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fol. 1 grosser Initial (B) in üblicher Weise ausgeführt: ein wildes Männchen und ein Drache zur Füllung, saftige Blätter in den Ranken. Anfang: (B)ruder wissent daz yetzent die stunde ist von dem sloffe uf zů stonde wanne neher ist unser heil Denne wir gelobetent. . . fol. 212': etc. XXVII.

fol. 229'. Schlussschrift: Explicit liber iste per me dieboldum de dachstein') proxíma feria secunda ante nativitatem domini Sub anno domini m cccc xxvno. Orate pro me deum.

Wasserzeichen 2): Wage, ein katzenartiges Ungethüm.

Einband wohl des 16. Jahrhunderts. Stark beschnitten.

Herkunft: laut Eintragung auf fol. 1 oben: 'Bibliotheca Blanquenheimensis' aus der Bücherei der Grafen Manderscheid - Blankenheim (Eifel).

Das Jahr 1427, in dem die Schreibarbeit vollendet wurde, ist der erste Anhaltspunkt zur zeitlichen Bestimmung der Thätigkeit unseres Zeichners A. Zugleich scheint die vorliegende Hs. überhaupt eine der frühesten unter den bisher bekannten Arbeiten A's zu sein. Die Strichführung ist nicht so sicher wie in anderen Hss., wiederholt sind Umrisstheile doppelt ausgeführt.

Auch die Formengebung ist noch nicht in allen Stücken die der späteren Zeit: die Gesichtslinie hat mehrfach die starke Einziehung gegen das Auge und selbst das spitze Kinn, Eigenheiten, die sehr scharf beim Zeichner D ausgebildet sind und bestimmt auf die Typen vom Anfang des Jahrhunderts im Elsass hinweisen. Weiter macht sich eine gewisse Armuth in der Erfindung geltend. Wenn auch der Stoff häufig der Darstellung reichlich zu spröde war, so hat A doch später selbst in Wiederholungen desselben Gegenstandes Abwechslung einzuführen gewusst. Hier aber tritt stets zur Illustrierung der Worte: zů der zit sprach Jhesus zů sinen júngern' dieselbe Gruppe auf: rechts der Herr, links, ihm gegenüber, die Jünger, deren äusserster ganz links von hinten zu sehen ist.

S. 244. Die Hs. ist aber nicht, wie man darnach vermuthen könnte, der zweite Band einer deutschen Bibel, hat vielmehr mit der von den genannten Gelehrten mit ihr zusammengestellten weiteren Hs. desselben Aufbewahrungsorts nur gleiche Herkunft. Das Neue Testament der Bibel befindet sich mit dem Alten in einem Band. Ja ich bin überzeugt, dass die beiden Hss. nicht nur ursprünglich nicht zusammengehörten, sondern sogar zu ganz verschiedener Zeit entstanden.

1) Man könnte auf den Gedanken kommen, in diesem dieboldus de dachstein unsern Diebolt Lauber zu erblicken. Wenn der Schreiber dieboldus de dachstein mit dem Zeichner A identisch sein sollte, hätte diese Vermuthung sogar allerlei für sich. Man erwäge, was oben über A gesagt wurde, und bedenke, dass von 38 Hss. 18 auf seinen Antheil fallen! Aber mehr als eine ganz unsichere Vermuthung ist diese Identificierung doch nicht.

2) Ich weiss sehr wohl, dass jede Anführung von Wasserzeichen ohne genaue Beschreibung oder Abbildung zwecklos ist. Hier aber soll nur gezeigt werden, wie verschiedenes Papier in einer Werkstatt gebraucht wurde, und dann, wie sich doch bestimmte Gruppen von Papieren ergeben, andere ganz fehlen.

Weniger sichere Schlüsse über die Entstehungszeit gestattet die Bemalung. Diese ist zwar hier eine auffallend einfache: alle Farben sind in einem blassen, stark verdünnten Ton aufgetragen, Blau und Purpurroth fehlen ganz. Aber diese Einfachheit könnte sich an sich ebensowohl aus Gründen der Bequemlichkeit und Billigkeit herleiten, als aus mangelnder Übung. Immerhin spricht sie keineswegs gegen die Annahme, dass unsere Hs. die früheste uns bisher bekannte Arbeit A's ist. Dabei ist auffallend, wie doch wieder alle Eigenheiten, die den Zeichner später aus allen andern herausheben, hier schon vorhanden sind.

