Can to our may- pole run and come again,
The little redbreast to the prickled thorn
Return'd, and fung there as he had beforne.
And fair Marina to the loop-hole went,
Pitying the pretty bird, whofe punishment
Limos would not defer if he were spy'd.
No fooner had the bird the maiden ey'd,
But leaping on the rock, down from a bough
He takes a cherry up (which he but now
Had thither brought, and in that place had laid,
Till to the cleft his fong had drawn the maid),
And flying with the small ftem in his bill
(A choicer fruit, than hangs on Bacchus' hill).
In fair Marina's bosom took his rest,
A heavenly feat fit for fo fweet a guest:
Where Citherea's doves might billing fit,
And gods and men with envy look on it;

Where rofe two mountains, whofe rare fweets to

crop,

Was harder than to reach Olympus' top:

For those the gods can; but to climb thefe hills,
Their pow'rs no other were than mortal wills.
Here left the bird the cherry, and anon
Forfook her bofom, and for more is gone,
Making fuch speedy flights into the thick,
That the admir'd he went and came fo quick.
Then, left his many cherries fhould diftafte,
Some other fruit he brings than he brought laft.
Sometime of strawberries a little ftem,
Oft changing colours as he gath 'red them':
Some green, fome white, fome red on them infus'd,
Thefe lov'd, thofe fear'd, they blufh'd to be fo us'd.

Die meisten seiner bukolischen Gedichte sind zu einer Art von Ganzem, das zugleich das Interesse eines Schäferromans haben soll, verbunden unter dem prunkenden Titel Britanniens Hirtengesånge (Britain's Paftorals), in zwei Büchern, jeden ven fünf bis sechs Gesängen. Die übrigen sind Eklos gen überschrieben.

6. An neuen Elegien, oder wenigstens an Gedichten, die diesen Titel führten, fehlte es auch nicht in der englischen Litteratur von Spenser und Shakespear bis auf Milton. Aber der wahre Ton der Elegie wurde selten getroffen, und kein Dichter zeichnete sich durch Werke dieser Art besonders aus.

Donne, der Satyriker, hatte aus der alten Litteratur gelernt, daß eine Elegie etwas anderes ist, als ein Trauergesang. Aber was er sich eigentlich bei dem Worte gedacht haben mag, ist nicht wohl zu errathen. Die meisten seiner sogenannten Elegien uns terscheiden sich fast nur durch den Titel von seinen Satyren. Eine unter ihnen, An seine Geliebte bei ihrem Schlafengehen (To his Mistress, going to bed) ist merkwürdig als üppiges Product eines Sittenrichters, der noch dazu ein Geistlicher war b).

Die meisten der übrigen Gedichte, die man uns ter den Werken der englischen Dichter aus diesem Zeitraume Elegien überschrieben findet, sind nichts weiter, als gedehnte Trauergesänge.

Mit den Elegien kamen zugleich Nachahmun gen der sogenannten Heroiden des Ovid in Umlauf. Einer

b) Man findet die Elegien von Donne unter seinen übrigen poetischen Werken. S. oben.

Einer der Ersten, die das englische Publicum für diese Dichtungsart zu interessiren suchten, die so leicht zu einem seichten Strome pathetischer Geschwäßigkeit wird, scheint Samuel Daniel gewesen zu seyn ©). Mit besonderem Eifer aber wurde die Heroide (He, roical Epiftle) bearbeitet von Drayton, der sich auch in seinen übrigen Geisteswerken der Geschwäts zigkeit nicht erwehren konnte. Drayton glaubte, die Heroide dadurch in England völlig zu nationalisis. ren, daß er berühmte Personen aus der Geschichte feines Vaterlandes elegische Briefe in der Manier Ovid's schreiben ließ. Er gab seiner Arbeit den Tis tel: Englands Heroiden (England's heroical Epiftles). Sie sind die langweiligsten unter allen seinen Werken d).

