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gelehrte Anzeigen

unter ber Aufsicht

der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

2.3. Stüd.

Den 6. Januar 183 1.

Paris.

Fortsehung der Anzeige: Histoire du Commerce entre le Levant et l'Europe depuis les croisades jusqu'à la fondation des colonies d'Amérique; par G. B. Depping, etc.

In diesem Berichte finden wir der Europäi schen Waaren nur im Allgemeinen erwähnt, und es scheint uns wahrscheinlich daß dieß hier mehr eine im Eifer des Auswählens mit unterlaufende Voraussetzung ist, als eine zuverlässige Thatsache, und man kann (nach den Berichten der Vortugiesen) wohl annehmen, daß die Europäischen Producte nur bis zu den Märkten der Westküste von Hindostan gelangten. Hier aber (z. B. 3. in Calicut) fanden die Portugiesen zu ihrem großen Erstaunen Wein aus Candia, Damaste aus Lucca, Sammt und andere Europäische Stoffe, so wie Benetianische und Genuesische Geldmün zen.Uebrigens ist wohl kein Zweifel, daß nur ein sehr kleiner Theil der aus Indien nach Europa fließenden Waaren mit Europäischen Fas

bricaten bezahlt wurde, bey weitem der größte Theil aber mit baarem Gelde auf den Märkten

PerLevante und Aegyptens. Was den Verkehr

und den Indischen Märkten betrifft, fo finden wir auch in dem vorliegenden Werke eine Lücke, die zu einer ferneren Untersuchung des Gegenz. standes Beranlassung geben sollte. Es ist nămlich nirgends genügend erklärt, welche Aegypti= sche Producte in den Indischen Handel kamen; denn Pferde und einige Aegyptische Münzen, von denen an seiner Stelle die Rede ist, können die außerordentliche Consumtion Indischer Producte den zum Sprichwort gewordenen orientar lischen Lurus von Kairo nicht erklären; und ist es also auch wahrscheinlich, daß Aegypten so wie Europa größtentheils nur Gold und Silber auf die Indischen Märkte schickte, so ist dieß doch nirgends bestimmt gesagt oder ein Verhält nis angegeben. Das zweyte Kapitel enthält eine ausführliche Beschreibung der Aegyptischen Märkte und Fabricate. Die Einfuhr nach Aegypten aus Europa bestand besonders in Bauholz und vers arbeitetem Holz, Eisen und Waffen, Zinn, Bley, Kupfer, Quecksilber, Venetianische Glaswaaren (besonders auch für den Sclavenhandel ins Innere von Africa), wollene Lücher, Kaz melote, Wachs, Safran, Seife, getrocknete Früchte. Sclaven machten einen Hauptartikel auf dem Aegyptischen Markte aus; fie kamen theils mit Caravanen aus dem Innern, theils aber auf Europäischen, besonders Venetianischen Schiffen und Rechnung aus Kleinasien und Geor gien. So waren es Christen selbst welche ihren erbittertsten Feinden, den Mameluken, die Herr schaft von Aegypten erleichterten. - Die Aus: fuhr aus Aegypten nach Europa bestand haupts

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fächlich in Indischen Waaren, deren Hauptsta pelplay Alexandria war, so lange Aegypten un ter feinen Arabischen Sultanen stand. An eigentlich Aegyptischen Producten finden wir nur Leinenzeuge, und schon im vierzehnten und funfzehnten Jahrhundert wurde umgekehrt auch Lei= newand aus Europa (besonders Mailand) nach Aegypten ausgeführt. Daß Aegypten Getreide ausgeführt habe vermuthet der Verf. nur, gegen er aber bestimmte Fälle angibt, wo Gez treide (wahrscheinlich von dem schwarzen Meere) durch chriftliche Kaufleute eingeführt wurde. Wenn wir übrigens erfahren, daß in den besten Zeiten Venedig nur für 300,000 Ducaten Waaren jähr= lich nach Aegypten einführte und dagegen den hohen Preis und die große Menge Indischer und Arabischer Producte annehmen, die von Alexandria nach Venedig ging, so geht schon daraus hervor, daß der bey weitem größte Theil mit baarem Gelde bezahlt wurde. Für inlåns Dische Consumtion wurden übrigens in Aegypten duch feine baumwollene und seidene Zeuge, und Paz pier (früher eine seiner Hauptausfuhren) eingeführt, und am ganzen Nil hinauf bis nach den Wasserfällen erhoben sich im zwölften und dreyzehnten Jahrhundert Städte und Dörfer, reich und blůhend durch Gewerbe und Handel. Die wilde Kriegerherrschaft der Mameluken zerstörte seit der Mitte des dreyzehnten Jahrhunderts den innern Wohlstand, auch der Handel wurde oft gestört, zum Theil durch die Schuld der Christen.