II. (2)

Grossherzogl. Hofbibliothek, Darmstadt (Hs. No. 1):
Historienbibel (Fassung II mit der „nuwen E"). 1)

Fol. pap. XV. Jahrh. 288 Bll. Zweispaltig. Verschiedene Hände. Rothe Überschriften und Kapitelzahlen über den Seiten. Rothe und blaue Initialen. Noch 108 Bilder im Alten, 28 im Neuen Testament. Die Hs. ist durch Herausreissen von ganzen und halben Blättern ausserordentlich verstümmelt.

fol. 1 leer. 1' Bild.

fol. 2 Beginn des Textes unter einem Bild: (R)icher got.

Der Text des Alten Testaments ist am Schluss unvollständig. Er enthält die alttestamentl. Geschichte bis Ahab.

fol. 213 Beginn des Neuen Testaments. Register bis fol. 215: 159 Kapitel.

fol. 217 Beginn des Textes: (M)aria můter edele.

Der Schluss (von Kapitel 143 an): verschiedene „Empfänge" Marias im Himmel, fehlt.

Kette.

Einband: alter Ledereinband mit Buckeln und Schliessen und einer

In den Bildern dieses Werkes zeigt sich A anfangs noch nicht ganz so fertig, wie in den weiterhin aufzuzählenden Hss. Mehrfach sind die Umrisse doppelt gezogen. Aber schon in den späteren Bildern merken wir kaum eine Unsicherheit mehr.

Die Hs. dürfte demnach ebenfalls eine der frühesten Arbeiten

unseres Zeichners sein.

Die Farbenwahl ist eine beschränkte.

III. (3)

Stadtbibliothek, Mainz (Nr. 64):

Historienbibel (Fassung II mit der „nuwen E“).

Fol. pap. XV. Jahrh. 291 Bll., davon unvollständig 19, 25, 26, 38, 125, 137, 145, 176, 177, 240, 262, 265, 271. Aber ausser diesen Verstümmelungen einzelner Blätter ist die Hs. durch Herausreissen

1) Vgl. Merzdorf, deutsche Historienbibeln des M. A. Lit. Ver. No. 100 u. 101. Tübingen 1870. Die Is. ist hier nicht besprochen.

ganzer Lagen um wenigstens 1/3 ihres früheren Umfangs verkürzt. An 32 Stellen, wo ein Bild zu erwarten wäre, ist eine Lücke vorhanden, und zwar fehlen um von dem Umfang dieser Lücken einen Begriff zu geben z. B. allein zwischen fol. 135 und 136 38 Kapitel.

Zweispaltig. Mindestens 4 verschiedene Hände. Rothe Überschriften und Anfangsbuchstaben, rothe Kapitelzählung über den Spalten. 80 Bilder im Alten, 18 im Neuen Testament (vielfach nur theilweise) erhalten. Die zwei üblichen Initialen (R und M) verziert wie oben mit Blättern, einem wilden Männchen und Engel.

fol. 1-12 Register mit 468 Kapiteln: Hie vohent sich an dis bůches cappitel u. s. f.

fol. 13 Bild.

fol. 14 Beginn des Textes: (R)icher gott von himelriche und ertriche.

fol. 218' Schluss: Hie hat disse bybel der alten E ein ende Got uns sin helfe sende. Amen.

fol. 219 ff. Register zur nuwen E, nicht ganz vollständig. Ebenso fehlt der Anfang des Textes und das letzte Blatt mit dem grössten Theil des Schlusskapitels (160).

Wasserzeichen: 2 gekreuzte Schlüssel, Wage u. eine unklare Figur. Einband: modern, nach den Verstümmelungen hergestellt.1) Herkunft: laut Stempel: Ex bibliotheca universitatis Moguntinae (fol. 1).