7. Weit mehr Aufmerksamkeit verdienen die lys rischen Gedichte der Engländer aus dem schönen Zeitalter von Spenser und Shakespear bis auf Mils ton. Es gab damals am englischen Parnasse keinen Dichter, der durch lyrische Werke sich besonders hervorzuthun, oder in diesem Felde der Poesie eine neue Bahn zu brechen gesucht hätte. Aber fast alle englische Dichter, deren Nahmen oben in der Ge: schichte der dramatischen, epischen und didaktischen Dichtungsarten genannt werden mußten, machten auch Sonette, oder Lieder, oder auch wohl Gedichte, die sie Oden überschreiben zu dürfen glaubten. Bes sonders vermehrte sich damals in der englischen Litter". ratur die schon übergroße Anzahl der Sonette. Die

c) Vergl. oben die Anzeige der Werke dieses Dichters.
d) In Anderson's Sammlung nehmen diese Heroical
Epiftles unter den Werken von Drayton nicht wenigen
Raum ein.

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Die Grenzen der lyrischen Poesie wurden in keiner Richtung erweitert; aber die freie Entwickelung der naiven Schönheit des alten romantischen Gesanges würde auch durch keine eigensinnige Kritik gehemmt. Darum erhielten sich neben den Sonetten die eins facheren, dem alten englischen Nationaltone ges treuen Lieder in Ansehen. Wißige und galante' Lieder, den französischen Chansons ähnlich, wurden auch nicht verschmäht. Es herrschte überhaupt das mals in der lyrischen Poesie der Engländer keine Gats tung und keine Manier; aber es herrschte in ihr der poetische Geist, der zugleich Geist des Zeitalters war. Nach dem Geschmacke des Zeitalters war man auch um die Correctheit der Gedanken und des Ausdrucks nicht sehr in Sorgen; und doch ges hört Mehreres von dem Vortrefflichsten, was die englischen Liedersammlungen enthalten, in diese Per riode.

Ausführliche Nachricht von allen diesen lyris schen Gedichten zu geben, unter denen keines Epo. che macht, ist in der allgemeinen Geschichte der neueren Poesie und Beredsamkeit kein Raum *).· Unter den schon oben genannten Dichtern, die zus gleich als Verfasser lyrischer Werke bekannt gewors den sind, verdienen besonders angemerkt zu werden Daniel, Donne, Drayton, Davies, Cord Brooke, Suckling und Carew. Daniel hat Fieben und funfzig Sonette an feine Delia hinters Tassen. Auch das bekannte Lob des goldenen Zeitals

ters

c) Man findet eine sehr schäßbare, Auswahl aus den lyric schen Werken der meisten englischen Dichter dieser Perios de in den Specimens of the early English poets, Lond. 1790, in 8.

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ters aus Tasso's Amynt hat er nicht übel in Ver. fen überseßt. Unter den Liedern und Oden von Done ne, die nicht arm an guten Gedanken, aber unhar monisch, wie seine Satyren, sind, fommen auch geistliche vor. Drayton hat seine drei und sechzig Sonette mit dem prunkenden Titel Ideen (Ideas) überschrieben. Sie sind bei weitem nicht so viel werth, als einige seiner Lieder im Style der romans tischen Schäferpoesie. Davies, der didaktische Dich, ter, hat seine Verehrung der Königin Elisabeth auf eine eigne Art dadurch auszudrücken versucht, daß er diese Fürstin unter dem Nahmen Astrea in einer Reihe kleiner Lobgedichte von zwölf Zeilen besang, deren vereinigte Anfangsbuchstaben die Wörter Elifa betha regina bilden. Lord Brooke's Lieder sind mun ter und scherzhaft. Die galanten Scherze in den Liedern von Suckling, der spåter lebte, nåhern sich schon dem Muthwillen, der unter der Regierung Car's II. in die Mode kam. Die Lieder und übri gen kleinen lyrischen Gedichte von Thomas Carew, der schon unter der Regierung Carl's I. viele Ber wunderer fand, zeichnen sich durch Unmuth und Leich tigkeit aus d).

d) 3. B. dieses.

Go, thou gentle whispering Wind,
Bear this figh; and if thou find
Where my cruel fair doth reft,
Caft it in her fnowy breaft;
So, enflam'd by my defire,
It may fet her heart a- fire:
Those sweet kiffes thou fhalt gain,
Will reward thee for thy pain.
Boldly light upon her lip,
There fuck odours, and thence skip
To her bofom; laftly, fall

In

1

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