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In dem Maße wie der Handel mit Aegypten abnahm, fanden die Indischen Waaren ihren Weg mehr nach den Syrischen Stapelplägen, wo der Europäische Handel durch die Eroberuns gen der Kreuzfahrer begünstigt wurde. In Jaffa, Acre, Barut und andern Håfen erhoben sich

Factorenen der Venetianer, Genueser, Marseiller, Catalonier u. f. w. In zweyter Linie wurden Jerufalem, Damascus, Aleppo mehr wie je der Sammelplah zahlreicher Caravanen, welche diese Märkte mittelbar oder unmittelbar mit allen Theiz len Asiens in Verbindung fehten. In Aleppo allein langten jährlich über 15000 beladene Cas mele an. In dritter Linie erscheinen endlich Basfora und Bagdad, die jedoch allem Anscheine nach schon außerhalb des unmittelbaren Handelsgebiets der Europåer liegen; wir müßten dann kühne Reisende wie die Polos und andere ausnehmen, die als Kundschafter und Vorkämpfer des Fränkischen Handelsgeistes erscheinen. Die wichtigsten Ausfuhr- Artikel dieser Märkte waren ohne Zweifel Indische, Chinesische, Arabische Producte, und es geht aus des Verfs. Untersu chung nicht ganz klar hervor, welche Gegenstans de Syrien selbst nach Europa lieferte, Seide etwa ausgenommen. Die Europäische Einfuhr mußte, so lange Syrien. eine Fränkische Colonie war, großentheils in Europäischen Producten und Fabricaten aller Art, für die Consumtion der Ansiedler bestehen. Den Ungläubigen, die schon feit der Mitte des 14ten Jahrhunderts wieder allmählich die Franken verdrångten, wurden, wie in Aegypten, Waffen und andere Kriegs- und Schiffsbedürfnisse zugeführt. Auch "Cypern nahm unter Fränkischen Königen einen bedeutenden Theil an diesem Handel. Es diente als Stapelplag für die Waaren der Aegyptischen and Syrischen Märkte, zu denen es seine eige nen Producte: Wein, Früchte, Zucker, Storar, Indigo, Baumwolle, Seide fügte und dafür Europäische Fabricate aller Art, besonders Tucher bezog. -Kleinasien scheint (die Küsten des schwarzen Meeres ausgenommen) verhältnißmäßig

nur wenig Antheil an dem Verkehr mit den Franken genommen zu haben, da es als eine vorspringende Halbinsel außerhalb der eigentlis chen großen Caravanenstraße lag, da die von Often nach Westen gehenden die nähere Küste von Syrien und dem schwarzen Meere vorzogen, die Verbindung zwischen Bagdad, Bassora, Tauris und Trebizonde aber hinter der Halbinsel herum ging. Ueberdieß hatte die Seldschukische Ueberschwemmung Kleinafien seines innern Wohl= standes beraubt, und es konnte nur wenig eigez ne Producte dem Handel bieten. Doch fand eis niger Verkehr in den Håfen von Tarses und Sar talia Statt, wohin besonders Florentiner Waas ren für Iconium, die Hauptstadt der Seldschus kischen Sultane, brachten und unter andern Draz gant einkauften. Auch der Hafen von Smirna zog schon im dreyzehnten Jahrhundert einige Italianische Kaufleute an.

Constantinopel hatte durch die Fortschritte des Islam, welche aus den schönsten Provinzen des ehemaligen Griechischen Kaiserthums viele Einwohner mit Hab und Gut nach der Hauptstadt trieben, án Bevölkerung, an Reichthum, an Wichtigkeit für den Handel eher zu als abgez nommen. Die Zölle brachten jährlich an zwey und dreyßig Millionen Scudi ein; Constantinos pel mußte nicht nur durch seine eigene ungeheure Consumtion von Waaren aller Art, den Handel beleben, sondern auch als Hauptstapelplag wichtig seyn; theils für Indische Waaren, die von hier auch auf Landwegen nach den Slavischen Ländern und bis Oestreich und Böhmen gingen; theils aber und besonders für die Waaren die aus den Häfen des schwarzen Meeres kamen. Alle Handelsvölker des Mittelmeeres drängten fich daher auch auf dem Markte von Constantia

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