Da wenigstens der Fundort, Mainz, ferner sämmtliche angeführte Stellen, sowie die Zahl der Kapitel dieser Hs. genau zu der Beschreibung einer Mainzer Historienbibel bei Merzdorf (a. O. S. 49 unter ) stimmen, so glaube ich nicht zweifeln zu dürfen, dass die beiden Hss. identisch sind. Kleine Abweichungen (die aber wie gesagt nie die bei Merzdorf ausgehobenen Stellen treffen) erklären sich daraus, dass Merzdorf die Hs. nicht selbst gesehen hat, und weiter daraus, dass seine Quelle G. Fischer im Jahre 1801 das Werk noch in einer weniger arg zugerichteten Gestalt vor sich gehabt haben mag.2)

Über Zeichnung und Bemalung ist nichts Besonderes zu bemerken. Die letztere weist die volle Farbenleiter A's auf.

1) S. die folgende Anmerkung am Ende.

2) Die Sache steht so: Merzdorf spricht ganz allgemein von einer Hs. in Mainz, die er nur aus Fischer, Beschreibung typographischer Seltenheiten und merkwürdiger Hss. 3. Lieferung, Nürnberg 1801, kennt. Die hier S. 161 beschriebene Hs war allerdings 1801 vollständiger als die unsrige. Aber die Beschreibung stimmt doch, soweit controlierbar, genau auf unsere Hs. Endlich ist ein Umstand, der sehr für die Identität spricht, dass Fischer sein Schriftchen zur Eröffnung der Universitätsbibliothek in Mainz" herausgiebt, also wohl in der genannten Hs. ein Werk eben dieser Bibliothek beschreibt, und dass die von ihm erörterte Hs. „aus der Bibliothek der Capuciner (No. 1)" stammt. Aus Beständen der Klosterbibliotheken wurde aber eben die Mainzer Universitätsbibliothek gebildet. Und aus ihr wurde die heutige Stadtbibliothek geschaffen, aus ihr ging insbesondere (wie wir aus dem Stempel ersehen) unsere Hs. hervor. Beim Übergang in diese letztere mag sie nun gebunden worden sein. Fischer sah noch den alten Einband.

IV. (4)

Kgl. Hof- und Staatsbibliothek, München (c. g. m. 1101):
Historienbibel (Fassung II).

Der Beschreibung Merzdorfs a. O. S. 49 unter Z ist nur nachzutragen: Einband: alt (wohl des 16. Jahrhunderts). Die Zahl der Bilder beträgt in der alten E 80, in der nuwen 28. Über ihre Art ist nichts zu bemerken.

Zu den beiden Jahreszahlen 1271 und 1272, die sich fol. 233 und 319' am Schluss des Alten und des Neuen Testaments finden, bemerkt Merzdorf, sie müssen aus der Vorlage herübergenommen sein. Dass sie die Vollendung unserer Hs. nicht bezeichnen können, ist selbstverständlich. Sie dürfen aber auch nicht mit der Urvorlage in irgend eine Beziehung gebracht werden. Denn abgesehen davon, dass die Erhaltung eines Datums der Urschrift einzig in unserer Hs. höchst auffallend wäre, dürfen wir die Entstehung der Historienbibel in der vorliegenden Fassung nicht ins 13. Jahrhundert hinaufrücken. Selbst wenn wir nämlich die Prosabearbeitung der Weltchronik Rudolfs von Ems, die das Alte Testament bildet, so früh ansetzen wollten, ist dies doch keineswegs für Bruder Philipps Marienleben ') statthaft, das erst im 14. Jahrhundert gedichtet, also auch erst soviel später zu einem Neuen Testament in Prosa umgearbeitet worden sein kann.

V. (5)

Historisches Archiv der Stadt Köln (Ms. theol. 250):
Historienbibel (Fassung II).

Fol. pap. XV. Jahrh. 1*-2*+325 Bll. Zweispaltig, verschiedene Hände. Rothe Überschriften, rothe und blaue Anfangsbuchstaben, rothe Kapitelzahlen über den Spalten. 83 Bilder im Alten, 29 im Neuen Testament von drei verschiedenen Zeichnern. Die beiden üblichen Initialen.

fol. 1 -7 Register mit 465 Kapiteln zur alten E, das letzte: Als es einen monat und drü jore one regen was.

fol. 7-8 leer. fol. 8' Bild.

fol. 9 Anfang des Textes: (R)icher got von himelrich und ertrich. (Es ist nur diese eine Vorrede vorhanden.)

fol. 197 Kap. 365: Keyser Kunrat des keysers kint myn here und des here die hant mir gebotten.

fol. 242 Schlussschrift: finito libro sit laus et gloria cristo (roth:) Hie hat disse búbel der alten ein ende Got uns sin helffe sende amen. fol. 242-246' leer, nur fol. 244' mit Bleistift flüchtig gezeichnetes Wappen derer von Blankenheim, vielleicht noch in der Werkstatt vorgezeichnet, aber nicht ausgeführt.

fol. 247 ff. Register zur nawen E mit 175 Kapiteln, das letzte: das der heilige geist unser liebe frowe empfing.

1) Vgl. Schröder, Allg. D. Biographie 26, 71.

fol. 249'-254 leer. fol. 254' Bild.

fol. 255 Anfang des Textes: (M)aria müter edel kúsche maget. fol. 324 Schluss: das uns die alle sament widerfaren músse das verlihe uns der vatter und der sun und der heilige geist amen. amen.

Wasserzeichen: Schlüssel, Wage, Hand, Wildkatze (? s. o. Nr. 1). Einband: wohl des 16. Jahrhunderts. Zum Heften der Lagen sind Pergamentstreifen verwendet. Auf einem solchen (fol. 314') ist zu lesen: Sigillum Curie argent. ad peticionem venditoris et fratris Conradi prae scriptoribus praesentibus est appensum. Actum III Idus martis Anno domini millesimo trecentesimo sexagesimo octavo. Über die Bedeutung dieses und ähnlicher Streifen s. o. S. 3.

Herkunft: laut Eintragung auf fol. 1 stammt die Hs. aus der „Bibliotheca Blanquenheimensis", s. o. Nr. 1.

Nach dieser Beschreibung gehört die Historienbibel zu den Hss. der zweiten Klasse (Merzdorf S. 13. 46). In der That deckt sie sich inhaltlich völlig mit der eben unter III beschriebenen Historienbibel der Münchener Bibliothek (Z). Die Hs. wäre also bei Merzdorf S. 49 zwischen und Z einzureihen.

Für unsere Untersuchung ist dieser Codex einer der wichtigsten : von unserm Zeichner A ist nur das erste Drittel der Bilder ausgeführt, fol. 149 ff. sind von zwei andern Zeichnern illustriert. Da auch hier die Bilder des ersten Theils die bei A durchaus übliche Bemalung zeigen, während mit dem neuen Zeichner sofort ganz andere Farben und eine andere Art ihrer Verwendung beginnen, so ist uns diese Hs. ein Beweis dafür, dass A seine Bilder selbst coloriert hat, s. die Vorbemerkung. Auch die Schreibarbeit ist von verschiedenen Händen besorgt. Bemerkenswertherweise beginnt aber die zweite Hand erst auf fol. 164 (mitten im Kapitel 284). Darnach scheinen Zeichner und Schreiber nicht eine und dieselbe Person zu sein, mindestens ist nicht Schreibund Zeichenarbeit von Anfang an zusammen an zwei Arbeiter vertheilt worden. Um so weniger, als von fol. 149 an nicht ein, sondern zwei neue Zeichner deutlich erkennbar sind. S. B I und C I.

VI. (6)

Nationalmuseum, München (No. 2060):
Historienbibel (Fassung II)1)

Fol. pap. XV. Jahrhundert (1436). Noch 379 Bll., aber vorn und hinten unvollständig. Zweispaltig, von einer Hand. Rothe Überschriften, rothe und blaue Anfangsbuchstaben, rothe Kapitelzahlen über den Spalten. 54 Bilder im Alten und 20 im Neuen Testament. Drei grosse Initialen: R und M zu Beginn des Alten und des Neuen Testaments nicht in der üblichen Form verziert, sondern mit feiner Feder

1) Im Katalog der Büchersammlung (Kataloge des bayer. Nat.-Mus. in München I) S. 120 findet sich keine Beschreibung, vielmehr nur die Bemerkung, dass diese Weltchronik aus der Illuministenschule von Konstanz stamme. Diese Annahme gründet sich zweifellos auf Repert. VII S. 410, ist aber unhaltbar, s. o. die Anmerkung zur Charakteristik unseres Zeichners.

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